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Nördlingen: Bayern-Bahn klagt gegen Gleisumbau am Bahnhof in Nördlingen

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Bayern-Bahn klagt gegen Gleisumbau am Bahnhof in Nördlingen

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    Der Umbau der Bahnsteige in Nördlingen wird vor dem Verwaltungsgerichtshof verhandelt.
    Der Umbau der Bahnsteige in Nördlingen wird vor dem Verwaltungsgerichtshof verhandelt. Foto: David Holzapfel

    Bereits seit geraumer Zeit gibt es bei der Deutschen Bahn Pläne, die Bahnsteige am Nördlinger Bahnhof samt deren Zugänge während der kommenden beiden Jahre barrierefrei zu gestalten, damit auch behinderte Menschen ohne große Probleme den Zug als Verkehrsmittel nutzen können. Doch inzwischen ist das Projekt Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung geworden.

    Das in Nördlingen ansässige private Verkehrsunternehmen Bayern-Bahn, das neben einem Schienengüterverkehr die historischen Museumszüge auf der „Romantischen Schiene“ betreibt, hat Widerspruch gegen die Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes (EBA) eingelegt, mit den erforderlichen Bauarbeiten zeitnah beginnen zu können.

    Vom Bayerischen Verwaltungs-gerichtshof in München wurde ein entsprechender Antrag, diese auszusetzen, allerdings abgelehnt. Damit könnte die Bahn in diesem Jahr mit vorbereitenden Arbeiten am Bahnhof beginnen. Das Hauptsacheverfahren vor Gericht steht jedoch noch aus. Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres wird es nach Aussage von Bayern-Bahn-Chef Andreas Braun zur Hauptverhandlung kommen.

    Gegenüber den Rieser Nachrichten begründete Braun sein Vorgehen. Mehrere Kriterien sprächen gegen die Umbaupläne. Zum einen würden sie zu einem Verlust der historischen Infrastruktur am Bahnhof führen. Zudem sieht Braun darin einen Verstoß gegen Europarecht, wenn die Bahn nur für die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) bestellten Zugverkehre baut.

    Die Bahnsteige in Nördlingen werden kürzer

    Einige Punkte sind für ihn jedoch weit gravierender: Weil die Bahnsteiglänge künftig nur noch 140 Meter betragen soll und die Bahnsteige von jetzt 55 auf 76 Zentimeter über Schienenoberkante erhöht würden, bekäme die Bayern-Bahn mit ihren Museumszügen erhebliche Probleme. Warum? Das Eisenbahnmuseum fährt in der Regel mit 240 Meter langen Zügen. Eine solche Länge hat derzeit Gleis 5 am Nördlinger Bahnhof - für Braun und seine Mitstreiter ideale Voraussetzungen für ihre historischen Fahrten. Damit wäre es vorbei, wenn der Bahnsteig verkürzt wird. Dann könnten laut Braun auch die Fahrgäste nicht mehr ohne weiteres sicher aussteigen.

    Dem Hinweis des Eisenbahnbundesamtes, die Bayern-Bahn solle ihre Mitfahrenden in Zukunft nur noch über die ersten beiden Wagen aussteigen lassen, kann Braun nichts abgewinnen, wenngleich dies theoretisch möglich wäre, wie er einräumt. „Aber warum soll ich diesen Mehraufwand betreiben, wo ich doch mit der augenblicklichen Situation bestens zurechtkomme?“

    Die Höhe passt nicht zu denen Museumszügen

    Ein weiteres Problem: Die Wagen der Museumsbahn sind auf 55 Zentimeter Bahnsteighöhe ausgelegt. Bei den angestrebten 76 Zentimetern müsste man folglich beim Verlassen „hochsteigen“ - mit all den damit verbundenen Beschwernissen, insbesondere für ältere Personen. Falsch sei in diesem Zusammenhang die Argumentation des EBA, der Staat würde nur den Bau von 76-Zentimeter-Bahnsteigen finanziell fördern. „Auch für weniger Zentimeter gibt es Geld“, so Braun. Der Geschäftsführer hat einen Alternativvorschlag, der beiden Seiten gerecht würde: Die Bahnsteige aufteilen - einen Bereich mit 76 Zentimeter Höhe bauen, den anderen Teil so belassen wie er jetzt ist.

    Ein Kernargument in der vorläufigen Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs für einen Umbau lautet, dass der Mehrwert der Barrierefreiheit für die Bevölkerung erheblicher sei, als die Einzelinteressen einer Museumsbahn. Außerdem müssten sich Bahnsteiglänge und -höhe nach dem alltäglichen Reiseverkehr richten und nicht nach gelegentlichen touristischen Sonderfahrten mit historischen Zügen.

    Der Nördlinger CSU-Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange, der sich an oberster Stelle bei der Deutschen Bahn für einen barrierefreien Umbau in Nördlingen eingesetzt hat, begrüßt die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes, wie er auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. Das Ansinnen der Bayern-Bahn, diesen zu stoppen, sei „aus triftigen Gründen“ klar abgelehnt worden.

    Dass die Richter bei der Hauptverhandlung im Herbst zu einer anderen Sichtweise kommen könnten, hält Lange für unwahrscheinlich. Eine Entscheidung zugunsten der Bayern-Bahn würde die Bauarbeiten in Nördlingen mindestens um drei Jahre verzögern und damit zu Lasten der behinderten Menschen in der Region gehen, sagte der Abgeordnete.

    Sollte das Hauptverfahren nicht in seinem Sinne ausgehen, hat Geschäftsführer Braun Revision beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig angekündigt.

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