In Corona-Zeiten, in denen man den Bürgern „alles weggenommen hat, was Spaß macht“ (so Kritiker des neuerlichen Lockdowns) ist Kreativität gefragt. Wenn Tourismus im herkömmlichen Sinne schon nicht möglich ist, wie wäre es denn mit einer Baustellen-Tour? Zum Beispiel in Nördlingen, wo gefühlt derzeit an beinahe jeder Ecke der Stadt erneuert oder verändert wird.
Eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt ist die Nürnberger Straße. Seit Montag ist sie komplett gesperrt, weil der in die Jahre gekommene Bahnübergang im Auftrag der BayernBahn saniert werden muss. Zwei Firmen teilen sich die Gleis- und Straßenbauarbeiten, die dank passgenauer Betonfertigteile bereits weit fortgeschritten sind. „Am kommenden Dienstag sind die Asphaltarbeiten vorgesehen, dann sind wir pünktlich fertig“, sagt Vorarbeiter Zafer Alkan vom Straßenbau-Unternehmen Dobler aus Augsburg. Die Fertigteile hätten den großen Vorteil, dass sie nicht erst tagelang aushärten müssen, sondern sofort befahrbar sind, erklärt der Experte.
Baustellentour durch Nördlingen: Hier wird fleißig gebaut
Im Zeitplan ist auch die neue Brücke über die Krankenhausstraße. Nachdem das alte Holzbauwerk aus den 1980er-Jahren abgerissen worden war, sind jetzt die mächtigen Widerlager fertiggestellt, zwischen die die neue Stahlkonstruktion in der kommenden Woche gespannt werden soll. Derzeit werden die elektrischen Leitungen neu verlegt, die für die Beleuchtung und – man höre und staune – eine sogenannte Begleitheizung zum Abtauen der betonierten Oberfläche bei Minustemperaturen notwendig sind. Quasi eine Fußbodenheizung im Freien.
Diese Technik „wirkt sich positiv auf die Langlebigkeit der Stahlkonstruktion aus, gleichzeitig werden die mit Streumittel verbundenen umweltbelastenden Auswirkungen vermieden“, heißt es dazu aus dem Nördlinger Stadtbauamt. Die Fertigstellung der Brücke sei je nach Witterung für Dezember 2020 oder Frühjahr 2021 geplant. Anfang Dezember werde die Verkehrsfreigabe erfolgen.
Südtiroler und Herkheimer Viertel: Neue Kanäle
Nächster Ortswechsel. Mächtige Baugeräte graben derzeit im Südosten der Stadt tief in den Nördlinger Untergrund. Ein Teilbereich des Südtiroler Viertels und des Herkheimer Viertels wird im Mischsystem entwässert, hat also nur einen Kanal für Schmutz- und Regenwasser. Dafür ist im Generalentwässerungsplan der Stadt Nördlingen ein Regenüberlaufbecken mit einem Beckenvolumen von 240 Kubikmetern vorgesehen. Dieses Überlaufbecken wird mit einem Kostenaufwand von knapp zwei Millionen Euro bis zum Frühjahr 2021 in der Form eines Stauraumkanals mit einem Durchmesser von zwei Metern und auf einer Länge von 75 Metern am Schlerner Weg verwirklicht. In einem Zulaufkanal wird das Mischwasser zum Stauraumkanal geleitet.
Hier sind auch die Grundstücks- und Straßenentwässerungsleitungen angeschlossen. Bei Regenwetter kann das gesamte Mischwasser nicht auf einmal an die Kläranlage weitergeleitet werden. Der Schmutzstoß zu Beginn des Regens wird im Stauraumkanal aufgefangen und zurückgehalten. Ein Drosselschacht gibt lediglich zehn Liter pro Sekunde über die Ablaufleitung an die Kläranlage weiter. Die Drosselung wird über eine Durchflussmessung und einen Elektroschieber gesteuert. Zusätzlich gibt es ein sogenanntes Entlastungsbauwerk, in dem im Bedarfsfall bei gefülltem Stauraumkanal und anhaltenden starken Regengüssen das stark verdünnte Mischwasser gezielt in einem Ablaufkanal zur Eger geleitet wird.
Gebaut wird auch rund um die Kaiserwiese und am Emmeramsberg
Weitere aktuelle Tiefbauprojekte sind die bereits seit August laufende Erneuerung der Straßen „Bei den Kaiserwiesen“ für knapp 500.000 Euro sowie „Am Emmeramsberg“ mit Gesamtkosten von circa 330.000 Euro.
Wenn alles plangemäß laufe, sollen diese beiden Baustellen noch im Laufe des Monats November abgeschlossen werden, sagte Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel bei der kürzlichen virtuellen Bürgerversammlung im Stadtsaal „Klösterle“.
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