Schon seit 17. März wäre sie zu sehen gewesen, die neue Sonderausstellung über Nördlingens Zeit im „Dritten Reich“. Eine große Eröffnung mit Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkriegs hätte es ebenfalls geben sollen. Viele Schüler hätten die Ausstellung mit ihren Klassenkameraden besichtigen können, aber in diesem Jahr läuft eben vieles unerwartet. Corona hat auch das Ausstellungsjahr im Stadtmuseum Nördlingen verändert.
Seit Wochen hatte die fertige Sonderausstellung „13 Jahre – 13 Dinge. Einsichten in die Zeit des Dritten Reichs in Nördlingen“ darauf gewartet, angeschaut zu werden. Nun ist es endlich soweit: Ab dem heutigen Dienstag, 12. Mai, soll die Saison 2020 vorsichtig beginnen – selbstverständlich mit Hygienekonzept.
Stadtmuseum arm an Ausstellungsstücken
Anlässlich des Weltkriegsendes vor 75 Jahren richtete Museumsleiterin Andrea Kugler den Blick auf die Zeit zwischen 1933 und 1945, als das sogenannte „Dritte Reich“ auch Nördlingen fest im Griff hatte. Bedauerlicherweise ist die Sammlung des Stadtmuseums arm an Ausstellungsstücken, die diese Zeit dokumentieren. Während für die Zeit des Ersten Weltkriegs von den Museumsverantwortlichen zeitnah eine offizielle Sammlung angelegt wurde, gibt es aus dem Zweiten Weltkrieg und der Zeit davor kaum Erinnerungsstücke. Den Objektmangel machte Andrea Kugler zur Basis für ihr Ausstellungskonzept: „13 Jahre Nationalsozialismus in Nördlingen sollten exemplarisch mit 13 Dingen dargestellt werden“. Dass dabei große Lücken entstehen, ist ihr bewusst. Dennoch will sie versuchen, mit 13 Stationen Einsicht in das städtische Leben zu geben.
Jedem Jahr ist ein Thema zugeordnet, das das Leben der Menschen in Nördlingen in dieser Zeit bestimmte: Es geht beispielsweise um das Feiern diverser Jubiläen und Feste, das Winterhilfswerk, den Reichsarbeitsdienst mit seinen Lagern, aber auch die Unterdrückung von Juden und Zwangsarbeitern, den Krieg, den Luftschutz oder das Bombardement der Stadt im Jahr 1945.
Prägender Eindruck deutscher Geschichte
Zeitgenössische Fotos und Dokumente, meist aus dem Stadtarchiv Nördlingen, illustrieren die einzelnen Themen. Einige Objekte und Fotografien stammen dankenswerterweise aus Privatbesitz und bereichern die Darstellung. Noch immer ist auch heute nicht selbstverständlich, dass sich Familien ihrer Geschichte stellen und ihre Fotoalben für andere öffnen. Dabei läuft die Zeit für die Aufarbeitung des Themas mit Zeitzeugen ab. War jemand bei Kriegsende 20 Jahre alt, so ist er heute 95.
Das Stadtmuseum bemüht sich, die derzeitige Sammlungslücke „Drittes Reich“ zu schließen und diese für die deutsche Geschichte so prägende Zeit zu dokumentieren. Die Museumsmacherin würde sich daher freuen, Gegenstände, Fotos und Dokumente aus privaten Archiven in die Sammlung aufzunehmen. Auch wenn die derzeitige Ausstellung schon fertig ist, so ist noch Freifläche für kommende Stücke vorgesehen.
- Öffnungszeiten des Nördlinger Stadtmuseums: Dienstag bis Sonntag, von 13.30 bis 16.30 Uhr. Besucher mit Mund-Nasen-Schutz werden einzeln oder als Familie, jeweils mit zeitlichem Abstand zum vorherigen Besucher, eingelassen. Ein Rundgang führt durch die Ausstellung.
- Auch das Nördlinger Stadtmauermuseum öffnet am heutigen Dienstag, den 12. Mai, wieder mithilfe eines Hygienekonzepts, das eine Besucherlenkung und die Beschränkung der Besucherzahl vor-sieht. Auch die Öffnungszeiten müssen leicht verändert werden. Bis auf weiteres gilt: Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 13 Uhr und 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Wegen der beengten Verhältnisse an den Treppen besteht im Museum Maskenpflicht für jeden Gast ab einem Alter von sechs Jahren. Gruppen können leider nicht eingelassen werden, teilt die Stadt Nördlingen mit.
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