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Nördlingen: Auf die Kathrein-Mitarbeiter kommen schwere Zeiten zu

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Auf die Kathrein-Mitarbeiter kommen schwere Zeiten zu

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    Hinter verschlossenen Türen fand gestern eine weitere Betriebsversammlung bei Kathrein Mobilcom in Nördlingen statt. Das Werk soll Ende April 2016 geschlossen werden.
    Hinter verschlossenen Türen fand gestern eine weitere Betriebsversammlung bei Kathrein Mobilcom in Nördlingen statt. Das Werk soll Ende April 2016 geschlossen werden. Foto: William Harrison-Zehelein

    Die Politik zeigt sich geschockt von der angekündigten Schließung des Kathrein-Werkes in Nördlingen und dem Verlust von 700 Arbeitsplätzen. Der Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, Franz Josef Pschierer, kam gestern am späten Nachmittag ins Ries, um sich vor Ort ein Bild zu machen und mit der Werkleitung zu sprechen.

    Nach dem knapp einstündigen Treffen sagte Pschierer vor der Presse, oberste Priorität habe jetzt, mit Hilfe der Agentur für Arbeit in Donauwörth möglichst viele Arbeitskräfte in anderen Unternehmen der Region unterzubringen. Der Staatssekretär bezeichnete dies als schwierig, weil viele ungelernte Kräfte betroffen seien. Qualifizierungsmaßnahmen würden sicher dabei helfen. Einen weiteren Nachteil sehe er in deren eingeschränkter Mobilität. Kathrein-Mitarbeiter stehen unter Schock

    Abfindungen und Transfergesellschaft erfahrungsgemäß nicht möglich

    In einem Gespräch mit dem Bayerischen Arbeitsministerium habe er die Möglichkeit einer Transfergesellschaft erörtert, die die entlassenen Mitarbeiter zumindest eine gewisse Zeit finanziell auffangen könnte. Auf Nachfrage äußerte sich Pschierer allerdings zurückhaltend, ob diese Alternative eine realistische Chance besitze. Die Kathrein-Geschäftsleitung habe sich bekanntlich für Abfindungszahlungen entschieden.

    Beides, Abfindungen und Transfergesellschaft, gehe erfahrungsgemäß nicht. Uwe Thumm, einer der beiden Geschäftsführer im Nördlinger Werk, nannte in dem Zusammenhang die jeweilige Betriebszugehörigkeit als Maßstab für die Höhe der

    Pschierer will zudem die Ansiedelungsagentur des Freistaates Bayern „Invest in Bavaria“ beauftragen, potenziellen Investoren die Kathrein-Liegenschaft in der Nürnberger Straße für eine möglichst schnelle Nachnutzung schmackhaft zu machen. Mehr könne seitens der Politik derzeit nicht getan werden.

    Oberbürgermeister Hermann Faul appellierte an die Solidarität der Unternehmen in der Region, die Fachkräfte von Kathrein in ihren Firmen zu beschäftigen. Damit hätten die Firmenchefs die Möglichkeit, ihre immer wieder geäußerten Wünsche nach mehr Facharbeitern in ihren Betrieben in die Tat umzusetzen. „Da bin ich sehr gespannt.“ Landrat Stefan Rößle will das Thema Kathrein heute in der Vorstandssitzung des Wirtschaftsförderverbandes zur Sprache bringen. CSU-Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler plädierte dafür, die von Faul angeregte konzertierte Aktion nicht nur kurzfristig, sondern über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten.

    Kathrein schließt Werk in Nördlingen 

    Keiner der Mitarbeiter rechnete mit der Werksschließung

    Am Nachmittag hatte es im Kathrein-Werk eine weitere Betriebsversammlung für die Mitarbeiter gegeben. Sechs Vertreter der Agentur für Arbeit waren vor Ort. Bereichsleiterin Irene Stürze sagte, eigentlich sei geplant gewesen, dass Kathrein Mobilcom am kommenden Wochenende bei der Ausbildungsmesse in Harburg mit einem Stand vertreten sei. Am Montag habe die Agentur von den Kündigungen erfahren, im Rahmen der üblichen Anzeigepflicht. Im Bezirk der Agentur leben 550 der 700 Mitarbeiter. Im Rahmen der Betriebsversammlung bekamen die ersten Mitarbeiter gestern auch ihre Kündigung. Dem Vernehmen nach sollen die übrigen heute den entsprechenden Brief erhalten.

    Viele sagten gestern, dass wohl keiner mit der Werksschließung gerechnet habe – die Nachricht am Dienstag sei ein Schock gewesen. Lilli Menzer aus Wemding hat mehr als elf Jahre bei Kathrein in Nördlingen gearbeitet: „Das war mein Traumjob.“ Sie ist 53 Jahre alt, kam aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Solche Jobs, wie es sie bei Kathrein gegeben habe, seien in Zukunft kaum mehr zu finden, meinte sie.

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