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Nördlingen: An Nördlinger Schule sollen Coronaviren mit neuartiger Substanz vernichtet werden

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An Nördlinger Schule sollen Coronaviren mit neuartiger Substanz vernichtet werden

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    Die Beschichtung Airdal der Firma Franz Kiel tötet dauerhaft Viren ab (im Bild zu sehen ist eine Mikroskop.Aufnahme des Coronavirus).
    Die Beschichtung Airdal der Firma Franz Kiel tötet dauerhaft Viren ab (im Bild zu sehen ist eine Mikroskop.Aufnahme des Coronavirus). Foto: dpa, NIAID-RML/AP

    Unternehmen aus Nördlingen leisten mit ihren Produkten einen entscheidenden Beitrag gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Sie stellen Schnelltestgeräte her (LRE Medical) und spenden Desinfektionsmittel (Destilla). Nun vertreibt auch das Unternehmen Franz Kiel ein Hygiene-Produkt, das es dem Unternehmen zufolge so noch nicht gegeben hat: eine antimikrobielle Beschichtung für Oberflächen, die einen effektiven Schutz vor dem neuartigen

    Das Besondere an dem Produkt namens „Airdal by Kiel“: Die Beschichtung kann aufgesprüht werden, auch auf weiche Oberflächen. Sie ist unsichtbar und die virentötende Wirkung hält zwölf Monate an, wie Vertriebsleiter Daniel Fräde versichert.

    Sprühschutz gegen Coronavirus: Einsatz an der Mittelschule Nördlingen

    Die Firma Kiel stellt das Produkt kommenden Mittwoch in der Mittelschule Nördlingen vor und spendiert der Schule in diesem Zuge eine kostenfreie Beschichtung der Oberflächen in allen Klassenräumen. Ebenso soll ein Schulbus antimikrobiell behandelt werden.

    Doch wie wirkt dieses Produkt? In dem Spray sei neben Wasser Siliziumdioxid, erklärt Daniel Fräde. Nach dem Aufsprühen müsse man sechs Stunden warten, bis das Wasser verdunstet sei. Zurück bleibe eine formlose, glasartige Schicht, mit der die Oberfläche versiegelt werde.

    Die Oberfläche weise kleinste physische Spitzen auf, die man nur unter dem Mikroskop erkennen könne. Die Beschichtung habe eine positive elektrochemische Aufladung aufgrund von Stickstoffmolekülen. Dadurch würden Viren wie das Coronavirus mit ihrer negativ geladenen Protein-Hülle angezogen. Treffen die Viren dann auf die glasartige Beschichtung, würde ihre Hülle durch die winzigen Spitzen perforiert, erklärt Daniel Fräde. Die Viren seien zerstört.

    Helmholtz-Instutut teilt mit: Airdal wirkt auch gegen das Coronavirus

    Das Helmholtz-Institut, eine bedeutende unabhängige Forschungseinrichtung, habe das Produkt überprüft und dem Unternehmen erst vor zwei Wochen die Vorabergebnisse der Prüfung mitgeteilt. Diese hätten bestätigt, dass Airdal auch gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 wirksam sei, sagt Fräde. Eine offizielle Bekanntgabe der Ergebnisse seitens des Helmholtz-Instituts stehe aber noch aus. Der Vertriebsleiter weist auch noch auf einen weiteren Pluspunkt des Produkts hin. Durch die Beschichtung seien die Oberflächen besser gegen Gebrauchsspuren geschützt und liessen sich leichter reinigen. „Der Schutzfilm hält also nicht nur Bakterien, Viren und Co. dauerhaft fern, er fungiert auch als Versiegelung der behandelten Oberflächen“, heißt es auf der Unternehmens-Website. Zudem beuge die Beschichtung der Bildung von Schimmel, Pilzen und anderen Mikroorganismen vor.

    Innovation aus Bayern gegen Corona: Schmierinfektionen können verringert werden

    Das Unternehmen Franz Kiel vertreibt das Produkt weltweit exklusiv für Hersteller von Bussen und Bahnen, wo es auf Stoffen, Leder, Haltegriffen und Armlehnen aufgebracht werden kann. Kiel selbst ist europaweit der größte Hersteller von Sitzsystemen für Busse und Bahnen. Im Ries hätte ein privates Reisebusunternehmen zu den ersten Kunden gezählt. Auch die Stadtwerke Coburg nutzten das Produkt bereits im öffentlichen Nahverkehr. „Es ist momentan ein sehr großes Interesse vorhanden“, stellt der Vertriebsleiter fest.

    Viele Menschen seien derzeit ängstlich, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, zumal die Infektionszahlen wieder steigen. Der viruzide Oberflächenschutz könne da helfen. „Wir wollen es schaffen, wieder Vertrauen in das Transportmittel Bus und Bahn zu schaffen“, sagt Fräde nachdrücklich.

    Die Corona-Lage in Deutschland: die wichtigsten Fragen und Antworten

    Wie viele Infizierte gibt es? Die Gesundheitsämter in Deutschland haben innerhalb eines Tages 785 neue Corona-Infektionen übermittelt. Dies meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntag. Binnen einer Woche wurden 7905 Fälle registriert. Am 23. August lag der Wert noch bei 8528.

    Wie viele liegen in der Klinik? Dazu Zahlen aus der Meldewoche vom 17. bis 23. August, in der rund 9200 Menschen als infiziert galten und damit fast vier Mal so viele wie sechs Wochen zuvor: Von jenen Infizierten, zu denen es Angaben über ihren Behandlungsstatus gab (6981), mussten 323 ins Krankenhaus. Vor sechs Wochen war die Zahl nur wenig niedriger. Rund 240 Patienten werden derzeit intensivmedizinisch betreut. Mitte April lagen noch mehr als 2000 Corona-Kranke auf der Intensivstation. Momentan sind in Deutschland rund 9000 Intensivbetten frei.

    Wie sind die Krankheitsverläufe? Ein Grund dafür, dass momentan vergleichsweise wenige Infizierte schwere Krankheitsverläufe haben, könnte das Alter sein. Dem RKI zufolge liegt das Durchschnittsalter der Menschen mit positivem Testergebnis derzeit bei etwa 32 Jahren. Mitte April lag es bei rund 50 Jahren. Das RKI weist zudem darauf- hin, dass in den vergangenen Wochen vor allem der Anteil der Zehn- bis 30-Jährigen zugenommen hat. Jüngere Menschen kämen besser mit der Infektion klar als Ältere, erklärte Virologe Ulf Dittmer vom Uniklinikum Essen. Zudem hätten sie in der Regel keine schwerwiegenden Vorerkrankungen, die einen schweren Verlauf der Krankheit begünstigen. Ihm zufolge infizieren sich junge Menschen häufiger, weil sie sich nicht mehr so stark an die Hygieneregeln halten.

    Warum gibt es relativ wenige Schwerkranke? Eine These zum geringen Anteil von Schwerkranken besagt, dass sich das Virus weiterentwickelt hat und nicht mehr so oft zu schweren Krankheitsverläufen führt. Dem widerspricht Richard Neher von der Uni Basel. Er sagt, dass das Coronavirus nicht harmloser geworden sei. Zwar habe es ähnlich wie andere Viren Mutationen durchgemacht, aber „es gab keine Mutation, die sich in ganz Europa durchgesetzt hätte“: „Das Virus hat sich also zwischen März und jetzt nicht entscheidend verändert.“

    Wie hoch ist die Zahl der Tests? Die Gesamtzahl der Tests steigt in Deutschland kontinuierlich. Seit Monaten werden die Kapazitäten ausgebaut. Zuletzt wurden dem RKI zufolge fast eine Million Menschen binnen einer Woche getestet. Zum Vergleich: Mitte April lag die Zahl deutlich unter 500 000. Der Anteil positiver Tests ist dabei seit Anfang April von rund acht auf unter ein Prozent gesunken. „Wir testen mehr und finden mehr asymptomatische Personen ganz ohne Krankheit“, hat Ulf Dittmer vom Uniklinikum Essen festgestellt. Auch das könne ein Grund für den Anstieg der Neuinfektionen bei gleichzeitig wenigen Menschen mit schweren Krankheitsverläufen sein.

    Kann man sich nochmals anstecken? Nach Meldungen aus Hongkong, Belgien und den Niederlanden berichten nun Wissenschaftler aus den USA und Ecuador über Fälle, in denen sich Menschen offenbar ein weiteres Mal mit Corona infizierten. Bei beiden Betroffenen habe die zweite Infektion für schwerere Symptome gesorgt, erklärten Forscher der Uni Nevada und des Instituts für Mikrobiologie der Universität von Quito. Erbgutuntersuchungen zeigten, dass erste und zweite Infektion auf verschiedene Varianten von Sars-CoV-2 zurückzuführen sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht angesichts von inzwischen rund 25 Millionen erfassten Corona-Infektionen weltweit davon aus, dass es sich um Einzelfälle handelt. Wie lange die Immunität nach einer ersten Ansteckung anhält und wie ihre Dauer mit der Schwere des Krankheitsverlaufs zusammenhängt, ist unklar. Bislang wird vermutet, dass eine durchgemachte Corona-Infektion zumindest zeitweise Schutz vor einer erneuten verleihen dürfte. (AZ)

    Kiel ist eine Kooperation mit der gleichnamigen Firma Airdal, dem Hersteller des Produkts, eingegangen. Ursprünglich komme Airdal aus dem Luftfahrtbereich, wo das Oberflächenmittel erst 2019 auf der Flugzeugmesse in Hamburg vorgestellt worden sei, sagt Fräde. Zahlreiche große Airlines würden Airdal in ihren Flugzeugen bereits einsetzen. Für den Bus- und Bahnbereich habe Kiel spezielle Oberflächentests durchgeführt und damit sichergestellt, dass es sich auch in diesem Bereich anwenden lasse.

    • Franz Kiel GmbH, gegründet 1945, Firmenhauptsitz: Nördlingen (Nürnberger Straße)
    • Airdal GmbH, ein junges Unternehmen mit Firmensitz in Ahrensburg.

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