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Natur: Die Raupe wird zur Gefahr für die Wälder

Natur

Die Raupe wird zur Gefahr für die Wälder

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    Die Spuren des Eichenprozessionsspinners zeigen bei einem Rundgang in den Wäldern des Fürstlichen Hauses zu Oettingen-Wallerstein Josef Grau vom Forstbetrieb und Sarah Lenz, zuständig für das Marketing des Hauses.
    Die Spuren des Eichenprozessionsspinners zeigen bei einem Rundgang in den Wäldern des Fürstlichen Hauses zu Oettingen-Wallerstein Josef Grau vom Forstbetrieb und Sarah Lenz, zuständig für das Marketing des Hauses. Foto: Viktor Turad

    Noch ist von der Gefahr, die im Wald lauert, nichts zu sehen. Doch sie ist da. Der Eichenprozessionsspinner kann für die Eichenbestände tödlich sein, er gefährdet die Gesundheit von Mensch und Tier und kann immense wirtschaftliche Schäden verursachen. Josef Grau vom Forstbetrieb des Fürstlichen Hauses zu Oettingen-Wallerstein hofft, dass es nicht soweit kommt. Denn den Eichenprozessionsspinner kann man bekämpfen: vom Hubschrauber aus. Der Ostalbkreis hat dafür bereits grünes Licht gegeben.

    Grau zeigt an diesem strahlenden Frühlingsmorgen auf ein Waldstück bei Munzingen: „Hier ist der Eichenprozessionsspinner 2012 erstmals in unserer Gegend aufgetreten. Und jetzt sind die Eichen erledigt, da ist nichts mehr zu retten.“ Es bleibe nur noch ein Kahlschlag. Eichen werde er hier nicht mehr anpflanzen. Dass es soweit gekommen ist, liegt daran, dass man anfangs die Situation gar nicht einschätzen konnte, erzählt Grau. Der Eichenprozessionsspinner ist ein nachtaktiver Schmetterling, der warm-trockene Regionen liebt. Und die findet er wegen des Klimawandels im Gegensatz zu früher nun auch im Ries und auf der Ostalb. Die Weibchen legen ihre Eier im Herbst gerne im obersten Kronenbereich der Eichen ab. Wenn die Prozessionsspinner im Frühjahr schlüpfen, sieht man mit dem bloßen Auge nichts. Im Sommer ist die Bescherung umso größer: Dann sind die Schädlinge nicht nur gut zu sehen, dann fressen sie auch die Eichen leer. Und man kann allenfalls noch zur chemischen Keule greifen.

    Der Eichenprozessionsspinner hat auch natürliche Feinde

    Bei Munzingen bringt selbst das nichts mehr, denn anfangs hatte man aufgrund der Literatur davon ausgehen müssen, dass die Natur das Problem selbst in den Griff bekommt, erzählt Grau. Der Eichenprozessionsspinner hat nämlich natürliche Feinde, den Kuckuck etwa. Weil durch den Klimawandel die Vegetation früher beginnt, sind seine Feinde aber noch nicht aktiv und der Eichenprozessionsspinner hat freie Bahn. Aber deswegen sind die Eichen nicht verloren. Die Attacken des vergangenen Sommers, deren Spuren Grau überall in den Wäldern auf der Ostalb und im Ries und sogar bis hinüber nach Harburg zeigen kann, haben den Eichen zwar zugesetzt, sie sind aber noch zu retten, versichert er. So sieht man es auch im Ostalbkreis. Dort will das Landratsamt massiv vorgehen: Vom Hubschrauber aus sollen Insektizide gesprüht werden. Dafür müssen zeitweise Wälder und Straßen gesperrt werden, denn für die Bekämpfung bleiben Anfang Mai gerade mal zwei Wochen.

    Das Bekämpfungsmittel, das fein dosiert gespritzt wird, wirkt Grau zufolge selektiv und nur wenige Tage ausschließlich auf frei fressende Schmetterlingsraupen. Es sei kein Kontaktgift, nicht gefährlich für Bienen oder giftig für Fische. Vor allem aber: Nach dieser Sprühaktion könne man davon ausgehen, dass die Population so stark dezimiert ist, dass sich das Problem für die nächsten acht bis zehn Jahre erledigt habe. „Man muss dann nicht jedes Jahr erneut sprühen“, stellt Grau klar.

    Gefährdet sind 560 Hektar oder ein Prozent der Waldfläche im gesamten Ostalbkreis. Besonders massiv aber leidet das Fürstliche Haus Oettingen-Wallerstein unter dem Problem. Es besitzt 250 Hektar Wälder im Ostalbkreis, von denen 160 Hektar in die Sprühaktion einbezogen werden. In Bayern geht es um 100 Hektar. Die wirtschaftlichen Schäden, die der Eichenprozessionsspinner hier anrichten könnte, wären immens hoch.

    Das Landratsamt Donau-Ries reagiert noch zurückhaltend

    Im Ries reagiert das Landratsamt in Donauwörth allerdings noch zurückhaltend. Auf Anfrage der Rieser Nachrichten teilt Sprecherin Gabriele Hoidn mit, die Behörde behandle eigene Bäume an Liegenschaften wie Schulen und Kindergärten vorsorglich, ebenso an kritischen Standorten, an denen viel Publikumsverkehr zu erwarten sei. Den Wald verwalte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forst, die Einsätze gingen somit von ihr aus. Die Regierung habe die Behandlung des Waldrandes abgelehnt. Der Wald selber werde nach Pflanzenschutzrecht von der Forstverwaltung selbst behandelt. Das heißt, sagt Josef Grau, dass dort gesprüht wird. Was mit den Waldrändern geschehe, sei noch offen. Wenn nicht gesprüht werden sollte, könnte eine Folge sein, dass im Sommer die Wälder für Besucher gesperrt werden müssen. Weil der Waldrand gefährlich für sie wäre. Und was ist mit Festen in der Nähe?

    Für das Festival Blasius, das bei Fremdingen gefeiert wird, gibt der Vorsitzende des Musikvereins, Benjamin Seefried, Entwarnung: „Es stimmt definitiv nicht, dass das Blasiusfest wegen des Eichenprozessionsspinners gefährdet ist.“ Das Festgelände selbst sei abseits der potenziellen Gefahrenzone. An der Zufahrt habe man im vergangenen Jahr nicht ausschließen können, dass sie vom Eichenprozessionsspinner befallen sind, weshalb sie der Verein vorsorglich auf eigene Kosten habe absaugen lassen. Auch in diesem Jahr seien die Besucher definitiv keinerlei Gefahren ausgesetzt.

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