Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Munningen: Römische Siedlung bei Munningen: Was die steinernen Inschriften verraten

Munningen

Römische Siedlung bei Munningen: Was die steinernen Inschriften verraten

    • |
    Der Tempel Munningen, wie er sich nach Ausgrabungen beim Bau der Westumgehung darstellte. Die Rekonstruktion eines gallo-römischen Umgangstempels erfolgte durch die Universität Freiburg.
    Der Tempel Munningen, wie er sich nach Ausgrabungen beim Bau der Westumgehung darstellte. Die Rekonstruktion eines gallo-römischen Umgangstempels erfolgte durch die Universität Freiburg.

    Als im Jahre 2009 die Ortsumgehung von Munningen gebaut wurde, war von der Trasse auch ein Teil des römischen

    Die Inschrift zu Ehren des Kaisers Commodus zum Abschluss von Baumaßnahmen.
    Die Inschrift zu Ehren des Kaisers Commodus zum Abschluss von Baumaßnahmen. Foto: Werner Paa

    In einem Gebäude fanden sich überraschend Bruchstücke kleiner Götterstatuetten, außerhalb lag eine dicke Schicht verbrannter Tierknochen, die vielleicht auf einen Brandopferplatz hindeuten. Der Grundriss und mehrere im Inneren entdeckte Inschriftenfragmente aus Solnhofener Plattenkalk verrieten dann die Nutzung des Bauwerks. Es handelte sich um einen sogenannten gallo-römischen Umgangstempel. Dieser Tempeltyp besteht meist nur aus einem Raum (Cella) mit einer Tür. Um den Raum verläuft ein Umgang. Vor allem in den gallischen, germanischen und britischen Provinzen des römischen Reiches mit einer ehemals keltischen Kultur ist er bekannt. Auch in Munningen und Oettingen fanden sich Hinweise, die für das Zusammenleben der Römer mit den Resten der ehemaligen keltischen Bevölkerung sprechen.

    Die Römer verwendeten meist feste Formulierungen

    2015 wurde beim 23. Internationalen Limeskongress die Übersetzung der beiden Inschriften durch Prof. Scholz von der Goethe-Universität in Frankfurt vorgestellt. Obwohl nur wenige Teile der

    Die beiden Steingebäude in Munningen während der Grabung 2009
    Die beiden Steingebäude in Munningen während der Grabung 2009 Foto: Werner Paa

    Bei der ersten Inschrift handelt es sich um eine Bauinschrift, die nach Fertigstellung des Tempels angebracht wurde. „Zu Ehren des göttlichen Kaiserhaus wurde von den Mitgliedern des Collegium der Jugend der Göttin Securitas aeterna unter der Leitung von (?)* als Geschenk ein Tempel erbaut.“ Unter einem Collegium verstand man die Vereinigung von Handwerkern oder andere Gruppen. Schon nach der Grabung 1971 wurde vermutet, dass es in Munningen eine Schola, ein Haus für Vereinsmitglieder, gab.

    Die Göttin Securitas aeterna ist in der römischen Mythologie der Kaiserzeit die Personifikation der Sicherheit des römischen Volkes. Sie wird mit ihren Attributen Stab, Lanze, Füllhorn, Palmzweig und Opferschale abgebildet.

    Die Bauinschrift, die am Tempel für die Göttin Securitas angebracht war.
    Die Bauinschrift, die am Tempel für die Göttin Securitas angebracht war. Foto: Werner Paa

    Zeitlich gesehen fällt der Bau wohl in die Regierungszeit Mark Aurels (161 bis 180). Es war eine Epoche mit unruhigen Zeiten, in der die Grenzen des Imperiums immer wieder bedroht waren. Auch Munningen wurde während der Markomannenkriege in den Jahren um 170 n. Chr. zerstört und wieder aufgebaut. Erst die Stationierung einer römischen Legion in Regensburg im Jahre 179 stabilisierte die Lage der Provinz Raetia für einige Jahrzehnte. So scheint der Wunsch der Bevölkerung nach Sicherheit und Frieden mit der Weihung für die Göttin durchaus verständlich.

    Zweite Inschrift berichtet von Umbau oder Reparatur

    Die zweite Inschrift berichtet offenbar vom Umbau oder einer Reparatur des Tempels, der auch im archäologischen Baubefund zu erkennen war: „Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses und für das Wohl des Kaisers Marc Aurelius Commodus wurde der Tempel mit seinem Umgang (restauriert oder erneuert?)*“.

    Rückseite einer Münze mit der Abbildung der Göttin.
    Rückseite einer Münze mit der Abbildung der Göttin. Foto: Werner Paa

    Commodus, der Sohn Mark Aurels, regierte von 180 bis 192. Im Laufe seiner Herrschaft änderte er mehrmals seinen Namen. Durch die Titel Pius und Felix lässt sich die Inschrift zwischen die Jahre 185 bis 192 datieren.

    Die Ergebnisse der jüngsten Untersuchungen zeigen erneut, dass das römische Losodica auch nach dem Abzug der dort stationierten Kohorte ein wichtiger Ort im Hinterland des römischen Limes war, von dem aus der Nachschub für die Grenztruppen organisiert wurde, der von den römischen Landgütern im Ries produziert wurde. Möglicherweise ist Losodica nicht ganz von Soldaten verlassen worden, da die Sicherstellung der Getreidelieferungen aus dem Ries sicherlich in militärischer Hand lag. Viele Befunde der Siedlung liegen bis heute noch unentdeckt im Boden. Sie werden auch in Zukunft noch manche Überraschungen erbringen.

    *Die in den Inschriften mit einem Stern gekennzeichneten Textstellen konnten von den Wissenschaftlern nicht zweifelsfrei identifiziert werden (Anmerkung der Redaktion).

    Lesen Sie auch:

    Gebürtige Nördlingerin Christel DeHaan in den USA verstorben

    Nördlinger Freibad: Eine Saison der Kompromisse

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden