Nord, Süd oder mitten durch? Wo die Bundesstraße 25 durch Möttingen verlaufen soll, wird schon jahrzehntelang diskutiert. Seit 2016 ist die Straße im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelistet; nun kann überlegt werden, ob und wie eine Umgehung möglich ist. Im August dieses Jahres gründeten Anwohner außerdem eine Bürgerinitiative mit dem simplen wie eindringlichen Namen „B25 raus“. Zusammengefasst lässt sich sagen: Es kommt neuer Schwung in die Debatte. Bürgermeister Timo Böllmann hat sich nun in einem Schreiben an die Möttinger Bürger gewandt. Darin äußert er auch seine persönliche Meinung zur Bundesstraße.
Das Staatliche Bauamt prüft aktuell drei mögliche Szenarien (siehe Infografik): eine Südumfahrung, eine Nordumfahrung und eine Mittelvariante, bei der die jetzige Trasse als Hauptverkehrsader durchs Dorf beibehalten würde. Dem Gemeinderat seien diese Möglichkeiten zum ersten Mal bei einer Klausurtagung am 4. und 5. September vorgestellt worden, wie Böllmann schreibt.
So verlaufen die Süd- und Nordvarianten der B25 um Möttingen
Die Südvariante sehe vor, dass die B25 auf der Höhe von Enkingen nach Süden in Richtung Balgheim/Möttingen geführt werde, heißt es in dem Schreiben weiter. Diese Trasse verlaufe zwischen der bestehenden Maschinenhalle und dem Balgheimer Hahnenberg und führe weiter mit einer Linkskurve in Richtung Möttingen mit einem Brückenbauwerk über den Bautenbach.
Die Nordvariante, so beschreibt Böllmann es, werde ebenfalls auf Höhe von Enkingen mittels einer Brücke über die Bahnlinie und die Ortsverbindungsstraße nach Enkingen geführt. Weiter verlaufe sie dann entlang der Bahn. „Eine zweite Brücke ist notwendig, um den Verkehr zwischen der Eger und der Mailänder Mühle über den Feldweg und den Forellenbach zu führen“, teilt Böllmann mit. Die Trasse werde anschließend wieder eng an die Bahnlinie gedrückt und auf Höhe des Baywa-Geländes nach oben verlaufen, da die DON10 überquert werden müsse. Die Auffahrt auf die Nordtrasse bei der DON10 solle mittels einer Anschlussstelle erfolgen. „Weiter geht es dann über die Egerwiesen mit einem weiteren Brückenbauwerk über die Bahn und den Bautenbach.“
Jede Variante birgt Verlierer
Klar ist: Bei jeder der drei möglichen Varianten wird es Verlierer geben: Anwohner, die plötzlich näher an der Bundesstraße wohnen, oder solche, für die es keine Verbesserung gibt. Bauern, die Flächen verlieren und Gewerbetreibende, die fürchten, dass ihnen die Straße keine Kunden mehr ins Geschäft spült.
Und die Gemeinde? Böllmann und der Möttinger Gemeinderat sind der Meinung, dass eine Mittelvariante solange verfolgt werden muss, bis erwiesen ist, dass sie nicht geeignet ist. Das Szenario, schreibt der Bürgermeister, könne mithilfe von kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen eine Entlastung bringen. Wie genau diese im Zweifelsfall konkret aussehen könnten, ist derweil noch unklar.
Der Konflikt um die B25 gärt seit Jahrzehnten in Möttingen
Der Konflikt um eine mögliche Umgehung gärt seit Jahrzehnten im Dorf. Böllmann sagt: „Dass wir bis heute noch keinen Konsens gefunden haben, liegt schlicht und ergreifend daran, dass wir auf Widerstand stoßen, egal in welche Richtung wir gehen.“ Die weitere Entwicklungsachse Möttingens liege in südlicher Richtung. „Dort sind bereits beachtliche Wohngebiete entstanden sowie weitere geplant.“ Im Falle einer Südumfahrung habe die Gemeinde keine Möglichkeit mehr, sich zu entfalten.
Auch eine Umfahrung im Norden sieht der Bürgermeister eher skeptisch. „Im Norden müsste man die Umfahrung sehr dicht an die Wohnbebauung führen, was lediglich eine Problemverlagerung darstellt.“ Ab Höhe des Baywa-Geländes betrage die Entfernung zu bestehenden Gebäuden lediglich 150 Meter und am Bahnhof nur 70 Meter.
Eine Einigung zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen ist derzeit nicht in Sicht. Die Gemeinde wird deshalb eine Projektgruppe mit unabhängiger Moderation ins Leben rufen. Dabei sein sollen Mitglieder des Möttinger Gemeinderats, das Staatliche Bauamt, die Deutsche Bahn, das Landratsamt Donau-Ries sowie jeweils ein Vertreter der Möttinger Gewerbetreibenden und der Bürgerinitiative „B25 raus“.
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