In einem Punkt nimmt Elke Kuhl, Pächterin und Wirtin der Hotelgaststätte Goldene Rose kein Blatt vor den Mund. „Ich fühle mich von der Politik im Stich gelassen.“ Seit dem Shutdown ist ihr Haus auf beinahe Null zurückgefahren. Gerade im Frühjahr macht die Wirtin, wie sie sagt, „von Ostern bis Pfingsten 50 Prozent des Jahresumsatzes. Das ist das Polster, mit dem wir normalerweise über die etwas schlechtere Zeit im Winter kommen.“ Sie hat nur zwei ihrer 17 Zimmer belegt, Monteure und Urlauber sind weggeblieben: „Seit drei Monaten steht hier alles still.“
Die Gastronomin fühlt sich von der Politik im Stich gelassen
Normalerweise stemmt sie ihr Geschäft mit acht Mitarbeitern, jetzt ist sie nur noch alleine da, die anderen haben sich zum Teil Übergangsjobs gesucht. Sie sagt: „Es muss ja irgendwie weitergehen, für uns alle.“ Auch sie selbst hatte zwischenzeitlich einen Halbtagsjob angenommen, doch der ließ sich auf Dauer mit der Präsenz wegen des Hotelbetriebes nicht aufrechterhalten. Sie hat zwar die staatliche Soforthilfe beantragt und vor ca. zehn Tagen auch bekommen, aber: „Dieser Betrag ist lächerlich im Verhältnis zu dem, was uns an Geschäft entgeht.“ Trotzdem will sie nicht jammern, ihr gehe es nicht besser oder schlechter als allen anderen Wirtshäusern. Der Ertrag aus ihrem kleinen Biergarten, den sie schon vergangene Woche öffnen durfte, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ihre Wirtshauskunden sind überwiegend Stammgäste, die „ein paar Bier trinken. Da geht nicht viel mit Essen.“ Sie kann nicht mal, wie üblich, Bier vom Fass anbieten. Die Nachfrage dazu ist schlichtweg zu gering.
Das Lokal selbst mit seinen zwei Gasträumen kann sie im Prinzip nicht aufmachen, solange die strengen Kontaktbeschränkungen gelten: „Dafür sind wir einfach zu klein. Wenn ich die Abstände einhalten muss, kann ich am Abend vielleicht zwanzig Gäste unterbringen. Dafür einen Koch und mindestens eine Servicekraft zu bezahlen, ist dann einfach nicht drin.“ Aus dem gleichen Grund hat sie auch kein Essen zum Abholen angeboten. So beschränkt sie sich auf ein paar Höhepunkte, die sie punktuell anbietet. Am Vatertag gab es Spanferkel vom Grill und jetzt an Pfingsten bietet die Goldene Rose Spargelgerichte an. „Das kann man wenigstens per Voranmeldung einigermaßen planen und muss nicht vorgehaltene Lebensmittel wegwerfen, wie es bei normalem À-la-Carte-Betrieb sein würde“. Das hat sie an Ostern erleben müssen, ihre ganze Rohware landete damals im Biomüll, weil die Gäste zwangsläufig ausgeblieben waren.
Die Wirtin sorgt sich um die Wirtshauskultur
Das fünfte Jahr leitet sie jetzt die Goldene Rose, vorher war sie im Fürstlichen Keller in Wallerstein und im Rotochsen-Keller in Nördlingen. In ihrer 17-jährigen Tätigkeit als Wirtin sind ihr solche Umstände natürlich noch nicht untergekommen. Sie hofft, dass sich die Situation im Sommer rasch ändert, sonst muss sie sich ernsthaft Gedanken machen. „Die Pacht läuft ja weiter und alle anderen Zahlungen auch, da kann ich keine Hilfe erwarten.“ Im Übrigen versteht sie auch viele Gäste, die in diesen Zeiten auch einfach wegbleiben: „Das Gesellige, das Leute-Treffen, das Karteln, gemeinsames Fußballschauen, die Würfelrunden, das ist doch alles weg.“ Wenn sich nicht in absehbarer Zeit etwas ändert, sieht sie für die bayerische Wirtshauskultur wirklich schwarz.
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