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Nördlingen: Mobbing an Schulen: Ein „Uralt-Problem“

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Mobbing an Schulen: Ein „Uralt-Problem“

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    Ein Sachbearbeiter im Bereich „Neue Medien und Internetkriminalität“ am Polizeipräsidium München zeigt auf einer Echtzeitkarte die Cyberbedrohung in Deutschland. Soziale Medien haben auch eine dunkle Seite. Besonders Kinder und Jugendliche machen immer wieder negative Erfahrungen.
    Ein Sachbearbeiter im Bereich „Neue Medien und Internetkriminalität“ am Polizeipräsidium München zeigt auf einer Echtzeitkarte die Cyberbedrohung in Deutschland. Soziale Medien haben auch eine dunkle Seite. Besonders Kinder und Jugendliche machen immer wieder negative Erfahrungen. Foto: dpa, Sina Schuldt

    Früher hat eine Beleidigung unter Schülern nur kleine Kreise gezogen. Fallen heute in Gruppenchats Schimpfworte oder werden Nacktfotos versandt, lesen es deutlich mehr Schüler. Die Botschaft verhallt auch nicht, als würde man sie in den Raum sagen. Sie bleibt im Verlauf stehen und wirkt nach. Renate Rachidi, die stellvertretende Schulleiterin des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Nördlingen, hat in den vergangenen Jahren eben diese Beobachtung in den Klassen gemacht und sagt, dass Mobbing ein Uralt-Problem sei. Aber sie meint auch: „Sicherlich hat das Internet neue Möglichkeiten geboten.“

    Im Fall des grenzüberschreitenden Cybermobbings an der Nördlinger Realschule Maria Stern hat die Kripo Dillingen nach wie vor einen 14-jährigen Mitschüler im Verdacht. Derzeit laufe die Auswertung der Handys und Computer, teilt der Leiter der Kriminalpolizei, Michael Lechner, mit. Am Montag sei der Schüler vernommen worden. Weitere Informationen teilt die

    „Zahl der Verhaltensauffälligkeiten hat zugenommen“

    Dass Mobbing an Schulen weit verbreitet ist, schilderte erst vor Kurzem ein Schulsozialarbeiter im Jugendhilfeausschuss des Donau-Rieser Kreistags. Sascha Vetter von der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) ist unter anderem für Mobbing-Fälle zuständig. Er teilte dem Gremium seine Erkenntnisse mit, sagte, dass der Bedarf für die Jugendsozialarbeit an Schulen steige. „Die Zahl der Verhaltensauffälligkeiten hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen“, sagte er damals. Auch er sprach von Cybermobbing und davon, dass viel auf Facebook oder Instagram geschehe. Er erzählte davon, dass Nacktaufnahmen von Schülern in Umkleidekabinen aufgenommen und untereinander weitergeschickt worden seien. Sein Bericht ähnelt den Aussagen einiger Schulleiter im Landkreis.

    Dass Straftaten im Internet, gerade in Bezug auf die Neuen Medien, eine immer größere Rolle an Schulen spielen, bestätigt außerdem der Leiter der Polizeiinspektion Nördlingen, Walter Beck. Selbst an kleinen Schulen, wie der Mittelschule in Deiningen, sei Cybermobbing zu beobachten, auch wenn man „nicht wirklich Probleme“ hätte, wie Rektorin Margit Stimpfle sagt. An der Schule gebe es einen Jugendsozialarbeiter, dem sich Schüler anvertrauen könnten.

    Zweimal Nacktfotos verbreitet

    Überzeugt davon, dass Cybermobbing zugenommen hat, ist der Konrektor der Rainer Realschule, Christian Sattich. „Auch wenn es bei uns nicht überhandnimmt“, ergänzt er. An einer Schule, an der er früher unterrichtet hat, seien zweimal Nacktfotos verbreitet worden. Grundsätzlich, so sagt er weiter, ließen sich die meisten Sachen in der Schule klären. Eine Schulpsychologin spreche dann mit den Betroffenen und hole die Eltern dazu.

    An der Nördlinger Realschule Maria Stern hat das Cybermobbing nicht nur Folgen für die Betroffenen. Wie Schulleiter Thomas Möckel am Montag bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in der Aula der Realschule sagte, hätten sich am Montag erste Eltern bei ihm gemeldet, die ihre Schüler zu Hause ließen. Möckel sagte jedoch ergänzend, dass für andere Kinder keine Gefährdungslage vorliegen würde.

    Im Internet ließ die Kritik bezüglich der Ermittlungsarbeit nicht lange auf sich warten. Es sei nicht verständlich, warum die Ermittlungsbehörden so lange für einen Verdachtsfall brauchten, hieß es. Kripo-Chef Lechner will zwar nicht auf Details eingehen, betont allerdings, dass für ihre Arbeit die Speicherung gewisser Daten im Internet für eine deutlich längere Zeit, als es im Telekommunikationsgesetz geregelt ist, von Vorteil wäre. Anonymisierungsdienste, die IP-Adressen verschlüsseln, würden die Arbeit außerdem erschweren.

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Martina Bachmann: Ein bedauerlicher Fehler

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