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Mittelfranken: Vater soll Frau und drei Kinder in Gunzenhausen getötet haben

Mittelfranken

Vater soll Frau und drei Kinder in Gunzenhausen getötet haben

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    Der Tatort in Gunzenhausen.
    Der Tatort in Gunzenhausen. Foto: Catherine Simon, dpa

    Von außen sieht das Mehrfamilienhaus in der Bismarckstraße etwas trostlos aus – der rote Lack an den Balkonen ist leicht abgeblättert und ausgebleicht. Vor dem Haus finden sich ein kleiner grüner Rasen und halbwegs geschnittene Sträucher. Aus fast jedem Fenster huscht mal ein neugieriger Blick nach draußen, nur im dritten Stock bleiben die Rollläden geschlossen – hier spielte sich am frühen Dienstagmorgen eine Familientragödie ab, die auf dem Stück Grün vor dem Haus endete.

    Bei den Rettungskräften ging am Morgen gegen sechs Uhr ein Notruf ein. Ein Zeuge meldete, dass er einen Schwerverletzten in dem kleinen Garten vor dem Mehrfamilienhaus und die Leichen einer Frau und dreier Kinder in der Wohnung gefunden habe. Nach ersten Angaben der Polizei handelte es sich bei dem Verletzten um den 31-jährigen Ehemann und Vater der toten Kinder in der Wohnung. Die

    Bei den Anwohnern der Bismarckstraße herrscht Fassungslosigkeit

    Der 31-Jährige befindet sich im Krankenhaus und wurde notoperiert. Vernehmungsfähig werde er wohl erst im Laufe der nächsten Tage sein, sagte ein Polizeisprecher. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in einer Pressekonferenz mitteilte.

    Nach Angaben der Ermittler bestand ein Kontaktverbot zwischen dem Vater und seiner Familie. Am 21. Juni sei dem Mann der Schlüssel für die gemeinsame Wohnung abgenommen und ein Kontakt- und Näherungsverbot ausgesprochen worden, teilte die Polizei mit. Er soll Frau und Kinder misshandelt haben. Eine Zeugin habe die Beamten darüber informiert, dass er seine Söhne verprügelt habe. Daraufhin sei Anzeige erstattet worden. Er sei für Dienstag bei einem Sachbearbeiter für häusliche Gewalt vorgeladen gewesen.

    Laut Polizei ist er am Dienstagmorgen, unter dem Vorwand seine Arbeitskleidung holen zu müssen, in die Nähe des Mehrfamilienhauses gekommen. Er sei mit Gewalt in die Wohnung eingedrungen, hieß es weiter.

    Bei den Nachbarn und Anwohnern herrscht Fassungslosigkeit nach der Tragödie. In einem nahe gelegenen Imbiss erzählt der Besitzer von einer jungen Familie, die immer liebevoll mit ihren Kindern umgegangen sei. Erst vorgestern habe er die Frau noch mit den Kindern auf dem Weg zu einem Spielplatz gesehen – etwa 100 Meter von dem Mehrfamilienhaus entfernt.

    Kriminalpolizei und Mordkommission haben die Ermittlungen übernommen.
    Kriminalpolizei und Mordkommission haben die Ermittlungen übernommen. Foto: Julian Würzer

    Ein anderes Bild der Familie zeichnet ein Anwohner, der beim Rauchen auf den Eingang des Mehrfamilienhauses blickt. Er habe erst vor wenigen Tagen beobachtet, wie Polizisten die Frau und ihre drei Kinder nach draußen brachten. Wenig später habe der Ehemann einen Zettel unterschreiben müssen. Doch was es mit dem Vorfall vor wenigen Tagen auf sich hat, kann er nicht sagen - nach der Pressekonferenz der Polizei am Mittwoch liegt der Schluss aber nahe, dass es um das Kontaktverbot zu seiner Familie ging.

    Den 31-jährigen Mann habe der Zeuge immer als hektisch wahrgenommen. Dann will er noch eine weitere Beobachtung gemacht haben: Am Montagnachmittag sah er die Frau mit einem anderen Mann und den Kindern aus dem Haus gehen. Die Polizei bestätigt diese Beobachtungen auf Nachfrage unserer Zeitung aber nicht.

    "Eigentlich eine ganz normale Familie"

    Gegen Mittag verlassen die ersten Bewohner das Mehrfamilienhaus. Einer von ihnen bringt seinen Müll nach draußen. Er wohnt im achten Stock und erzählt, dass es immer wieder etwas lauter im Haus werde und seine Nachbarn manchmal streiten. Dem 31-jährigen Mann ist er vor vier Jahren zum ersten Mal begegnet, damals sei die Ehefrau noch schwanger gewesen. „Er wollte seinen Umzug mit dem Aufzug in den dritten Stock bringen“, erinnert sich der Mann. Seine Ehefrau und er wollten damals noch kurz ihren Einkauf in den achten Stock transportieren. „Er hat dann aber darauf bestanden, dass wir die Treppe nehmen sollen.“ Später sei die Frau zu ihnen gekommen und meinte, dass man ihren Mann lieber in Ruhe lassen solle.

    Zappelig hat man den Mann auch in der Vorschule wahrgenommen, sagt eine Frau, deren Tochter zusammen mit dem siebenjährigen Sohn in der Gruppe war. Er sei immer unruhig gewesen und brachte kein „Guten Morgen“ über die Lippen. Zu den Kindern sei er aber immer sehr liebevoll gewesen, hätte sie umarmt und ihnen einen Abschiedskuss gegeben. Die Ehefrau empfand die Mutter als sehr freundlich und angenehm. „Sie hat immer mit allen geredet und war immer nett.“ Auch seien die beiden Eheleute oft auf Festen oder im Freibad zu sehen gewesen. „Es war eigentlich eine ganz normale Familie – dachte ich jedenfalls.“ (mit dpa)

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