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Medizin: Landärzte für das Ries gesucht

Medizin

Landärzte für das Ries gesucht

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    Dr. Wolfgang Müller hat seine Hausarzt-Praxis in Wallerstein zwar an Dr. Bettina Kehrle übergeben. Doch er arbeitet immer noch mit.
    Dr. Wolfgang Müller hat seine Hausarzt-Praxis in Wallerstein zwar an Dr. Bettina Kehrle übergeben. Doch er arbeitet immer noch mit. Foto: Szilvia Izsó

    Aus der Ferne erscheint der Ruhestand vielen als Paradies. Weil man sich vorstellt, dass die Hektik wegfällt, die Fremdbestimmtheit über die eigene Zeit, der Zwang, sich oft anpassen zu müssen. Auch Dr. Wolfgang Müller hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, wie es wohl eines Tages sein würde, im

    Und das, obwohl er mittlerweile eine Nachfolgerin, eine Chefin hat: Dr. Bettina Kehrle. Doch die hat eine Gemeinschaftspraxis von Müller übernommen, in der auch dessen Frau Daria mitarbeitete. Zwei Vollzeitkräfte kann die Nachfolgerin alleine nicht ersetzen. Und weil

    Im Schnitt sind die Hausärzte 57,5 Jahre alt

    Im Ries ist der Wallersteiner nicht der einzige Mediziner, der mit mehr als 60 Jahren beziehungsweise in einem Alter, in dem andere ihren Ruhestand genießen, noch praktiziert. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, dass die Hausärzte in Nördlingen, Deiningen, Alerheim, Möttingen und Bissingen im Schnitt 57,5 Jahre alt seien. Oder anders dargestellt: 47,8 Prozent der Allgemeinmediziner sind 60 Jahre und älter.

    Werner Frank hat seinen 69. Geburtstag bereits gefeiert, auch er praktiziert noch. Frank hat mit seinem Sohn Georg und seinem Kollegen Vinzenz Bundschuh in Nördlingen eine Gemeinschaftspraxis. Er selbst, so betont

    Frank beobachtet die gesamte Entwicklung in der Allgemeinmedizin aufmerksam. Er sieht vor allem einen Vorstoß kritisch, der in der vergangenen Woche publik wurde: Die bayerische Landesregierung will eine sogenannte Landarztquote einführen. Demnach sollen rund sechs Prozent aller Medizin-Studienplätze an diejenigen vergeben werden, die schon vor Beginn ihres Studiums Interesse bekunden, genau diesen Beruf ergreifen zu wollen. „Das ist doch illusorisch“, meint Werner Frank, „das bringt nur unglückliche Menschen hervor.“ Eine Spezialisierung sei in der Medizin frühestens nach dem Studium üblich.

    Die Medizin wird immer weiblicher

    Frank vermutet verschiedene Gründe dahinter, warum sich so wenige Jungmediziner für den Beruf des Hausarztes erwärmen können. So gelten Allgemeinmediziner unter Kollegen lediglich als „Basisärzte“, sagt der Nördlinger, sie verdienten weniger als Fachärzte. Des Weiteren sei das Fach Allgemeinmedizin durchaus schwierig, weil man den Patienten zunächst einmal beobachten müsse, um heraus zu finden, ob er an einer schweren Krankheit leide: „Bei uns ist viel psycho-sozial überlagert.“ Nicht zuletzt erzielten junge Frauen im Schnitt die besseren Abiturnoten, weshalb es auch sehr viele weibliche Absolventinnen des Medizinstudiums gebe. Viele junge Ärztinnen würden nicht Vollzeit arbeiten wollen und ein Angestelltenverhältnis bevorzugen.

    Auch Dr. Bettina Kehrle und Dr. Wolfgang Müller beobachten, dass die Medizin weiblich wird. Die neue Praxiseigentümerin hat in Ulm studiert, in Amerika ihren Facharzt für Innere Medizin gemacht und dort auch schon einige Stufen der Karriereleiter erklommen. Wie in den USA üblich, habe sie lediglich neun Wochen frei bekommen, als ihre Tochter Caroline auf die Welt kam – danach musste sie wieder zurück in die Klinik in Los Angeles, in Vollzeit. Elternzeit, wie in Deutschland, gebe es in

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