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Marktoffingen: Nach Streit in Marktoffingen: Wurde ein Mann mit einer Bierflasche vergewaltigt?

Marktoffingen

Nach Streit in Marktoffingen: Wurde ein Mann mit einer Bierflasche vergewaltigt?

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    Nach einer Prügelei in Marktoffingen ist ein Mann aus Polen verurteilt worden. (Symbolfoto)
    Nach einer Prügelei in Marktoffingen ist ein Mann aus Polen verurteilt worden. (Symbolfoto) Foto: Uli Deck/Symbolbild (dpa)

    Kieferbruch, Nasenbeinbruch, Rippenbrüche: Heftig etwas abbekommen hat Anfang März ein 36-jähriger Bauarbeiter in einer Unterkunft in Marktoffingen. Der Täter, ein 38-jähriger Arbeitskollege, wurde jetzt vor dem Augsburger Amtsgericht wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Dabei ist vier mehr geschehen.

    Das Gericht verhängte eineinhalb Jahre Freiheitsstrafe, ausgesetzt zur Bewährung. Sechs Streifenwagen eilten am 4. März an den Einsatzort in der Marktoffinger Hauptstraße. Ein Polizei-Hundeführer, Mitarbeiter des Kriminaldauerdienstes aus Augsburg und ein Rettungswagen folgten. Nach einem Streit unter fünf Männern, alle Bauarbeiter im Alter zwischen 26 und 49 Jahren, mussten zwei Beteiligte im Krankenhaus behandelt werden. Alle hatten vor dem Streit ordentlich gebechert, hatten zwischen zwei und drei Promille Blutalkohol.

    Prügel und mutmaßliche Vergewaltigung mit Bierflasche: Ursache war ein Streit wegen eines Geldbeutels

    Was erst drei Wochen nach dem Vorfall bekanntgeworden ist: Der Haupt-Geschädigte erlitt nicht nur Nasenbein-, einen Kiefer- und mehrere Rippenbrüche, er soll auch mit einer Halbliter-Bierflasche aus Plastik vergewaltigt worden sein.

    Es war nach 17 Uhr, als der Streit im Zimmer des Geschädigten eskalierte, wie der Angeklagte dem Schöffengericht bestätigte. Angeblich sei einem 49-jährigen Kollegen dessen Geldbeutel gestohlen worden. Als Schuldigen machte der Angeklagte den 36-jährigen Kollegen aus, der in seinem Zimmer lag und schlafen wollte. Der Angeklagte und sein ebenfalls verfolgter 26-jähriger Schwager stürzten sich quasi auf den Mann. Der Angeklagte schlug ihn mit der Faust, trat ihn mehrfach mit den Füßen. Dadurch kamen die Kopf- und Brustverletzungen beim Geschädigten zustande. Dann, so der Angeklagte, habe er sich auf den auf dem Bauch liegenden Geschädigten gesetzt, um ihn zu fixieren. Diese Situation habe sein Schwager genutzt, um dem 36-Jährigen die Hose herunterzuziehen und ihm die Bierflasche einzuführen. Er, der Angeklagte, habe davon nichts mitbekommen, sonst hätte er das nicht zugelassen.

    Streit in Marktoffingen: Auch ein Küchenmesser wurde beim Streit unter Bauarbeitern eingesetzt

    Dann, so der 38-jährige Angeklagte, habe er ein Küchenmesser entdeckt, das er habe beseitigen wollen, bevor damit jemand zustechen konnte. Just in dem Moment, als er das Messer habe wegwerfen wollen, sei sein Schwager dazwischengeraten – und vom Messer gestochen worden, was eine blutende Wunde am Bein des Schwagers verursachte.

    Ein vierter, 49-jähriger Arbeitskollege, war der nächste, der anschließend vom Angeklagten geschlagen und verletzt wurde. Er konnte aber verschwinden, bevor es schlimmer für ihn kam. Apropos verschwinden: Als kurz darauf die erste Polizeistreife eintraf, machten sich vier Mann davon, zurück im Wohnhaus blieb allein der verletzte 36-Jährige. Zwei Flüchtige wurden nach Mitteilung eines Streifenpolizisten von der Inspektion Rain am Lech im Bereich des örtlichen Sportplatzes gefunden und festgenommen. Nachdem alle fünf Männer vernommen worden waren, wurden sie wieder laufen gelassen. Drei von ihnen sind offenbar inzwischen in ihre polnische Heimat zurückgekehrt, wo die deutsche Justiz sie nicht erreicht.

    Das gilt für den Schwager des Angeklagten, gegen den als Mittäter ermittelt wird, und auch für den geschädigten 36-Jährigen, der zwar als Zeuge zur Gerichtsverhandlung geladen, aber nicht erschienen war. Dem Gericht blieben als Zeugen drei Polizeibeamte und der geschädigte vierte Mann, der jedoch nicht allzu viel zur Aufklärung des Gerichts beitragen konnte. Allerdings beteuerte er, dass der Angeklagte es gewesen sei, der die Bierflasche gegen den 36-Jährigen eingesetzt hatte.

    Ausdrücklich nicht zufrieden war vorsitzender Richter Thomas Kirschner mit dem, was die sachbearbeitende Ermittlerin von der Dillinger Kriminalpolizei zur Sache beitrug. Dass die Arbeitskollegen des Angeklagten eher weniger Interesse an einer Strafverfolgung hätten, sei nachvollziehbar. Von einer Polizeibeamtin, so der Richter, hätte er aber mehr von diesem Interesse erwartet, als die Frau als Zeugin in der Verhandlung gezeigt hatte.

    Freiheitsstrafe für Mann aus Polen nach Streit in Marktoffingen

    So versank ein Anklagepunkt gegen den 38-Jährigen nach dem anderen. Zunächst wurde der unabsichtliche Messerstich gegen den Schwager wegen Geringfügigkeit eingestellt. Dann wurde der Angeklagte auch vom Versuch der Vergewaltigung mit der Plastikflasche freigesprochen. Das Gericht entsprach somit einer Forderung von Staatsanwalt Michael Rauh ebenso wie von Rechtsanwalt Michael Menzel, die diese Angelegenheit als nicht ausreichend bewiesen ansahen. Es blieb am Ende die gefährliche Körperverletzung mit Faustschlägen und Tritten, die der Angeklagte gestand.

    Mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten lag das Schöffengericht in der Mitte zwischen den Forderungen von Staatsanwalt und Verteidigung. Und: Das Gericht setzte die Strafe zur Bewährung aus, weil der Angeklagte in Deutschland noch nie verurteilt worden war und weil es dem zweifachen Vater, dessen aktuelle Freundin ein Kind von ihm erwarte, eine günstige Sozialprognose zusprach. Allerdings forderte das Gericht von dem Angeklagten die Zahlung von 1200 Euro an eine Hilfsorganisation – egal ob aus Deutschland oder aus Polen.

    Der Angeklagte war drei Monate lang in Untersuchungshaft. Das Urteil des Augsburger Amtsgerichts ist noch nicht rechtskräftig.

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