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Landkreis Donau-Ries: Königslibelle statt Turteltaube: Welche Arten leben im Donau-Ries?

Landkreis Donau-Ries

Königslibelle statt Turteltaube: Welche Arten leben im Donau-Ries?

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    Der Wiedehopf kommt mit der Erderwärmung und der größeren Trockenheit besser zurecht als manch andere Arten. Die Bestände der seltenen Vogelart vergrößern sich entsprechend im Landkreis, wie eine Sprecherin des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz sagt.
    Der Wiedehopf kommt mit der Erderwärmung und der größeren Trockenheit besser zurecht als manch andere Arten. Die Bestände der seltenen Vogelart vergrößern sich entsprechend im Landkreis, wie eine Sprecherin des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz sagt. Foto: Siegfried Winkler

    Die gute Nachricht zuerst: Die Populationen der Weißstörche hat sich gut erholt. Laut Landesamt für Umwelt sind dieses Jahr 94 Jungstörche aus 43 Nestern in 19 Orten im Donau-Ries-Kreis flügge geworden. Zum Vergleich: 1980 gab es circa 100 Storchenpaare – in ganz Bayern.

    Oder der Große Brachvogel, ein Wiesenbrüter: Mit 30 Brutpaaren ist sein Bestand im 550 Hektar großen Schutzgebiet der Pfäfflinger Wiesen seit fünf Jahren laut Rieser Naturschutzverein stabil, bei bayernweitem starken Rückgang der Population. Andere Vogelarten, die dort leben, sind die Grauammer mit 20 Brutpaaren, der Kiebitz mit 45 Brutpaaren sowie die Schafstelze, das Rebhuhn, die Wachtel und die Feldlerche. Die Pfäfflinger Wiesen seien das „bedeutendste Artenschutzprojekt für den Lebensraum Wiese im Ries“, sagt Johannes Ruf, Vorsitzender des Vereins.

    Auch eine Erholung der Bestände der Wiesenweihe wird registriert. Zudem gebe es neue Arten in der Region. Als Neubesiedler seien die Rostgans und die Nilgans zu verzeichnen, teilt Ruf mit. Im Wald sei die Vielfalt der Vogelarten stabil bis zunehmend. Im Offenland seien aas- und allesfressende Vogelarten Profiteure der intensiven Landnutzung. Steigende Brutpaarzahlen gebe es bei Rotmilan, Schwarzmilan und Kolkrabe.

    Monokulturen und Biozide schaden der Artenvielfalt im Donau-Ries-Kreis

    Im Landkreis Donau-Ries würden darüber hinaus Arten präsenter, die vom Klimawandel profitierten, da sie an Trockenheit angepasst seien, und die bayernweit bisher eher zu den seltenen Arten gezählt hätten, wie eine Sprecherin des Landesamts für Umwelt sagt. Bei den Vögeln seien das der Wiedehopf, die Grauammer und der Bienenfresser. Bei den Insekten würden Arten wie die Feuerlibelle, die Kleine Königslibelle und die Gemeine Sichelschrecke zunehmend erfasst.

    Nun zur schlechten Nachricht: Der Rieser Naturschutzverein geht davon aus, dass der Raubwürger, die Zwergrohrdommel und die Turteltaube im Ries ausgestorben sind. Hochgradig bedroht seien Schilfbewohner wie der Drosselrohrsänger oder der Rohrschwirl. Das Rebhuhn sei so gut wie nicht mehr vorhanden. Nur dort, wo die Jagd schonend ausgeübt werde, sei auf extensiven Flächen eine leichte Erholung erkennbar. „Die Feldhasenbestände sind kaum mehr jagdlich nutzbar wie früher“, sagt Ruf. Auerwild sei in den vergangenen Jahrzehnten nicht vorgekommen und das Birkwild sei Ende der 1960er Jahre im Landkreis ausgestorben. Die Erkenntnisse stammen laut Ruf aus Beobachtungen der Lebensräume und auch aus Brutvogelkartierungen.

    Die Gründe für den Rückgang der Arten im Donau-Ries-Kreis

    Als hauptsächliche Ursachen für den Rückgang der Arten nennt Ruf „Monokulturen, Schlagvergrößerungen, Mehrfachnutzung – fünf Schnitte bei Wiesen, zwei Fruchtfolgen für Biogas – und der Einsatz von Bioziden“. Die intensive Landwirtschaft habe bei Offenlandarten „einen hohen Anteil“ am Artenrückgang. „Agrarumweltprogramme zeigen nur dort Wirkung, wo sie in hoher Dichte zur Anwendung kommen. Zehn bis 15 Prozent Anteil an Vertragsnaturschutzflächen auf der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche sind mindestens erforderlich um eine Trendumkehr zu bewirken“, fordert Ruf.

    Manfred Faber, Leitender Landwirtschaftsdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen, sieht die Sache anders: „Es ist sehr leicht zu sagen, die intensive Landwirtschaft ist schuld, aber das ist nur oberflächlich betrachtet.“ Das Problem sei vielschichtiger. Dass die konventionelle Landwirtschaft die Artenvielfalt beeinflusse, sei auch schon früher so gewesen. Die ökologische Landwirtschaft tue zwar ein bisschen mehr für die Artenvielfalt, aber „die Welt ist nicht gerettet, wenn alle auf ökologische Landwirtschaft umstellen, mit Sicherheit nicht“, meint Faber. So sei der Rückgang der Wiesenbrüter etwa auch auf Raubtiere wie den Fuchs zurückzuführen.

    Das Verkehrsaufkommen und das Freizeitverhalten seien ebenso schädigende Faktoren, sagt Faber. Das Konsumverhalten spiele auch eine entscheidende Rolle. „Die Verbraucher müssten bereit sein, mehr für Lebensmittel auszugeben“, sagt Faber. Derzeit seien nur 5,3 Prozent der Lebensmittel Bio-Produkte, wenngleich der Anteil steige. „Die Landwirte sind bereit, ökologisch zu wirtschaften“, stellt Faber fest, „aber die Frage ist: Wie viel kann der Markt aufnehmen?“ Die Nachfrage sei noch immer zu gering nach Bio-Produkten.

    Biogasanlagen und der Anbau von Energiemais – oft Gegenstand ökologischer Kritik –, haben nach Fabers Einschätzung keinen großen Einfluss auf die Artenvielfalt im Landkreis. Die Zahl der Biogasanlagen liege momentan bei 97 und ihre Zahl stagniere. In den 2000er Jahren habe die Errichtung von neuen Anlagen geboomt. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) habe die Bundesregierung vor einigen Jahren jedoch gegengesteuert, um den Anbau von zu viel Energiemais einzudämmen.

    Mais wird auf 32 Prozent der Ackerflächen im Donau-Ries-Kreis angebaut

    Im Landkreis Donau-Ries hat der Maisanbau laut Faber einen Anteil von 32 Prozent an der gesamten Ackerfläche. Andere Landkreise in Bayern lägen deutlich darüber, zum Beispiel Passau mit 50 Prozent oder Pfarrkirchen mit 46 Prozent. Zwar gebe es im Ries „Hotspots des Maisanbaus“ mit ähnlich hohen Prozentzahlen, wie Maihingen, Marktoffingen und Reimlingen, wo es auch große Biogasanlagen gebe. Aber von „Monokulturen“ im Landkreis will Faber nicht sprechen. Eine Monokultur sei für ihn der Anbau derselben Frucht über mehrere Jahre hinweg auf einer großen Fläche. In den neuen Bundesländern sei das etwa zu beobachten.

    Mit dem Kulturlandschaftsprogramm täten die Landwirte in Bayern auch einiges für den Artenschutz, sagt Faber. Landwirte erhalten dabei Ausgleichszahlungen für umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie zum Beispiel die extensive Grünlandnutzung oder die Anlage von Grünstreifen zum Gewässer- und Erosionsschutz. Auch die Umstellung auf ökologischen Landbau werde gefördert. Derzeit gebe es im Landkreis 153 Öko-Betriebe mit 6000 Hektar Fläche, von insgesamt 2200 Betrieben. Viele Landwirte stellten auf Ökolandbau um, da die Erträge bei Milch (33 Cent pro Liter) oder Zuckerrüben (3 Euro pro Doppelzentner) zurückgingen und auch immer mehr Verordnungen und Kontrollen ihnen das Wirtschaften erschwerten.

    Das sieht man auch an der Entwicklung der Zahlen: In den vergangenen Jahren ist laut Faber die Zahl der Ökobetriebe und der bewirtschafteten Fläche im Landkreis deutlich gewachsen.

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