Die Distanzierung der CSU/AL-JB-Kreistagsfraktion von einer Reaktivierung der Hesselbergbahn zwischen Nördlingen und Wassertrüdingen (die RN berichteten) hat erhebliche Reaktionen ausgelöst. Sei es durch Leserbriefe an die RN-Redaktion oder Stellungnahmen aus der Politik. Manche macht die Haltung von Ulrich Lange gar "fassunglos". Was nun gefordert wird.
Insbesondere von den Kreis-Grünen kommt Kritik. Kreisrätin und Landtagsabgeordnete Eva Lettenbauer erinnert die CSU in einer Pressemitteilung an die Fahrgastprognose des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) für die Strecke, die überparteilich beauftragt und vom Freistaat Bayern anerkannt worden sei. Lettenbauer betonte zudem, es werde im Falle einer Reaktivierung sicherlich nicht zur Streichung von Schulbuslinien kommen, weil Schüler aus dem Ries in Dürrenzimmern in den Zug steigen müssten, um beispielsweise zum Oettinger Gymnasium zu kommen.
Röttger widerspricht Lange bei der Hesselbergbahn
Der Grünen-Bahnexperte Albrecht Röttger widersprach CSU-Kreistagsfraktionschef Ulrich Lange, wonach man von Nördlingen nach Nürnberg mit einer Hesselbergbahn länger brauchen würde, als über den Bahnhof Donauwörth. „Egal, ob nach dem Fahrplankonzept des VGN oder dem künftigen Deutschlandtakt – die Fahrten auf beiden Strecken dauern etwa gleich lang“, so Röttger. Darüber hinaus gehe er von einer deutlichen Kostenersparnis für Pendler aus. Fahrten von Oettingen nach Gunzenhausen dauerten derzeit mit dem Bus mindestens eine Stunde bei mehrmaligem Umsteigen. Mit der Bahn plane der VGN Fahrzeiten von 27 Minuten für dieselbe Strecke.
Röttger verwies auf eine Aussage des Nürnberger Verkehrsverbundes, wonach Schulbuslinien erhalten blieben, wenn deutliche Verlängerungen der Gesamtreisezeiten auftreten würden oder Schüler auf kurzen Strecken zweimal umsteigen müssten. Die beiden Grünen-Kreisvorsitzenden Katharina Weikhmann und Stefan Bieber sehen für die Bahn ein Nutzerpotenzial bei Arbeitnehmern, die bei Firmen in Gunzenhausen oder in Nördlingen beschäftigt seien.
Sabine Koloska sieht nicht nur für Einheimische Vorteile
Zum Thema zu Wort gemeldet hat sich auch der Arbeitskreis Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Oettingen. „Fassungslos“ habe man die Haltung von Ulrich Lange zur Kenntnis genommen, dass für eine Wiederbelebung der Hesselbergbahn derzeit wenig bis nichts spreche. Nachdem 2024 der nördliche Abschnitt von Gunzenhausen nach Wassertrüdingen in Betrieb gehe, wäre es doch ein deutliches Signal in die Zukunft, die Bahnverbindung bis nach Nördlingen weiterzuführen, betonte Sabine Koloska als Mitglied im Arbeitskreis.
Vonseiten der Bayerischen Staatsregierung gebe es das Angebot, die Einbindung des Landkreises Donau-Ries in einen Verkehrsverbund oder eine überlappende Zone zwischen VGN und Augsburger Verkehrsverbund zu fördern. Dazu fehle lediglich das notwendige Buskonzept des Kreises, das auf den Bahnfahrplan abgestimmt sein müsse. Weiter vertritt Koloska die Ansicht, eine Hesselbergbahn biete nicht nur für Einheimische Vorteile, sondern auch für Touristen.
Die Fraktion der Freien Wähler im Kreistag war nach Aussage ihres Fraktionssprechers Florian Riehl überrascht über die skeptische Haltung der CSU-Fraktion zur Hesselbergbahn. Nachdem es mit der Bayern-Bahn einen potenziellen Betreiber gebe, sollte man das Thema weiterverfolgen, meint Riehl. Natürlich müsse geprüft werden, ob ein solches Projekt auch umgesetzt werden könne. Falsch wäre jedoch, das Vorhaben bereits jetzt schon abzuschreiben. Von einer Diskussion im Mobilitätsausschuss des Kreistages erhoffe sich seine Fraktion weitere Erkenntnisse.
Belastende Fakten auf den Tisch legen
PWG-Fraktionsvorsitzender Helmut Beyschlag fordert, bei dem Thema mit dem „Herumgeeiere“ aufzuhören und stattdessen belastbare Fakten auf den Tisch zu legen, um sich anhand dieser für oder gegen eine Wiederinbetriebnahme der Hesselbergbahn auszusprechen.
Beyschlag weiter: „Wir sollten uns gut überlegen, einem umweltfreundlichen Schienenpersonennahverkehr in der Region gleich am Anfang den Garaus zu machen, gleichzeitig aber beim Ausbau der B25 zwischen Nördlingen und Möttingen einen erheblichen Eingriff in die Landschaft in Kauf zu nehmen.“ Am Ende der Diskussion müsse jedenfalls ein „klares Ja oder Nein“ der zuständigen Gremien zur Wiederaufnahme des Zugbetriebes zwischen dem Ries und Wassertrüdingen stehen.
Auch bei der SPD herrscht Unverständnis
Unverständnis kommt von der SPD-Kreistagsfraktion. Deren Vorsitzender Peter Moll nennt es einen schlechten Stil seitens der CSU, die Fahrgastangaben im VGN-Gutachten samt Kostenschätzungen ohne vorherige nähere Betrachtung anzuzweifeln. Und sich darüber hinaus allein auf Angaben eines Busunternehmens im Zusammenhang mit den Schülerzahlen zu stützen, sei nicht aussagekräftig, betonte Moll.
Weiter vertreten die Sozialdemokraten die Ansicht, nicht nur Schüler könnten den Zug nutzen, sondern auch Familien ohne Auto, Menschen ohne Führerschein oder ältere Personen. Zudem wäre die Bahnstrecke für Touristen zum Fränkischen Seenland gut nutzbar.
„Haarsträubend“ nennt Moll die Haltung der CSU, den Fußweg vom Oettinger Bahnhof zum Gymnasium als unzumutbar für die Schüler zu bezeichnen.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Alle an einen Tisch
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