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Kommunalwahl: Überraschende Stichwahl in Hohenaltheim: Ein gespaltenes Dorf

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Überraschende Stichwahl in Hohenaltheim: Ein gespaltenes Dorf

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    Die 600-Einwohner-Gemeinde blickt mit gemischten Gefühlen auf die Stichwahl am 29. März.
    Die 600-Einwohner-Gemeinde blickt mit gemischten Gefühlen auf die Stichwahl am 29. März. Foto: David Holzapfel

    Martina Göttler klingt resigniert am Telefon, vor allem aber überrascht. „Klar ist das jetzt ärgerlich für mich.“ Es ist Sonntagabend, der Tag der Kommunalwahlen. Göttler ist als Bürgermeisterkandidatin in Hohenaltheim angetreten, einen Gegenkandidaten hatte sie nicht. Die Wahl schien entschieden, noch bevor sie überhaupt begonnen hatte. Doch es kam anders.

    Göttler bekam 48,9 Prozent, am Ende fehlten ihr knapp zehn Stimmen zur absoluten Mehrheit. Jetzt muss sie in einer Stichwahl gegen Friedrich Bauer antreten. Der VG Ries zufolge hatten ihn 104 Hohenaltheimer überraschend auf den Wahlzettel geschrieben. Das Dorf ist gespalten. Wie aber konnte es zu dieser außergewöhnlichen Situation kommen?

    Göttler: "Das war hintenrum von ihm inszeniert"

    Tatsächlich ermöglicht das Gesetz Wählern, einen Kandidaten kurzfristig zu nominieren. Die bayerische Gemeinde- und Landkreiswahlverordnung sieht in Paragraf 77 vor: Wenn es vor der Wahl nur einen Kandidaten gibt, können Wahlberechtigte handschriftlich eine weitere wählbare Person auf den Stimmzettel schreiben. Und genau dazu hatte Friedrich Bauer kurz vor der Wahl aufgerufen; Hohenaltheimer hatten ein Dokument von Bauer in ihrem Briefkasten gefunden, mit einer Anleitung dazu, wie es trotz fehlender Kandidatur möglich sei, ihn zu wählen.

    Als Göttler diese Wahlwerbung aus ihrem eigenen Briefkasten fischte, sei sie „sehr überrascht“ gewesen, erzählt sie auf Nachfrage unserer Redaktion. „Bauer hat sich im Untergrund vorbereitet. Er hat auf die Stichwahl hingearbeitet“, sagt Göttler jetzt. „Das war hintenrum von ihm inszeniert.“

    Hohenaltheim ist gespalten

    Friedrich Bauer ist in Hohenaltheim kein Unbekannter. Zwölf Jahre, von 1984 bis 1996, war er hier Bürgermeister. Mehr als drei Jahrzehnte war er im Gemeinderat tätig. In einem schriftlichen Statement bestätigte Bauer am Donnerstag offiziell seine nunmehr dritte Kandidatur als Bürgermeister. Er sei von vielen Bürgern in den letzten Tagen und Wochen aufgefordert worden, anzutreten, erklärt Bauer in dem Schreiben. Deshalb stelle er sich dieser Verantwortung und der Stichwahl am 29. März. Für Fragen zu Art und Weise seiner überraschenden Kandidatur oder seinen Beweggründen war Bauer für unsere Redaktion telefonisch nicht erreichbar.

    In der 600-Seelen-Gemeinde Hohenaltheim ruft die Aktion von Friedrich Bauer indes gemischte Gefühle hervor und sorgt für eine Grabenbildung. „Ich war sauer, als ich von Bauers Kandidatur durch die Hintertür gehört habe“, sagt der noch amtierende Bürgermeister Wulf-Dietrich Kavasch. „Das hat massive Unruhe ins Dorf gebracht.“ Kavasch versteht nicht, warum Bauer nicht von Beginn an mit offenen Karten gespielt und seine Kandidatur früh kommuniziert habe. „Ich habe ihn bei der Kandidatensuche vor der Wahl ja sogar noch gefragt, ob er antreten wird. Da hat er gesagt, er tritt nur dann an, wenn sich sonst niemand findet.“

    Nicht jeder hält Göttler für geeignet

    Nicht jeder im im Dorf hält Martina Göttler für eine geeignete Bürgermeisterkandidatin. Manche kritisieren, die 56-Jährige sei zu unerfahren in der Kommunalpolitik. Eine Frau, die anonym bleiben möchte, berichtet von einer Versammlung im voll besetzten Schützenheim, die Göttler im Vorfeld der Wahl einberufen hatte. Das Treffen sei nach 25 Minuten beendet gewesen, wegen „Inhaltslosigkeit“, wie die Frau sagt. Doch auch an Friedrich Bauer wird Kritik laut: „Das hat er immer gemacht. Wenn er merkt, dass er was ist, dann übertreibt er es“, sagte ein älterer Mann dem Bayerischen Rundfunk.

    Am 29. März kommt es also zur Stichwahl in Hohenaltheim. Dann entscheidet sich, wer das Rathaus in den kommenden sechs Jahren führen wird. Martina Göttler blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Sie sagt: „Ich werde mich sehr schwertun in der Stichwahl. Aber ich muss Friedrich Bauer klare Kante zeigen.“ Zumindest weiß die Hohenaltheimerin jetzt, dass sie bei dieser Wahl nicht alleine antreten wird.

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