Am Sonntag findet in Nördlingen der Herbstmarkt statt, worüber hitzig diskutiert wird. Warum sollte er stattfinden? Oder warum gerade nicht?
Kommentar: Pro Herbstmarkt in Nördlingen
Redakteur Philipp Wehrmann hat sich pro Herbstmarkt ausgesprochen. Er sagt:
"Es ist eine mutige, aber richtige Entscheidung, am Herbstmarkt festzuhalten. Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland und Bayern steigen wieder. Das Ries befindet sich aber in einer nach wie vor überschaubaren Lage. Im Landkreis Donau-Ries sind auf 100000 Einwohner gerechnet in der letzten Woche zwölf Personen positiv getestet worden, so die Zahlen vom Dienstag. Das ist weit entfernt von den Grenzwerten 35 und 50.
Das öffentliche Leben wieder herunterzufahren, wäre in dieser Situation falsch. Sicherlich wird manches, was im Sommer möglich war, im Winter nicht mehr funktionieren – aber geringer als auf einer Veranstaltung im Freien mit Maskenpflicht kann die Infektionsgefahr nicht werden.
Zumal der Herbstmarkt für manche als entbehrliches Freizeitvergnügen erscheinen mag, für eine bestimmte Gruppe aber nicht ist: Für die Marktkaufleute und Einzelhändler, die vom verkaufsoffenen Sonntag profitieren.
Wenn es nötig wird, wieder stärkere Einschnitte vorzunehmen, sollten zuerst die Veranstaltungen abgesagt werden, die nur eine spezielle Gruppe ansprechen, Stichwort Profifußball. Der Herbstmarkt aber ist eine Veranstaltung, die Gesellschaft anspricht – von der jungen Familie bis zum Senior.
Die meisten Menschen haben bewiesen, dass sie vernünftig und eigenverantwortlich mit der Pandemie umgehen. Das hat bewirkt, dass Deutschland und die Region gut durch die Krise gekommen sind. Voreilige und unverhältnismäßige Einschränkungen könnten diese Akzeptanz aber verspielen."
Kommentar: Contra Herbstmarkt in Nördlingen
Eine andere Meinung vertritt Redakteur Robert Milde. Er ist gegen den Herbstmarkt und sagt:
"Es gibt viele Gründe, auf einen Herbstmarkt, oder besser: einen verkaufsoffenen Sonntag im Herbst während der Corona-Pandemie in Nördlingen zu verzichten. Der wichtigste: Zu einer Belebung der heimischen Geschäftswelt trägt ein Marktsonntag nach aller Erfahrung nur in überschaubarem Umfang bei. Es gibt viele Einheimische, die schon in „normalen“ Zeiten an solchen Tagen die oft überfüllte Innenstadt lieber meiden und das Feld den Touristen überlassen. Jetzt, da Maske tragen und Abstand halten oberstes Gebot sind, dürfte das mehr denn je gelten.
Man darf gespannt sein, wie die Stadt Nördlingen am Sonntag die selbst aufgestellten Hygiene- und Abstandsregeln erfüllen will. Zweifel sind erlaubt, wenn man an die ungesteuerten Besucherströme beispielsweise beim Nördlinger Wochenmarkt denkt. Kontrollen waren da die Ausnahme, an Engstellen herrschte dichtes Gedränge. Man kann sich vorstellen, wie viel Personalaufwand nötig ist, um hier für Abhilfe zu sorgen und zudem die Maskenpflicht zu überprüfen, widrigenfalls zu ahnden. Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass ein unbeschwerter Marktbummel anders aussieht.
Was, wenn es schief geht, die Corona-Infektionen in dieser kritischen Phase der Pandemie in der Region weiter steigen und der Herbstmarkt als einer der Ursachen, als Hotspot identifiziert wird? Es wäre praktisch das vorzeitige Aus für den Weihnachtsmarkt, der für den Handel weit wichtiger ist und bei dem auch viele regionale Anbieter die Budenstraßen bestücken. Und das wäre wirklich schade."
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