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Kabarett: Helmut A. Binser: Weltpremiere in Degge

Kabarett

Helmut A. Binser: Weltpremiere in Degge

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    Der Oberpfälzer Musikkabarettist Helmut A. Binser war zu Gast in Mönchsdeggingen.
    Der Oberpfälzer Musikkabarettist Helmut A. Binser war zu Gast in Mönchsdeggingen. Foto: Peter Urban

    Es ist schön, dass es sie auch im Ries noch gibt, die Wirtshausbühnen, auf denen sich der oberpfälzische Musikkabarettist Helmut A. Binser am wohlsten fühlt. So eine Bühne steht im Gasthaus „Rose“ in Mönchsdeggingen und der Zuschauerraum ist proppenvoll, von einem herrlich uralten riesigen Ölofen bis knapp unter Saunatemperatur aufgeheizt. Aber das tut der Vorfreude im Publikum, das vorwiegend aus dem Ort kommt, keinen Abbruch. Das Ofen-Ungetüm wird rechtzeitig abgestellt und der Vorsitzende des veranstaltenden Dorfvereins, Walter Beck, stellt den Star des Abends vor: Stefan Binser!

    Binser tritt ungerührt auf die Bühne und baut fortan den falschen Vornamen nahtlos ins Programm ein und zeigt so gleich zu Beginn, wie schnell er das Publikum um den Finger wickelt. Binser ist ein Original, lebenslustig, humorvoll, zünftig, lässig und schlagfertig. Sein Markenzeichen ist der Auftritt in Schwarz: Hut, T-Shirt, Jeans und Hornbrille. Er kokettiert mit seinem Bauch und seiner ausgeprägten Liebe zum Schnupftabak und zum Bier – und trinkt auch während seines Auftrittes nur das Getränk mit dem Schaum oben, von „Abfallschorle“ (will sagen: Apfelschörle) hält er dagegen rein gar nichts.

    Und er hält auch nichts von Zurückhaltung oder Pietät, er haut seine Witze im Sekundentakt raus und nimmt kein Blatt vor den Mund. Beispiel gefällig? Treffen sich zwei alte Frauen auf dem Friedhof. Sagt die eine: „Du hast es gut, du darfst schon gießen, ich muss noch kochen!“ In diesem Stil geht es weiter, nur unterbrochen von seinen witzigen, originellen und im gleichen Tenor verfassten Liedern (Führerscheinlied, Zündapp-Pöschl-Lied, Mei Nachbar is a Depp, z.B.), seine erfolgreichste Coverversion von Helene Fischer „Irgendwas mit Schnaufn“ lässt er allerdings aus und befasst sich lieber mit dem, was ihm so im Alltag widerfährt. Was beispielsweise unweigerlich passiert, wenn er eine Dose Fisch öffnet oder dass seine Freundin an der Größe des Flecks auf dem T-Shirt über seinem Bauch auf den Atemalkoholgehalt des Trägers schließen kann.

    Überhaupt: Er ist natürlich auch hintersinniger Frauenkenner. Nicht nur, weil er seiner Freundin einen begehbaren Kleiderschrank gebaut hat, in dem ihm sogar ein ganzes Fach für seine Garderobe (alles in Schwarz, versteht sich) zur Verfügung steht. Nein, er hat ein Beziehungsbuch mit dem bezeichnenden Titel „Vom Hackstock zum Frauenversteher“ verfasst, in dem von A (wie Amazon) bis Z (wie Zalando) alles Wissenswerte über das scheinbar so schwache Geschlecht geschrieben steht.

    Das Publikum weiß seine schlitzohrigen Pointen und Wortspiele zu schätzen und kommt aus dem Lachen den ganzen Abend nicht mehr heraus. Und kurz vor Schluss gibts sogar eine Weltpremiere in und „extra für Degge“: ein neuer Song aus seinem brandneuen Programm, das Freibierlied. Tosender Applaus, Zugaben sogar in Englisch „It’s a Blues = Es ist was Blaues“ und ganz zum Schluss, sein bitterböser Absturzhit „Valentinstag“. Darauf einen Schmalzler.

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