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Interview nach OB-Wahl: David Wittner will den Blick auf das Positive lenken

Interview nach OB-Wahl

David Wittner will den Blick auf das Positive lenken

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    David Wittner ist ab 1. Mai Oberbürgermeister der Stadt Nördlingen. Im Interview spricht er heute schon über die Dinge, die Nördlingen die nächste Zeit beschäftigen werden.
    David Wittner ist ab 1. Mai Oberbürgermeister der Stadt Nördlingen. Im Interview spricht er heute schon über die Dinge, die Nördlingen die nächste Zeit beschäftigen werden. Foto: Szilvia Izsó

    Herr Wittner, wie geht es Ihnen einen Tag nach der Wahl zum Nördlinger Oberbürgermeister?

    David Wittner: Ich denke, es braucht eine gewisse Zeit, bis ich das alles verdaut habe. Der Wahlkampf hat ja die vergangenen Jahre und Monate geprägt. Es gibt so viele Leute, bei denen ich mich bedanken möchte. Das Ganze war nie eine One-Man-Show, wir haben das als Team geschafft. Und das Team war fantastisch.

    Ihr Handy wird wahrscheinlich die ganze Zeit am Ladekabel hängen, angesichts der vielen Anrufe und Nachrichten …

    Wittner: Ja, so ungefähr. Ich versuche auch, so gut es geht, mich für die Glückwünsche zu bedanken. Es ist unglaublich, wie viele Leute mitgefiebert haben. Manche waren noch aufgeregter als ich. Es war eine unheimlich große Gemeinschaft.

    Wie geht es für Sie die nächste Zeit weiter?

    Wittner: Es wird jetzt ein paar Tage dauern, in denen man sich neu ausrichten muss. In der Tourist-Information ist wegen der Corona-Krise derzeit nicht ganz so viel los, da müssen wir vor allem Veranstaltungen rückabwickeln. Das lässt Luft, um die Dinge zu ordnen. Zudem werde ich viele Gespräche führen. Ich will mich mit den bisherigen Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat und den Verantwortlichen der Verwaltung kurzschließen, vielleicht per Videokonferenz. Außerdem werde ich mit Oberbürgermeister Hermann Faul eine Übergabe machen. Am Donnerstag wird der Haushalt der Stadt verabschiedet, selbst, wenn der nur ein Provisorium sein kann. Ich werde auch eine Rede für das Stabenfest vorbereiten.

    Das ist für Anfang Mai geplant. Kann das Stabenfest 2020 tatsächlich stattfinden?

    Wittner: Bislang ist nur das Rahmenprogramm abgesagt. Allerdings ist es schon mehr als fraglich, ob sich Anfang Mai rund 2000 Kinder und die Zuschauer auf engem Raum in der Stadt bewegen können. Es wäre natürlich unglaublich traurig, wenn wir es abblasen müssten.

    Die Corona-Krise, die uns derzeit beschäftigt, ist eine globale Krise. Was kann da der Oberbürgermeister der Stadt Nördlingen ausrichten?

    Wittner: Er kann unbürokratische Hilfe organisieren, die Leute zusammenführen. Ganz wichtig ist es jetzt aus meiner Sicht, Ruhe auszustrahlen und den Menschen auch positive Signale zu geben. Es ist wichtig, dass wir handlungsfähig bleiben.

    Ministerpräsident Markus Söder hat am Montag angekündigt, dass die Ausgangsbeschränkungen noch bis 19. April andauern sollen. Wie bleiben Sie ganz persönlich in diesen Zeiten ruhig?

    Wittner: Meine Familie gibt mir Kraft. Ganz wichtig ist jetzt die richtige mentale Einstellung. Man muss versuchen, Dinge zu akzeptieren und mit den Mitteln zu kämpfen, die man zur Verfügung hat. Es gibt ja auch in dieser Zeit viel Positives: die Osterdeko an den Häusern, die Natur, die wieder aufblüht, das Lachen der Kinder beim Spielen. Ich weiß, dass viele Menschen von Existenzsorgen geplagt werden, dass Betriebe gefährdet sind und Kurzarbeit angeordnet wird. Keiner von uns kann etwas für die derzeitige Situation. Manchmal hilft es, einfach nach oben zu schauen. Für mich ist auch der Sport ganz wichtig.

    Gerade die Händler und Gastronomen trifft die wochenlange Schließung hart. Wird Nördlingens Altstadt nach der Corona-Krise noch genauso aussehen wie jetzt?

    Wittner: Wir erleben im Handel schon seit Jahren eine zunehmende Konkurrenz von den Internethändlern. Ich stehe im Austausch mit den Nördlinger Geschäftsleuten und den Gastronomen. Die sagen mir, sie halten für eine begrenzte Zeit durch, aber dann wird es existenziell. Was wir jetzt noch verstärken müssen, sind alternative Möglichkeiten, die Geschäfte am Laufen zu halten – indem man Gutscheine kauft oder den Lieferservice nutzt. An der Berufsschule wurde zudem ein Shopsystem entwickelt. Damit können Menschen, die gerne online kaufen, das bei lokalen Händlern tun. Die können wiederum so Umsätze in dieser Krisenzeit generieren. Vielleicht können wir jetzt Strukturen schaffen, von denen wir nach der Krise profitieren.

    Beim Projekt Hallenbad war schon vor der Corona-Krise Zeitdruck angesagt.

    Wittner: Ich hoffe, dass es jedem Fördergeber – in diesem Fall also dem Bund und dem Freistaat – einleuchtet, dass wir in dieser Sondersituation einen Aufschub brauchen. Alles, was unter Zeitdruck entsteht, birgt zudem das Risiko, nicht ausgegoren zu sein.

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