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Interview: PWG-Fraktionsvorsitzender im RN-Interview: „Nördlingen braucht Zuzug“

Interview

PWG-Fraktionsvorsitzender im RN-Interview: „Nördlingen braucht Zuzug“

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    Im Zoom-Gespräch mit unserer Redaktion sagt Helmut Beyschlag, dass Nördlingen attraktiv bleiben müsse – nur so werden qualifizierte Fachkräfte in die Stadt ziehen.
    Im Zoom-Gespräch mit unserer Redaktion sagt Helmut Beyschlag, dass Nördlingen attraktiv bleiben müsse – nur so werden qualifizierte Fachkräfte in die Stadt ziehen.

    Herr Beyschlag, welcher Architektenentwurf für das neue Hallenbad ist Ihr Favorit?

    Helmut Beyschlag: Der Siegerentwurf ist für mich absolut gradlinig und stimmig, da ist alles drin, was wir uns vorstellen würden. Das Äußere ist attraktiv und die Wege sind kurz – das Gesamtkonzept ist einfach schlüssig. Der Entwurf ohne Galerie auf Platz zwei überzeugt mich dagegen nicht. Das ist aus meiner Sicht nicht innovativ oder modern. Manche eingebrachten Entwürfe waren schon seltsam. Bei einem ist die Rutsche im Lehrschwimmerbecken geendet. Da sollen die einen das Schwimmen lernen, während die anderen toben, das passt aus meiner Sicht nicht.

    Man mag ja kaum glauben, dass das Bad jetzt tatsächlich gebaut werden soll, nach all den jahrelangen Diskussionen.

    Beyschlag: Es wird ein finanzieller Kraftakt für uns werden, aber das haben wir alle gewusst und das muss es uns auch wert sein. Ich bin für ein Bürgerbad – den Begriff habe ich auch geprägt – von dem alle Beteiligten etwas haben. Der Stadtrat steht jetzt im Wort bei den Bürgern, wir müssen das endlich auf die Reihe bringen. Es ist für ein Oberzentrum wie Nördlingen auch eine Notwendigkeit, wir müssen solch ein Angebot machen. Und auch für den Tourismus ist es ein Plus. Wir alle werden wohl auf absehbare Zeit unser Urlaubsverhalten ändern sollen – nicht nur wegen Corona, auch aus Klimaschutzgründen. Da ist so ein Hallenbad für Nördlingen sicher ein Pluspunkt.

    Es gab Zeiten, in denen Sie vehement gegen ein Bad in Nördlingen gekämpft haben. Wie lange sind Sie im Rat?

    Beyschlag: Ich bin seit 37 Jahren Mitglied im Stadtrat. Sie spielen auf das Thermalbad an, über das in den 90ern diskutiert wurde. Ich habe meine Meinung nicht geändert, was das Thermalbad anging. Wir hatten und haben nicht die Wasserqualität, die solch ein Bad benötigt. Und schauen Sie mal die anderen Kommunen an, die Thermalbäder gebaut haben. Die haben ganz schön zu kämpfen, seit die Kassen die Kuren nicht mehr so bezahlen. Außerdem hätten wir das Freibad auf der Marienhöhe nie so bauen können, wenn wir das Thermalbad realisiert hätten. Und wenn Sie mich fragen, was einer der schönsten und besten Plätze in Nördlingen ist, würde ich sagen, dass das Freibad dazu gehört.

    Kommt die Sauna beim neuen Hallenbad? Es gibt da ja durchaus unterschiedliche Meinungen im Stadtrat.

    Beyschlag: Wir brauchen die Sauna. Ich weiß, das Thema ist umstritten. Aber der Bedarf ist da und wenn man etwas nicht gleich macht, dann schiebt man es oft auf die lange Bank. Ich glaube auch nicht, dass sich unsere finanzielle Lage in absehbarer Zeit extrem verbessert. Uns muss mit dem neuen Hallenbad etwas ähnliches gelingen, wie damals mit dem Freibad. Ein Bad, über das wir in 25 Jahren noch sagen, dass wir da etwas Gutes geschaffen haben.

    Sie haben erwähnt, dass Sie schon bald vier Jahrzehnte Mitglied im Stadtrat sind. Das vergangene Jahr war aber sicher das außergewöhnlichste, oder?

    Beyschlag: Ja. Keiner von uns konnte sich vorher vorstellen, dass solche Beeinträchtigungen möglich sind.

    Wie genau treffen Sie diese Beeinträchtigungen?

    Beyschlag: Ich will mich da wirklich nicht beschweren. Ich habe keine schulpflichtigen Kinder, meine Enkel sind noch sehr jung. Aber ich sehe die Kinder und Jugendlichen, die beeinträchtigt sind. Ganz schlimm ist es für den Einzelhandel und für die Gastronomie. Mir fehlen nur ein paar schöne Dinge des Lebens, das muss man im Vergleich zu anderen relativieren.

    Wie beurteilen Sie die Arbeit im Stadtrat?

    Beyschlag: Es fehlen die gesellschaftlichen Treffen, der direkte Austausch. Der OB hatte die tolle Idee einer Klausurtagung des Rates, das ist aber flachgefallen.

    Viel Entscheidungsspielraum hat der aktuelle Stadtrat ja nicht, die Mittel sind durch die Großprojekte gebunden.

    Dem Wandel in der Gesellschaft Rechnung getragen

    Beyschlag: Das stimmt faktisch. Im Investitionsprogramm sind trotzdem eine Menge Maßnahmen aufgelistet, wir bewegen viel in den Bereichen Kinderbetreuung, Schulen. Da haben wir dem Wandel in der Gesellschaft in den vergangenen Jahren stark Rechnung getragen. Für die Mittelschule haben wir beispielsweise viel Geld in die Hand genommen, um daraus eine zeitgemäße Schule zu machen. Für mich ist immer ein Gradmesser, wie viele freiwilligen Leistungen wir noch stemmen. Und das sind eine Menge.

    Dennoch: Für junge Familien sieht es in Nördlingen nicht allzu rosig aus. Es gibt nur wenig Bauplätze, zu wenig Kitaplätze und das Freizeitangebot ist auch eher dürftig.

    Beyschlag: Wir haben jetzt gewisse Einschränkungen wegen des Hallenbades. Für unsere Fraktion ist es eine der vordringlichsten Aufgaben, im Betreuungs- und Bildungsbereich zu investieren. Wir sehen auch die Not, was Bauplätze betrifft und sind bemüht, so schnell wie möglich mit der Gartenstadt südlich des Saubrunnens ein Angebot zu schaffen. Aber preiswert wird das nicht werden und sicher für Familien hohe finanzielle Belastungen mit sich bringen.

    Ein umstrittenes Thema steht ja auch noch auf der Agenda des Stadtrates, die Erweiterung der Grundschule Mitte. Die Container auf dem Schulhof können ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

    Beyschlag: Ich bin nicht traurig, dass der Anbau nicht kommt. Vielleicht finden wir ja eine Lösung nicht direkt im Haus aber in überschaubarer Nähe. Oder das Archiv kann verlagert werden.

    Welches Thema wollen Sie mit Ihrer Fraktion zudem verfolgen?

    Beyschlag: Das Hallenbad steht bei uns ganz oben. Zudem wollen wir für Kinder aller Altersgruppen Betreuungsplätze schaffen. Wir wollen die Attraktivität Nördlingens langfristig sichern, denn wir werden den Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften brauchen. Die fehlen, gerade im Handwerk, das ist aus meiner Sicht ein großes Problem der Gegenwart und der Zukunft.

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