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Interview: Django Asül: „Wer als Kabarettist sich nicht ins Ries aufmacht …“

Interview

Django Asül: „Wer als Kabarettist sich nicht ins Ries aufmacht …“

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    Django Asül kommt mit seinem Programm „Letzte Patrone“ nach Oettingen. Im Interview verrät er, wie das Stück entstand.
    Django Asül kommt mit seinem Programm „Letzte Patrone“ nach Oettingen. Im Interview verrät er, wie das Stück entstand. Foto: Thorsten Jordan

    Herr Asül, was fällt Ihnen bezüglich des Namens Oettingen als Erstes ein?

    Django Asül: Die zwei wichtigsten Produkte, die mir spontan einfallen, sind natürlich das Bier und der gleichnamige Politiker. Ich finde es auch eine prima Marketingidee, einen Oettinger erst zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg zu machen und dann zum EU-Kommissar. In Brüssel hat er sich ja einen Namen gemacht als Stifter von Chaos aller Art. Für eine relativ kleine Stadt wie Oettingen ist er damit natürlich ein Tourismusförderer.

    Waren Sie schon früher einmal in der Region Donau-Ries?

    Asül: Im Laufe der Jahre bin ich schon öfter in Donauwörth aufgetreten und auch in Nördlingen. Und in Kaisheim mache ich gern mal Testläufe mit neuem Material. So eine Kleinkunstbühne wie das Thaddäus ist da ideales Geläuf, weil es sehr atmosphärisch ist und eine große Kabaretttradition hat. Da können in Bayern gar nicht mal so viele mithalten. Der Rieser an sich hat also viel Interesse an und Ahnung vom Kabarett. Wer als Kabarettist sich nicht ins Ries aufmacht, ist quasi selber schuld.

    „Letzte Patrone“ ist Ihr mittlerweile sechstes Solo-Programm. Haben Sie schon eine gewisse Routine beim Schreiben dieser Stücke?

    Asül: Routine ist das glücklicherweise nie. Ich sammle über Jahre Material. Und wenn es Zeit wird für was Neues, schmeiße ich erst mal die Hälfte des Materials weg und mit dem Rest begebe ich mich auf eine Abenteuerreise. Beim Schreiben drifte ich dann immer wieder ab und lande ganz woanders, als ich ursprünglich wollte. Das ist ein herrlicher Kreativprozess, weil man sich selber dauernd überrascht. Und irgendwann steht ein neues Programm und ich wundere mich, dass es wieder mal geklappt hat. Dazu kommt: Selbst ich werde älter. Daraus ergeben sich neue Betrachtungswinkel, Interessen und Themen. Sich selber treu bleiben und gleichzeitig sich weiterentwickeln - das ist eher das Gegenteil von Routine.

    Würden Sie ihr neues Programm in einigen Sätzen für unsere Leser zusammenfassen?

    Asül: Ich habe mal gelesen, dass das deutsche Volk im Schnitt jedes Jahr einige Tage älter wird. An mir selber aber habe ich festgestellt, dass ich jedes Jahr ein ganzes Jahr älter werde. Also scheint mir im Vergleich zum Rest der Bevölkerung die Zeit davon zu laufen. Daraus entstand die Frage: Wie gehe ich mit meiner Restlaufzeit um? Und bei der Beantwortung dieser Frage streife ich so ziemlich alles, was derzeit die Menschen bewegt: Flüchtlinge, Europa, sozialer Aufstieg und auch das Thema Mobilität. Und zeitgleich kriegt der Zuschauer mit, wie mein Leben in Hengersberg so läuft.

    Wie schätzen Sie als niederbayerischer Kabarettist mit türkischen Wurzeln die aktuelle Debatte um die Türkei ein?

    Asül: Mein Kenntnisstand basiert auch nur auf dem, was in der Zeitung steht. Von daher kann ich aus vollster Überzeugung sagen: Scheinbar wird ziemlich debattiert da draußen.

    Bietet sich Recep Tayyip Erdogan nicht wunderbar fürs Kabarett an?

    Asül: Ich habe den türkischen Staatschef noch nie live getroffen. Aber wenn er mir tatsächlich mal über den Weg läuft, werde ich ihn fragen, ob er sich anbietet. Falls er dies bejaht, werde ich sofort die Augsburger Allgemeine darüber in Kenntnis setzen.

    TV-Shows wie die „heute-Show“, „Die Anstalt“ oder „Extra-3“ haben viele Zuschauer, darunter auch Menschen, die sich normalerweise nicht für Politik interessieren. Woran liegt das Ihrer Meinung nach und hat Kabarett eine Vorbildfunktion?

    Asül: Viele Leute sind frustriert über das, was in Politik und Gesellschaft abläuft. Da bieten solche Sendungen ein gutes Ventil, über Ärgerliches auch mal lachen zu können. Ich merke das ja selber in meinen Sendungen. Egal ob beim Maibockanstich im Hofbräuhaus, beim Jahresrückblick oder in der Sendung „Asül für alle“ im Bayerischen Rundfunk – Aktuelles zu verwurschteln, ist immer eine Riesengaudi für ledermann.

    Info: Django Asül ist mit seinem Programm „Letzte Patrone“ am Dienstag, 1. August, um 20 Uhr im Festzelt in Oettingen.

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