Wemding Geschlossen ist der Wemdinger Stadtrat gegen den geplanten Standort eines Behördenfunk-Sendemastes nahe der Ortschaft. Um über die Bedenken und den aktuellen Stand zu berichten, hatte die Stadtverwaltung zu einem Infoabend in die Stadthalle eingeladen.
Eingangs stellte Bürgermeister Dr. Martin Drexler die momentane Situation dar. Aufgrund der topografischen Lage sei Wemding für Funkmasten leider ein passender Standort. Das für den Behördenfunkmast ausgewählte „Hauptsuchgebiet“ liege zwischen der Stadt und dem Rothenberger Hof im Lommersheimer Forst. Da das Gebiet den bayerischen Staatsforsten gehört, habe die Kommune wenig Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Weil jedoch vor einem Jahr einem kommerziellen Mobilfunkanbieter durch das Landratsamt eine Absage angekündigt wurde, stimmte der Stadtrat auch geschlossen gegen die Pläne des Innenministeriums. Die Gründe dafür lägen auf der Hand: Eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes für den Fremdenverkehrsort sowie mögliche Gesundheitsgefahren. Das unterstrichen Professor Dr. Klaus Buchner, Physiker aus München von der Initiative „Diagnose Funk“, und Helga Krause vom Bund Naturschutz. Beide wandten sich mit ihren Vorträgen direkt an die rund 100 interessierten Besucher. „Ich bin entsetzt, was das Innenministerium äußert“, machte Buchner seinem Ärger Luft. Er zählte zahlreiche Beispiele auf, wie Tiere (Kühe, Schweine) und auch Bäume unter den Strahlen von Funkmastanlagen leiden. Die Probleme bei Menschen (Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit etc.) würden von der Industrie oft als „Kopfproblem“ abgetan. Bäumen könnte man jedoch keine psychischen Probleme unterstellen ...
Buchner kritisierte die aktuellen Grenzwerte als „irrsinnig“. Gerade die Tetra-Technik bereite Probleme: Bei der britischen Polizei gebe es Hunderte Fälle, in denen gesundheitliche Probleme aufgetreten seien, die niederländischen Polizeigewerkschaften wollen aus der Technik aussteigen, dies hätten die Städte Hamburg und München bereits getan. Auch die Kosten würden aufgrund des enormen Strombedarfs, den Tetra benötigt, massiv steigen. „Spielen Sie auf Zeit“, appellierte Buchner. Das Tetra-System sei noch nicht ausgereift, eine Nachfolgetechnik müsse kommen.
Helga Krause – Mobilfunkbeauftragte beim Bund Naturschutz in Bayern – gestand ein, dass funktionierende Funksysteme nötig seien. „Jedoch ohne schädliche Wirkung auf Bevölkerung und Umwelt.“ Das Tetra-System für die deutschen Rettungsdienste sei nicht kompatibel, da andere Länder und selbst die Bundeswehr unterschiedliche digitale Funktechniken benutzten. Nationen, die Tetra-Funk bereits eingeführt hätten, klagten über massive Probleme. Wie Buchner sprach Krause auch die Stadt München an. Der dort im Dezember 2010 gestartete Testlauf sei wegen technischer Schwierigkeiten bereits wieder eingestellt worden.
Unterschriftensammlung?
Als regionales Beispiel erwähnte Helga Krause den Oettinger Landwirt Josef Stengel. Seit 1997 neben seiner Weide ein Funkmast angebracht worden sei, leide seine Familie unter gesundheitlichen Beschwerden und er habe auch wirtschaftlich durch Fehl- und Totgeburten einen Schaden von rund 60000 Euro erlitten. Krause forderte eine Art Moratorium und meinte: „Der Ausbau darf nicht weitergehen, solange die Probleme nicht gelöst sind.“ In einer abschließenden Diskussionsrunde kam aus Reihen der Bevölkerung die Idee, mit einer Unterschriftenliste aktiv zu werden.