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Industriebau: Mammut-Antrag für ein Riesenprojekt

Industriebau

Mammut-Antrag für ein Riesenprojekt

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    Im Bereich der Firma Märker in Harburg sind die Vorarbeiten für das Projekt „Ofen 8“ angelaufen. Während der Bauphase erhält das Werk eine eigene B 25-Anschlussstelle. Der 80 Meter hohe Wärmetauscherturm (im Hintergrund) wird durch ein neues, 115 Meter hohes Bauwerk ersetzt.
    Im Bereich der Firma Märker in Harburg sind die Vorarbeiten für das Projekt „Ofen 8“ angelaufen. Während der Bauphase erhält das Werk eine eigene B 25-Anschlussstelle. Der 80 Meter hohe Wärmetauscherturm (im Hintergrund) wird durch ein neues, 115 Meter hohes Bauwerk ersetzt. Foto: Wolfgang Widemann

    Die Firma Märker in Harburg hat Großes vor. Bis zum Jahr 2022/23 soll ein neuer Zementofen in der Fabrik in Harburg gebaut sein. „Ofen 8“ ist der achte Ofen seit der Gründung des Betriebs 1889. Der an den Drehofen angeschlossene Wärmetauschertum soll 115 Meter hoch werden, 35 Meter höher, als der bisherige und höher als der Daniel von Nördlingen mit 90 Metern.

    Doch nicht nur das Bauwerk an sich hat in seiner Dimension eine Einzelstellung. Der neue Ofen soll 60000 Tonnen CO2 einsparen – so viel wie Ölheizungen von 15000 Privathaushalten. Und auch die Kosten des Projekts, das für das Unternehmen von zentraler Bedeutung ist, sind in der Höhe außergewöhnlich. Wie hoch die Summe sein wird, wollen die Manager nicht verraten. Es dürfte aber eine der kostenintensivsten Maßnahmen der Industrie in Nordschwaben in den vergangenen Jahrzehnten sein. Und, soviel verrät Landrat Stefan Rößle, der das Genehmigungsverfahren des Projektes im Landratsamt zur Chefsache erklärt hat: „Hier wird mehr Geld investiert, als wir es für das Schulzentrum Rain tun oder es – noch vor meiner Zeit – für das Krankenhaus Donauwörth getan haben.“ Das Schulzentrum Rain wird aktuell für 60 Millionen Euro saniert.

    Es gibt einen weiteren Bereich, der für „Ofen 8“ eine Sonderstellung ausmacht: im Genehmigungsverfahren. Bevor der Bau realisiert wird, braucht es vom Fachbereich Bauwesen des Landratsamtes eine Baugenehmigung. Vor wenigen Wochen hat Märker die nötigen Unterlagen eingereicht. Sie umfassen zehn Kartons mit jeweils zehn Aktenordnern. „Das war schon ein beeindruckendes Bild, als diese Unterlagen hier angeliefert wurden“, sagt Landrat Rößle. Er macht keinen Hehl daraus, dass das gesamte Verfahren für ihn und seine, an diesem Vorhaben zehn tätigen Mitarbeiter eine besondere Herausforderung ist. „Ich kann mich an kein so großes Bauvorhaben erinnern“, so Rößle.

    Doch warum so viel Papier? Könnte das heute nicht alles digital funktionieren? Nein, erklärt Harald Hegen, Abteilungsleiter des Fachbereiches Bauwesen. Die Unterlagen müssen zehnfach vorgelegt werden, um sie an die weiteren Stellen weiterzugeben, die dazu Stellung nehmen müssen. Zudem werden sie „zur Einsicht“ ausgelegt, wie es das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) vorschreibt. Und es hat noch ganz praktische Gründe: in den Unterlagen stecken viele Pläne, die auf DIN A0 Format gedruckt sind. „Digital ist das zu unhandlich“, so Hegen.

    Die 1500 Seiten sind nur der Anfang

    Die 1500 bisher abgegebenen Seiten sind allerdings nur der Anfang. Denn aktuell geht es um einen Antrag für das Fundament des Ofens – also nur einen Teil des Gesamtprojektes. Doch der Gesetzgeber sieht vor, dass dafür eine vorläufige Beurteilung möglich ist, ob „die Einrichtung und dem Betrieb unüberwindliche Hindernisse im Wege stehen.“ Für diese, sogenannte Prognose-Entscheidung müssen deshalb schon sehr viele Gutachten für das eigentliche Bauwerk eingereicht sein: Luft- und Lärmschutz, Lichteinwirkung, Wasserbelastung, Brand- und Explosionsschutz, Umweltverträglichkeit, Elektrosmog und viele weitere Naturschutzbelange müssen von externen Experten begutachtet und eingereicht werden. Nicht zuletzt geht es auch um Denkmalpflege, denn der neue Turm beeinträchtigt möglicherweise den Blick auf Schloss Harburg.

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    Fühlt man sich angesichts dieser Auflagen nicht von der Bürokratie gegängelt? „Nein“, sagt Geschäftsführer Maximilian Graf Pückler-Märker. „Wir brauchen ein transparentes Verfahren und eine rechtssichere Genehmigung. Und wir wollen die Akzeptanz der Nachbarn.“ Seit drei Jahren würden im Betrieb die Vorarbeiten für den Bau des neuen Ofens, der ja eine in Technik und Umsetzung Einzelanfertigung ist, laufen. Und auch für ihn selbst sei das Neuland gewesen. Weder er selbst noch sein technischer Leiter oder der Werkleiter hätten bisher einen Zementofen gebaut, erzählt Graf Pückler-Märker.

    Innerhalb von sieben Wochen hoffen die Verantwortlichen bei Märker jetzt auf die Genehmigung. Die wird vom Umfang her deutlich geringer als die Antragsunterlagen ausfallen. Aber immerhin werden es wohl auch an die 50 Seiten.

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