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Hintergrund: Egerviertel: Gefahr für die Stadtmauer?

Hintergrund

Egerviertel: Gefahr für die Stadtmauer?

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    Wer künftig nach dem Baldinger Tor nach rechts in die Straße An der Baldinger Mauer abbiegt, dem könnte sich dieses Bild bieten: Unsere Grafik zeigt den aktuellen Entwurf der Bebauung des ehemaligen Ankergeländes. Rechts hinten ist die Stadtmauer zu sehen. Mancher Nördlinger befürchtet Schäden an dem historischen Bauwerk, wenn für eine neue Tiefgarage acht Meter tief Bohrpfähle in den Grund gerammt werden.
    Wer künftig nach dem Baldinger Tor nach rechts in die Straße An der Baldinger Mauer abbiegt, dem könnte sich dieses Bild bieten: Unsere Grafik zeigt den aktuellen Entwurf der Bebauung des ehemaligen Ankergeländes. Rechts hinten ist die Stadtmauer zu sehen. Mancher Nördlinger befürchtet Schäden an dem historischen Bauwerk, wenn für eine neue Tiefgarage acht Meter tief Bohrpfähle in den Grund gerammt werden. Foto: Architekturbüro Schlientz

    25 Jahre ist es her, seit der damalige Oberbürgermeister Paul Kling den Nördlingern versichert hat, dass es in der Altstadt keine neue Tiefgarage mehr geben werde. Zu problematisch seien die Eingriffe in den Untergrund, sagte Kling damals. Doch genau solch eine

    Wie berichtet, sollen auf dem Gelände der ehemaligen Ankerbrauerei 82 Wohneinheiten, eine große Kindertagesstätte mit Hort, eine Beratungsstelle, ein Café und Büros entstehen. Parken sollen die Bewohner sowie die Mitarbeiter von Kita und Beratungsstelle in einer Tiefgarage mit 125 Plätzen, wie Thomas Deurer sagt. Er leitet das Unternehmen Eco Residential, das das Egerviertel realisieren will. Seit dem Bau der Klösterle-Tiefgarage seien viele Jahrzehnte vergangen, man arbeite mit hoch qualifizierten Ingenieuren zusammen, habe Gutachten erstellt, betont er. Für die Garage wird eine Grube mit einer Tiefe von 3,40 Metern ausgehoben – damit ist man allerdings im Bereich des Grundwassers. Um in einer wasserfreien Baustelle arbeiten zu können, sollen Bohrpfähle bis zu rund acht Meter tief in den Boden getrieben werden. Auf Spundwände, wie bei der Baustelle der Wemdinger Unterführung, verzichte man, erklärt Deurer.

    Stadtmauer verfügt über keine tiefe Gründung

    Ein Kritiker des Projekts sagt, dass die Stadtmauer nur 40 bis 70 Zentimeter tief in den Boden reiche, also über keine tiefe Gründung verfüge. Die Mauer stehe „im Dreck“, bestätigt auch Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel. Wenn jetzt nur wenige Meter von ihr entfernt Bohrpfähle in die Tiefe getrieben werden, fürchtet mancher Nördlinger um das historische Bauwerk, einer sagt: „Diese Gefahr ist für mich selbstverständlich.“ Sebastian Haag, dessen Familie die Ankerbrauerei einst betrieb und der Partner von Deurer ist, sagt, man werde während der Bauzeit Messpunkte an der

    Anwohnerin: „Ich habe Bauchweh bei dieser Sache.“

    Am vergangenen Dienstag wurden die Anwohner über den aktuellen Stand des Projekts informiert. In Gesprächen mit den RN sind mehrere vom neuen Viertel nicht überzeugt. Schließlich verändere sich der Charakter des Quartiers, meint eine Anwohnerin, wenn so viele Menschen künftig auf dem Gelände wohnen. Kritik gibt es unter anderem auch daran, dass im Egerviertel selbst keine Parkplätze für die Eltern vorgesehen sind, die ihre Kinder in die Kita bringen. „Uns Anwohnern graut vor dem Verkehr“, sagt eine Frau. Die Eltern, so meint Sigel, könnten an der Baldinger Mauer kurz parken. Zumal man davon ausgehe, dass viele ihr Kind zu Fuß beziehungsweise mit dem Rad bringen. „Im direkten Umgriff gibt es 20 Stellplätze“, sagt Deurer.

    Ebenfalls eine Sorge von Anwohnern: Welchen Weg sucht sich das Grundwasser? Was geschieht mit meinem Haus, wenn die Bohrpfähle in den Boden getrieben und der Grund erschüttert wird? „Ich hab Bauchweh bei dieser Sache“, formuliert es eine Bewohnerin des Viertels. Deurer versichert, dass man so baue, dass sich die Druckverhältnisse des Wassers nicht veränderten. Zudem werde man unter der Bodenplatte Rohre verlegen – mit dem Ziel, dass sich die Grundwasserströme nicht verändern, sich das Wasser also keinen neuen Weg suche. Man arbeite mit dem Wasserwirtschaftsamt zusammen. An fast allen Häusern habe man bereits eine Beweissicherung durchgeführt, zwei würden noch begutachtet werden.

    Ausnahmen von der neuen Altstadtsatzung

    Der Stadtrat hat sich schon mehrfach mit dem Egerviertel befasst, zuletzt auch hinter verschlossenen Türen. Vielleicht ist das Projekt schon im Februar wieder Thema im Bauausschuss. Dann soll es um mehrere Ausnahmen von der neuen Altstadtsatzung gehen, die für die derzeitige Planung der Gebäude nötigt werden. Während die Christsozialen dem Vernehmen nach hinter dem Egerviertel stehen gibt es aus anderen Fraktionen kritische Stimmen. Das Egerviertel sei das größte Bauprojekt in der Innenstadt seit dem Zweiten Weltkrieg. Da müsse man Entscheidungen genau überdenken und die Bürger erst einmal ausführlich informieren.

    Das wollen Deurer und Haag tun: Am kommenden Montag, 20. Januar, findet ab 19.30 Uhr eine Infoveranstaltung in der Alten Schranne statt.

    Die Bürger müssen über das Projekt Egerviertel ausführlich informiert werden, meint Martina Bachmann: Egerviertel: Dieses Projekt wird die Altstadt verändern

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