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Hainsfarth: Protest-Kundgebung in Hainsfarth: Ein Dorf im Ausnahmezustand

Hainsfarth

Protest-Kundgebung in Hainsfarth: Ein Dorf im Ausnahmezustand

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    Mit Masken und Plakaten ausgerüstet, demonstrieren am Samstag zahlreiche Anwohner.
    Mit Masken und Plakaten ausgerüstet, demonstrieren am Samstag zahlreiche Anwohner. Foto: Josef Heckl

    Der erste Test verläuft noch etwas holprig. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zufahrt klaut“, lesen die Protestierenden von ihren Zetteln ab. „Wenn später unsere hochkarätigen Politiker kommen, geht das in dreifacher Lautstärke“, ruft ihnen Hainsfarths Bürgermeister, Klaus Engelhardt, durch ein Mikrofon entgegen. 200 Menschen sind an diesem Samstag auf den Dorfplatz gekommen, um für die Heimostraße zu kämpfen. Die Bayern Bahn will den Bahnübergang an der Staatsstraße schließen; damit wäre auch die Zufahrt selbst, die aus der Ortsmitte in Richtung B466 führt, gekappt. Um das zu verhindern, hat die Gemeinde großen Aufwand betrieben.

    Trotz sommerlicher Temperaturen ist es nicht die Hitze allein, die Bürgermeister Engelhardt gerade den Schweiß auf die Stirn treibt. „Die Aufregung ist groß“, sagt er. Monatelang hatten er und seine Mitstreiter den heutigen Tag vorbereitet. Eindrucksvoll sollte es sein, und perfekt organisiert, wenn Politik-Prominenz am Stichtag aus München und Berlin ins Dorf kommt.

    Bundes- und Landtagsabgeordnete sind nach Hainsfarth gekommen

    Um 15 Uhr, im Hintergrund läuten die Kirchturmglocken, steht Engelhardt auf dem Dorfplatz vor dem Kriegerdenkmal vor einem Rednerpult und kündigt seine „Ehrengäste“, wie er sie nennt, an. Mit einem Bus sind der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange (CSU), der Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler (

    Koordinator des Protests: Bürgermeister Klaus Engelhardt hat lange auf die Demonstration am Samstag hingearbeitet. Als Einsatzleiter war er auch zuständig für die Einhaltung der Corona-Regeln.
    Koordinator des Protests: Bürgermeister Klaus Engelhardt hat lange auf die Demonstration am Samstag hingearbeitet. Als Einsatzleiter war er auch zuständig für die Einhaltung der Corona-Regeln. Foto: Josef Heckl

    Als besagte Gäste um 15.04 Uhr schließlich am Dorfplatz ankommen, ist von der anfänglichen Verhaltenheit der Demonstranten nichts mehr zu hören. Textsicher und inbrünstig tragen sie ihren Unmut vor. Viele haben Plakate gebastelt. „Hainsfarth steh auf“, steht dort. Oder auch: „Wir kämpfen weiter“, „Hainsfarth stellt sich gegen die Bayern Bahn“.

    Eine Verkehrssimulation zeigt eine Ausnahmesituation, wie sie bald zur Regel werden könnte

    Pfiffe und Buhrufe hallen über den Dorfplatz, als Engelhardt bekannt gibt, was bereits im Vorfeld klar war: Weder das Staatliche Bauamt Augsburg, zuständig für die Staatsstraße 2216, noch Vertreter der Bayern Bahn sind zur Kundgebung erschienen. Eine im Vorfeld von Engelhardt angedachte Podiumsdiskussion fällt damit aus. „Ein Tag des Protests, statt der Entscheidungen“, fasst es Landrat Rößle in einer zweiminütigen Rede zusammen.

    Millimeterarbeit: Wie eng es auf Hainsfarths Straßen künftig werden kann, zeigt eine Verkehrssimulation.
    Millimeterarbeit: Wie eng es auf Hainsfarths Straßen künftig werden kann, zeigt eine Verkehrssimulation. Foto: Josef Heckl

    Dann rollen die Fahrzeuge an. Möglichst eindrücklich solle die Kundgebung sein, hatte Engelhardt im Vorfeld gesagt. Bei einer Verkehrssimulation zeigen die Hainsfarther nun, wie eng es auf den Dorfstraßen künftig werden könnte, sollte die Heimostraße als Zufahrt wegfallen.

    Die Verantwortlichen in Hainsfarth haben einen großen Fuhrpark zusammengestellt

    Dafür haben die Verantwortlichen einen ganzen Fuhrpark zusammengestellt: Zwei Omnibusse, einen Sattelschlepper, Lkws mit und ohne Anhänger sowie Traktoren. Eindrücklich wird es dann vor allem für Landrat Rößle, als ein Bus zügig und nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht von der Hauptstraße in die Jurastraße abbiegen will. Um die Kurve kommt das Gefährt nicht, mehrmals muss der Fahrer rangieren.

    Zwar gerät die vorher festgelegte Reihenfolge der Fahrzeuge an mancher Stelle durcheinander. Das erklärte Ziel Engelhardts, einen Ausnahmezustand zu simulieren, wie er für das Dorf bald zur Regel werden könnte, erreicht er dennoch. Mehrmals müssen Busse, Traktoren und Lkws halten, um nicht gegen den Bordstein zu fahren. Immer wieder rufen Demonstranten: „Das kann doch nicht wahr sein“ oder „Politiker, seht euch das an.“

    Bundestagsabgeordneter Lange positioniert sich gegen die Bayern Bahn

    Sie haben zugesehen. Nun steht Bundestagsabgeordneter Lange am Rednerpult und positioniert sich gegen die Bayern Bahn. Er spricht von einer „beeindruckenden Demonstration“ und sagt, gewandt an das Bahnunternehmen: „Wir haben eine Klage gegen den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs Nördlingen.“ Dies sei eine Klage gegen die Menschen. Auch der aktuelle Antrag auf Schließung des Bahnübergangs Heimostraße sei gegen die Interessen der Bevölkerung. „Wir müssen die Auseinandersetzung mit der Bayern Bahn führen, wie wir sie bisher nicht geführt haben“, ruft Lange. Der Applaus ist groß.

    Und ebbt ab, als die Grüne Eva Lettenbauer ans Pult tritt. Die Bayern Bahn halte sich mit ihrer Forderung an geltendes Recht, sagt sie. „Ich möchte nicht, dass der Gedanke aufkommt, dass die Bahn Schuld ist.“ Vereinzelte Buhrufe. So wirklich hören will das gerade niemand.

    Die Bilanz der Kundgebung: Zufriedenheit und ein Versprechen

    Klaus Engelhardt sieht zufrieden aus, als die Demonstranten gegen 16.30 Uhr zu den Ausgängen laufen und wieder Ruhe einkehrt im Dorf. Der Samstag soll kein Schlusspunkt des Protests sein. Der Bürgermeister sagt: „Ich nehme Herrn Lange und Herrn Fackler beim Wort, dass sie unsere Forderungen nach Berlin und München tragen werden.“

    Sehen Sie dazu auch unsere Bildergalerie:

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