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Großsorheimer Bankeinbruch vor dem Augsburger Landgericht: Protokoll eines Verbrechens

Großsorheimer Bankeinbruch vor dem Augsburger Landgericht

Protokoll eines Verbrechens

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    Eines von fünf Geldinstituten, bei denen das Gangster-Trio den Bankautomat aufbrach: die Raiffeisen-Volksbank in Großsorheim. Das Verbrechen wurde am 5. Oktober vergangenen Jahres verübt.
    Eines von fünf Geldinstituten, bei denen das Gangster-Trio den Bankautomat aufbrach: die Raiffeisen-Volksbank in Großsorheim. Das Verbrechen wurde am 5. Oktober vergangenen Jahres verübt.

    Von Wolfgang Widemann

    Harburg/Augsburg Sie mieteten in Nordrhein-Westfalen ein Auto, fuhren mit diesem offenbar wiederholt nach Süddeutschland, spähten unter anderem im Donau-Ries-Kreis und in Oberbayern zahlreiche Bankfilialen aus und brachen dann in fünf ein. Nun wird zwei Mitgliedern einer mindestens dreiköpfigen Bande, die sich im Oktober 2015 zwischen Großsorheim und Mauren eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert hatte, in

    Wie bereits gemeldet, wird sich die Verhandlung einige Zeit hinziehen. Ein wesentlicher Grund dafür: Die beiden Angeklagten – zwei sind serbische Staatsbürger – schweigen. Deshalb muss die 3. Strafkammer an voraussichtlich insgesamt neun Tagen alle Beweismittel prüfen und werten. Die Arbeit, die der Kammer bevorsteht, verdeutlichten zum Prozessauftakt drei Umzugskartons voll mit Unterlagen, die hinter den Richtern stehen. Zudem hat Vorsitzender

    Den beiden Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft, vertreten durch Martina Neuhierl, Bandendiebstahl vor – und zwar in fünf Fällen. Die Täter hatten sich der Anklageschrift zufolge darauf spezialisiert, Bankautomaten zu knacken. In drei Fällen war die Bande erfolgreich: am 6. September 2015 im Ingolstädter Ortsteil Irgertsheim (Beute: 85330 Euro), am 3. Oktober in Fahrenzhausen-Unterbruck (Landkreis Freising, 60250 Euro) und am 5. Oktober in Großsorheim (38720 Euro).

    Einer der Angeklagten ist 44 Jahre alt. Er kam nach eigenen Angaben erst wenige Monate vorher nach Deutschland und verdingte sich unter anderem als Schwarzarbeiter auf Baustellen. Als Beruf gibt er „Gastronom“ an. Deutsch spricht er nicht. Er benötigt in der Verhandlung eine Übersetzerin. Anders sein Komplize. Der 36-Jährige wurde in Bielefeld geboren und wohnte dort bis zuletzt auch. Beruf: „Unternehmer“. Noch auf freiem Fuß ist der mutmaßliche Haupttäter Zeljko Andjelic. Der lebte ebenfalls in

    Konkret heißt das: Es ließ sich nachvollziehen, dass die Bande gezielt Banken ansteuerte, diese einige Minuten in Augenschein nahm und dann wenige Stunden, einige Tage oder auch mehrere Wochen später heimsuchte. So fuhr das Trio beispielsweise am Vormittag des 2. Oktober 2015 über Marxheim, Donauwörth, Ebermergen und Mauren nach Großsorheim und schaute sich offensichtlich auf dem Weg ein paar Banken an. In einem Notizbuch, das die Polizei später im Golf fand, waren zahlreiche Adressen von Geldinstituten notiert. Auffällig: Es handelte sich bis auf eine Ausnahme um Raiffeisen- und Volksbankfilialen.

    Anhand der GPS-Daten ließen sich auch minutiös die dramatischen Ereignisse in der Nacht auf Montag, 5. Oktober, nachvollziehen. Von ihrer vorübergehenden Basis in Ingolstadt aus – dort hatten sich die Täter bei einer nichts ahnenden Verwandten von Zeljko Andjelic einquartiert – erreichte die Bande um 1.24 Uhr Großsorheim, knackte dort den Automaten, fuhr davon, leerte um 4.25 Uhr an einer Pferdekoppel die Geldbehälter (die einige Tage später ein Spaziergänger entdeckte) und rauschte um 4.42 Uhr nahe Eisbrunn in den Wald.

    Kurz zuvor hatte eine Polizeistreife den Wagen in einer Haarnadelkurve gestoppt. Der Fahrer Zeljko Andjelic händigte einem Beamten zunächst den Führerschein aus, gab dann aber Gas, als eine weitere Streife hinzukam. Ein Polizist der vor dem Pkw stand, sprang – um nicht überfahren zu werden – auf die Motorhaube. Ihm gelang es, mit seiner großen Taschenlampe die Windschutzscheibe zu zertrümmern. Anschließend rollte er sich seitlich ab.

    In dem geschrotteten VW Golf, den die Bande einige hundert Meter weiter im nebligen Forst am Riesrand zurücklassen musste, fand die Polizei nicht nur ein Schweißgerät und zwei Hydraulikspreizer, sondern auch drei Plastik-Einkaufstüten: In einer war die komplette Beute aus Großsorheim, in den beiden anderen weitere 16660 beziehungsweise 24850 Euro. Die Polizei geht davon aus, dass dieses Geld aus dem Einbruch in Unterbruck stammt. Insgesamt lagen in dem Auto also rund 80000 Euro. Damit nicht genug: Spezialisten entdeckten nach Auskunft des Kripobeamten in dem Wagen auch eine große Menge DNA-Spuren.

    Der Prozess wird am heutigen Donnerstag fortgesetzt.

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