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Gesundheit: Hausarzt muss Praxis schließen

Gesundheit

Hausarzt muss Praxis schließen

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    Mit diesem Schild informiert Dr. Christian Schammel über die Schließung seiner Praxis.
    Mit diesem Schild informiert Dr. Christian Schammel über die Schließung seiner Praxis. Foto: Mack

    Von Martina Bachmann

    Mönchsdeggingen An der Eingangstür der Arztpraxis von Dr. Christian Schammel in

    Gut gelaunt ist Schammel nicht gerade, als die Rieser Nachrichten am Telefon sind. Eigentlich möchte er überhaupt nicht über die Angelegenheit reden. Doch er tut es dann doch: Man habe ihm die Kassenzulassung entzogen. Am Donnerstag sei der Anruf gekommen, dass er nicht einmal mehr eine Frist bekomme, das Quartal abzuwickeln. „Das ist unter aller Kanone“, meint der Mediziner – auch, wie mit seinen Patienten umgegangen werde. Grund für diesen Entzug der Zulassung: Mangel an Fortbildungspunkten. „Da haben sie mir ja zum Schluss schon das Honorar um 25 Prozent gekürzt.“

    Aber das System der Fortbildungspunkte hält Schammel nicht für sinnvoll. So berichtet er, dass man beispielsweise auch welche bekommen könne, wenn man am Computer einen Test mache. Doch wer könne wirklich dafür garantieren, wer an dem Gerät sitze und die Aufgaben löse? Auch die Veranstaltungen der Pharmaindustrie lehnt der Mediziner ab. „Für mich ist das nur Zeitaufwand. Das geht am Bedarf vorbei.“ 800 Patienten hat Schammel in seiner Praxis zuletzt betreut. „Ich hätte gerne noch ein paar Jahre gemacht.“ Doch jetzt höre er eben auf, mit 64 Jahren.

    Der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Michael Stahn, bestätigt, dass Schammel „die Zulassung zur vertragsärztlichen Versorgung rechtskräftig entzogen wurde“. Zu den Hintergründen könne man aber aus Datenschutzgründen keine Stellung nehmen. Allerdings teilt Stahn mit, dass ein Vertragsarzt verpflichtet sei, sich fachlich fortzubilden. Alle fünf Jahre ist der Nachweis zu erbringen, dass der Arzt eben dieser Pflicht nachgekommen ist – sonst wird das Honorar gekürzt. Bringt der Mediziner den Nachweis auch nach weiteren zwei Jahren nicht, dann solle die Kassenärztliche Vereinigung den Antrag auf Entzug der Zulassung stellen.

    Mönchsdeggingens Bürgermeister Karl Wiedenmann ist total überrascht, dass die Praxis so schnell geschlossen wurde. „Das ist auf jeden Fall ein Verlust für uns.“ Man habe sowieso schon ein großes Problem mit der ärztlichen Versorgung auf dem flachen Land. Die Mediziner, die um Mönchsdeggingen herum angesiedelt sind, würden auch schon auf den Ruhestand zugehen. Doch was tun? Wiedenmann sagt: „Wenn man die Gewissheit hätte, dass ein Arzt herkommt, dann würde die Gemeinde auch Geld in die Hand nehmen.“

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