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Geschichte: Fund in Wallerstein: Das sagen die Wissenschaftler

Geschichte

Fund in Wallerstein: Das sagen die Wissenschaftler

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    Zeigen die Funde aus Wallerstein (von links): Dr. Manfred Woidich, Bürgermeister Joseph Mayer und Dr. Johann Tolksdorf.
    Zeigen die Funde aus Wallerstein (von links): Dr. Manfred Woidich, Bürgermeister Joseph Mayer und Dr. Johann Tolksdorf.

    Sie haben nur einen Durchmesser von je fünf Zentimetern, sind aus Ton und wirken auf den ersten Blick sehr unscheinbar. Für Archäologen haben die beiden Objekte jedoch einen großen Wert: Es handelt sich um zwei Scheibenräder aus dem Ende der Jungsteinzeit. Sie sind mehrere tausend Jahre alt. Die Wissenschaftler schätzen sie aus der Zeit zwischen 2800 und 2500 vor Christus. Damit sind es wahrscheinlich die ältesten Räder in Bayern.

    Gefunden wurden die Miniaturräder in einem Baugebiet in der Nähe der Mehrzweckhalle. „Man sagt immer: Besondere Funde werden immer Freitagnachmittag gemacht“, sagt Dr. Johann Tolksdorf vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. So sei es auch diesmal gewesen. Weil anhand von geomagnetischen Messungen schon bekannt war, dass es in dem Gebiet archäologische Überreste gibt, habe es vor Baubeginn Vorarbeiten gegeben, erklärt Dr. Manfred Woidich vom zuständigen Architekturbüro. Dabei sei der Oberboden abgetragen worden und man habe – an einem Freitagnachmittag – zwei Gräber entdeckt.

    Fund in Wallerstein: Es gibt drei vergleichbare Objekte

    Eines sei eine Doppelbestattung von einem Erwachsenen und einem Kind gewesen. Darin habe man unter anderem Gefäße, ein kleines Steinbeil, einen Eberhauer und ein Feuersteingerät gefunden. Die zweite Stelle sei das Grab eines circa siebenjährigen Kindes gewesen, sagt Woidich. Das Alter habe eine Anthropologin mithilfe der gefundenen Zähne herausgefunden. In eben diesem Grab waren Woidich zufolge auch die beiden Miniaturräder. Tolksdorf sagt, es sei das erste Mal, dass solche Räder in einem Grab gefunden wurden.

    Fundstücke aus einem der beiden Gräber in Wallerstein.
    Fundstücke aus einem der beiden Gräber in Wallerstein. Foto: Szilvia Iszó

    Es gebe drei vergleichbare Objekte, die jedoch als einzelne Tonscheiben in Siedlungen entdeckt wurden. Sie seien deshalb als „Modellräder“ bezeichnet worden, da nicht klar gewesen sei, ob es sich wirklich um Räder handelte. Die zwei gefundenen Scheibenräder in Wallerstein weisen Radnaben auf. Deshalb sei wohl eine Achse dazwischen gewesen, meint Tolksdorf. Auch der Fundort sei besonders: Bisher habe man Objekte dieser Art nur in Osteuropa gefunden, erklären Woidich und Tolksdorf. In Ungarn habe man zum Beispiel einen vierrädrigen Wagen und Räder aus Ton entdeckt. Räder und Wagen seien in Mitteleuropa seit Mitte des vierten Jahrtausends in Gebrauch.

    Wallerstein: Kein eigenes Museum für die Miniaturräder

    Welche Bedeutung die Miniaturräder gehabt haben, können die Wissenschaftler nicht sagen. Es könne sich entweder um ein Spielzeug oder ein Kultobjekt handeln. Auch eine Mischung aus beidem sei möglich. Da die Räder in einem Grab gefunden worden, könnten sie eine Bedeutung zum Jenseits gehabt haben, sagt Tolksdorf.

    Diese zwei Scheibenräder haben Archäologen bei Vorarbeiten in einem Wallersteiner Baugebiet gefunden. Sie sind mehrere tausend Jahre alt und waren in einem Kindergrab. Die beiden Miniaturräder sind wahrscheinlich die ältesten in Bayern.
    Diese zwei Scheibenräder haben Archäologen bei Vorarbeiten in einem Wallersteiner Baugebiet gefunden. Sie sind mehrere tausend Jahre alt und waren in einem Kindergrab. Die beiden Miniaturräder sind wahrscheinlich die ältesten in Bayern. Foto: Szilvia Iszó

    Da es die Räder in klein gibt, geht der Wissenschaftler davon aus, dass es die Räder und einen dazugehörigen Wagen auch „in groß“ gegeben haben muss. Dabei sei interessant, dass nur zwei und keine vier Räder gefunden wurden. Es sei außerdem davon auszugehen, dass solche Wagen auch eine Prestigefunktion hatten. Denn Zugtiere wie Pferde und Ochsen seien etwas besonderes gewesen und nicht jeder habe es sich leisten können, die Tiere durch den Winter zu bringen.

    Ein eigenes Museum werde es für den Fund nicht geben, sagen Tolksdorf und Wallersteins Bürgermeister Joseph Mayer und lachen. Eventuell sollen Nachbildungen der Miniaturräder ausgestellt werden, sagt Mayer. Anhand von Proben der gefundenen Zähne soll nun zunächst noch genauer ermittelt werden, aus welcher Zeit die Räder stammen.

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