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Fremdingen und Duttenstein: In der Region sind zwei neue Bestattungswälder eröffnet worden

Fremdingen und Duttenstein

In der Region sind zwei neue Bestattungswälder eröffnet worden

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    In der Region nimmt die Zahl an Bestattungswäldern zu. Diese Woche eröffnete neben dem Wildgehege in Duttenstein ein weiterer.
    In der Region nimmt die Zahl an Bestattungswäldern zu. Diese Woche eröffnete neben dem Wildgehege in Duttenstein ein weiterer. Foto: Verena Mörzl

    Die Sonne sprenkelt den feinen Kiesboden zum Bestattungswald in der Nähe von Schloss Duttenstein. Der Blick nach Bayern reicht von einer Anhöhe aus weit ins Donautal im Landkreis Dillingen. Am Wegesrand werfen Buchen ihre Schatten und auch Kirschbäume, Erlen und Eichen, Kastanien und Ahorn auf dem vom Riesauswurf geprägten Boden. Hier und da kennzeichnen gelbe und blaue Bänder um die Laubbäume Möglichkeiten der Bestattung. Mal 15 Jahre, mal 99. Mal mit Fremden, mal für die Familie, den Freundeskreis, Mitglieder eines Kegel- oder Bikerclubs. Die Firma Friedwald hat zusammen mit dem Forstbetrieb Blauwald und der Gemeinde Dischingen in der Nachbarschaft zum Wildgehege

    Nachfrage nach Plätzen in Bestattungswäldern steigt

    Die Nachfrage nach Bestattungen in Wäldern nimmt ganz offensichtlich zu, das stellen auch die Gemeinden fest, die sich an den Projekten beteiligen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Seit Ende Juli gibt es auch am Vorderen Sandschlag bei Oppersberg in der Gemeinde Fremdingen den Bestattungswald „Waldruh Romantische Straße“. Carl-Eugen Erbprinz zu Oettingen-Wallerstein sagt bei der Eröffnung vor einigen Tagen: „Das Erinnern und Gedenken an die Verstorbenen ist für viele Menschen von zentraler Bedeutung. Aber die Lebensumstände und Gewohnheiten unserer Gesellschaft haben sich gewandelt. Durch die zunehmende Entfernung der Wohnorte einzelner Familienmitglieder ist es vielen leider kaum möglich, sich liebevoll um die Grabpflege im klassischen Sinne zu kümmern.“ Zudem suchten immer mehr Menschen schon zu Lebzeiten die Stille und Idylle des Waldes. Der Wunsch nach einem friedlichen Ruheplatz im Grünen würde bei vielen immer stärker.

    Die Waldruh bei Fremdingen hat eine Größe von rund 9,5 Hektar. „Mit diesem Bestattungswald in der Region soll dem Wunsch nach einer würdevollen Naturbestattung Rechnung getragen werden“, sagt Bürgermeister Frank Merkt bei der Eröffnung Ende Juli. Er ist inzwischen der dritte Bestattungswald des fürstlichen Unternehmens „Waldruh“, das bereits in Harburg und in Lauchheim Waldstücke für Bestattungen zur Verfügung gestellt hat.

    Johannes Fischer, Bestattermeister aus Nördlingen, bekommt meist positive Rückmeldungen zu den Trauerfeiern im Wald. Gerade die Andachtsplätze zwischen den hohen Bäumen spendeten viel Kraft. Doch Entscheidungen für eine Urnenbestattung im Wald entstünden nicht nur aus dem Wunsch nach Nähe in die Natur oder einer romantischen Vorstellung. Fischer sagt: „Viele Menschen wollen niemandem zur Last fallen, wählen auch teilanonyme Felder.“ Im Wald ist der Pflegebedarf gering, finanzielle Verpflichtungen gibt es dann nur bei der Wahl der Bestattungsart. Auch das Gießen des Grabes falle weg. Auf städtischen Friedhöfen werden ebenfalls immer häufiger Urnenbestattungen unter Bäumen angeboten.

    Problematisch werde es an einem Waldfriedhof allerdings dann, wenn man mit dem Rollstuhl den Verstorbenen besuchen möchte. Nicht überall stünden barrierefreie Toiletten zur Verfügung. Sich zu informieren sei wichtig. So ließen sich auch die praktischen Gründe erörtern, die nicht zwingend für eine Waldbestattung sprächen.

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    Im Wald bei Duttenstein weht bei der Eröffnung des Friedwalds in dieser Woche ein erfrischender Wind durch die Baumreihen. Die Betreiber und die involvierten Mitarbeiter erhalten viel Lob für die Anlage. In einer ökumenischen Andacht weihen die Dischinger Pfarrer Dietmar Horst (katholisch) und Bernhard Philipp (evangelisch) den Andachtsplatz, der mit Holz aus dem umliegenden Wald gezimmert wurde: ein großes Kreuz steht vor einigen Bänken. Es sei schön, dass es einen weiteren Friedhof in der Gemeinde gebe, meinte Pfarrer Dietmar Horst.

    Pfarrer Philipp sagte, dass es sich um einen liebevoll gestalteten Ort handle. Er erwähnte einige Bedenken, die es im evangelischen Glauben zu Waldbestattungen gebe. Zum einen heißt es ihm zufolge, dass sich Gläubige mit dieser Art der Beisetzung eher hin zu einer Naturreligion und damit weg vom christlichen Glauben wenden würden. Zum anderen würden in diese Wälder nur noch einzelne Personen kommen, anders als bei Friedhöfen im Ort, wo man „mit den Toten“ mitten im Ort lebe.

    Dieses Gedenken, so erzählt er nicht nur vor geladenen Gästen, sondern auch einigen Bürgern, könnte dann vielleicht aus den Dörfern verschwinden. Doch dann fällt sein Blick auf die Äste, die sich unter leisem Rauschen im Wind wiegen und er meint abschließend, dass diese Bedenken sicher berechtigt seien. Doch eigentlich gebe es gegen einen solch schönen Ort nichts einzuwenden. Ein Eindruck, der viele Waldfriedhöfe vereint. (mit pm)

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