Es ist eine seltene und damit um so höhere Auszeichnung für einen Oettinger Bürger: Erst vier Mal wurde die Oettinger Ehrenbürgerwürde vergeben, und zwar an die Missionarin Schwester Caritas Hopfenzitz, den ersten Krankenhaus-Chefarzt Dr. Franz Bachmayr, den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Anton Jaumann und den langjährigen Bürgermeister und Bundestagsabgeordneten Dr. Hans Raidel. Als fünfter in diesem Bunde kam nun Altbürgermeister Dieter Paus hinzu.
Beim Festakt im Foyer des Oettinger Rathauses ließ die Festrednerin, Zweite Bürgermeisterin Gertrud Jaumann, ihre Laudatio wie ein Märchen mit „Es war einmal“ beginnen und erzählte die Geschichte eines Fußballers, der 1966 zum Turnier ins ferne Bayern fährt, sich dort in eine schöne junge Maid verliebt, im Ries niederlässt, eine Familie mit seiner Frau Ruth gründet, die sich um drei Söhne und eine Pflegetochter und mittlerweile etliche Enkel erweitert.
Gertrud Jaumann vertieft die Geschichte um die Verdienste des eingefleischten SPD-lers Dieter Paus, den 1966 so mancher fragte, was er im schwarzen Bayern denn werden wolle. Zunächst arbeitete er in der Nördlinger Sparkasse und war SPD-Ortsvorsitzender in seinem Wohnort Wallerstein. Dass er 1991 zum Bürgermeister der Stadt Oettingen gewählt und schließlich noch zum Ehrenbürger ernannt wird, hätte er damals selbst niemals gedacht, sagte er. Drei Mal wurde er mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt, die Liste seiner Verdienste ist lang: Rund 30 Punkte umfassen nur die wichtigsten Eckdaten, darunter zehn Bau- und Gewerbegebiete, umfangreiche Maßnahmen für alle Feuerwehren, Generalsanierung des Rathauses, Neu-Errichtung des Heimatmuseums, Sanierung, Neubau und Umzug weiterer wichtiger innerstädtischer Einrichtungen, zahlreiche Maßnahmen in den Stadtteilen und deren Anschluss an das gemeinsame Kanalnetz, Brückensanierungen, Ausbau und Entwicklung des Bauhofes und vieles mehr. Als „besonderen Segen“ bezeichnete die Laudatorin das Städtebau-Förderprogramm „Soziale Stadt“, mit dem Paus auch Entwicklungsprojekte nach seiner Amtszeit anstieß, die bis 2008 ging. Insgesamt 57 Millionen Euro wurden in dieser Zeit investiert.
In allen örtlichen Vereinen und weiteren Gremien war Dieter Paus Mitglied; Feuerwehren, Chöre, Kirchen, Kindergärten – alle wurden gerecht mit Spenden und Gesten der Wertschätzung bedacht. 2007 kam ein großer Schicksalsschlag, er wurde bei einer Feuerwehrübung schwer verletzt. Obwohl er sich von den Folgen des Unfalls bis heute nicht erholen konnte, wirkte er noch bis ins Frühjahr 2018 als Gemeinderat.
Bürgermeisterin Petra Wagner konnte bei der Begrüßung der Ehrengäste aus ihrer eigenen Erfahrung als Stadträtin belegen, dass Paus immer konsensorientiert arbeitete, eher Rat und Hilfe anbot als einzelne Räte zu kritisieren. „Die Arbeit mit ihm war immer von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit geprägt, davor habe ich große Hochachtung“, so Wagner. „Ich bin überwältigt“, sagte Paus und die tiefe Rührung war ihm anzusehen. Dennoch zeigte er sich bescheiden: „Eigentlich hätte es das nicht gebraucht, denn die Arbeit hat mir jeden Tag sehr viel Freude gemacht; es ist ein wunderschönes Amt.“ Humorvoll rekapitulierte er sein Leben und seinen Werdegang, so habe er 1990 zunächst den Rieser Nachrichten entnommen, dass er als Wallersteiner für den Oettinger Bürgermeister-Wahlkampf nominiert worden sei. An eine Chance glaubte er selbst nicht, doch es kam eben anders. Mehrfach betonte er, wie wohl er sich seit jeher in Oettingen fühlt und nicht zuletzt in den 33 Vereinen, in denen er Mitglied ist.
Als er seiner Frau Ruth Paus dankt, ihn nach dem Schicksalsschlag 2007 zurück ins Leben geführt zu haben, ertönt lang anhaltender Applaus. Nach der Übergabe der Ehrenbürger-Urkunde von Wagner trug sich Dieter Paus noch in das Goldene Buch ein. Der Festakt wurde musikalisch umrahmt vom Oettiger Streichquartett unter Leitung von Günter Simon. Doch der musikalische Höhepunkt war privater Natur: Die Enkelin des Würdenträgers Ann-Christin Paus brachte eine opernreife Arie dar, begleitet von ihrem Vater Johannes Paus am Keyboard. „Einen schöneren und würdigeren Abschluss kann es nicht geben“, stellte Bürgermeisterin Wagner fest.