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Engagement: Wiederaufbau nach der Katastrophe

Engagement

Wiederaufbau nach der Katastrophe

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    Die Kirchheimerin Carola Peschl, hier auf einer Baustelle in Dekhari, lebte ein halbes Jahr in Nepal und arbeitete dort für die Entwicklungshilfe-Organisation Govinda.
    Die Kirchheimerin Carola Peschl, hier auf einer Baustelle in Dekhari, lebte ein halbes Jahr in Nepal und arbeitete dort für die Entwicklungshilfe-Organisation Govinda.

    Als die Erde bebte, fielen tausende Häuser in sich zusammen und begruben Menschen unter sich. Tempel und Kulturstätten wurden zerstört, ganze Dörfer rutschten von den Hängen. Das Erdbeben am 25. April 2015 war so heftig, dass man es nicht nur im Epizentrum in Nepal spürte, sondern auch in Indien, China, Pakistan. Wenig später, am 12. Mai, erschütterte

    Die Bilanz der Naturkatastrophen war bitter: fast 9000 Tote, mehr als eine halbe Million zerstörte Häuser. Viele Menschen, die damals die Bilder sahen – das Ausmaß der Verwüstung, die Not in den entlegenen Bergregionen – wollten helfen. Sie spendeten Geld. 60 Millionen Euro kamen aus Deutschland alleine bis Mai 2015 zusammen.

    Carola Peschl wollte noch mehr tun. Die 37-jährige aus Kirchheim am Ries ist seit Langem Mitglied der Hilfsorganisation, ein Verein, der die Lebensumstände der Menschen in Nepal verbessern will. Peschl, eine Architektin, wurde nach den Erdbeben Mitglied einer Expertengruppe der Hilfsorganisation. Die Leute von Govinda fingen an, provisorische Notunterkünfte zu bauen, Soforthilfe für die Nepalesen. Ziel war auch, möglichst vielen Menschen für die Monsunzeit ein Dach überm Kopf zu bieten. Wenn der Monsun in Nepal hereinbricht, bedeutet er für das Land Unwetter und gewaltige Regenmassen.

    Zu der Zeit war Peschl noch nicht vor Ort, sie plante von Deutschland aus. Im September flog sie während ihrer Urlaubszeit erstmals nach den Erdbeben nach Nepal, um die Projekte dort zu besprechen. „Ich habe gesehen, dass es viel effektiver ist, wenn einer von uns vor Ort da ist“, sagt sie heute. Als sie von Govidna gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könnte, auch mehrere Monate in Nepal zu verbringen, sagte sie zu. Allzu lang überlegt, sagt sie, habe sie nicht. Das Land liege ihr schließlich seit Jahren am Herzen. Auch wenn die Entscheidung bedeutete, dass Peschl ihre Stelle in einem Architekturbüro kündigte.

    Fünf Monate war sie schließlich vor Ort, von Januar bis Mai dieses Jahres. Vor allem in dem Distrikt Makwanpur war sie tätig, etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt. Eine abgeschiedene Region. Von der letzten asphaltierten Straße muss man mit einem Jeep zweieinhalb Stunden über einen Schotterweg und dabei auch zwei Flüsse überqueren, ehe man in dem Dorf ist, in dem Peschl lebte. Bei einigen entlegenen Bergdörfern in der Region hilft freilich auch der Jeep nicht. Zu ihnen muss man laufen. „Das dauert noch einmal eineinhalb Stunden“, sagt sie. Ein entsprechend großer Kraftakt ist es, etwa Baumaterialien in diese Orte zu transportieren.

    Insgesamt entstanden durch das Projekt, an dem Peschl mitwirkte, bislang 104 Häuser für nepalesische Familien. Erdbebensichere Häuser. Die Kirchheimerin fungierte dabei als Supervisorin der Bauleiter, sie koordinierte, erklärte, plante. Es gehe auch darum, Wissen zu vermitteln, sagt sie. Darum, dass die Leute in Nepal lernen, selbst erdbebensichere Gebäude zu bauen. Die Menschen in Nepal seien trotz der katastrophalen Lage nicht durchgedreht, sagt Peschl. „Sie nehmen das, was ist, als gegeben hin, sie leben im Hier und Jetzt.“ Bei den jüngeren Leuten merke man aber eher, dass diese die Regierung auch mal kritisch betrachteten.

    Was Peschl beeindruckte? Die Menschen dort seien zwar arm, aber sie teilten so gut wie alles, sagt sie. Oft sei ihr auf der Baustelle einfach so etwas angeboten worden, etwa eine Banane. „Dabei haben die Leute da nichts.“ In Makwanpur spüre man zum Teil aber auch Ohnmacht unter den Leuten, da die Region so abgeschieden sei. Doch die Menschen, sagt Peschl, freuten sich auch auf ihre Häuser.

    Heute ist die Kirchheimerin wieder in dem Architekturbüro tätig, in dem sie schon vor ihrer Zeit in Nepal arbeitete. In einem halben Jahr will sie wieder in den Himalaja-Staat reisen, dieses Mal allerdings nicht für mehrere Monate, sondern nur ein paar Wochen.

    Um die Baustellen zu überprüfen. Und um zu sehen, wie sich die Familien in den Häusern eingerichtet haben.

    Govinda wurde 1998 gegründet und hat seinen Sitz in Aalen. Heute hat die Organisation etwa 4900 Unterstützer und Förderer und betreut zahlreichen Entwicklungshilfe-Projekte in Nepal. Weitere Infos unter www.waisenkind.de

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