Bürgermeister Erhard Michel gefällt er, viele Leute bleiben stehen und fotografieren, manche wundern sich und einige schmunzeln. Aber keiner weiß genau, wie er entstand und was genau er soll: der imposante Schriftzug „Belze“ an einem Hang mit Blick über das gesamte Ries.
Wenn man von Oettingen Richtung Belzheim fährt, fällt er sofort auf. Rechts oben, geschickt unter einer auffallenden Landmarke mit Bäumen und einem Holzkreuz platziert. Große Lettern aus Holz, Ähnlichkeiten mit dem berühmten Schriftzug „Hollywood“ in Kalifornien sind sicher nicht zufällig. Will man an die „große“ Belzheimer Filmvergangenheit erinnern, als Teile von Aron Lehmanns Film „Die letzte Sau“ in Belzheim gedreht wurden? Will man dem Regisseur und anderen Filmschaffenden damit signalisieren, dass man hier für eine weitere cineastische Zukunft im Ries gerüstet sei?
Man weiß es nicht. Die Rieser Nachrichten haben sich auf Spurensuche begeben und konnten trotz intensiver Bemühungen niemanden zu klaren Aussagen bewegen. Selbst Bürgermeister Michel zeigte sich ahnungslos und konnte der Redaktion nur dahingehend helfen, dass er sich in einem Brief an die Belzheimer Jugend wandte.
Gerüchte besagen, dass es sich bei den Verantwortlichen um Mitglieder des „Bau Belze“ handeln könnte. Denn schon in den vergangenen Jahren war die Gruppe in Verdacht geraten, in einer Geheimaktion anlässlich der Mainacht ganze Straßenzüge inoffiziell umbenannt zu haben. Als in Belzheim statt Hausnummern Straßennamen eingeführt werden sollten und die (überwiegend ältere) Mehrheit der Einwohner aber dagegen war, da auf diese Weise der Ortsname von der Hauptgemeinde Ehingen geschluckt worden wäre. Auch damals war die Aktion sehr kreativ. Da entstanden Straßenzüge wie St.-Pauli-Straße (weil dort ein HSV-Fan wohnte), Polizeigasse (Wohnsitz des Bürgermeisters), Promilleweg (selbsterklärend) und Spruchbeutel-Straße (Ursprung nicht mehr nachzuvollziehen). Nicht zuletzt deshalb fiel der Verdacht – ohne dass es zu beweisen war – auf diesen „Bau Belze“, als nach der diesjährigen Mainacht der Schriftzug plötzlich da war.
Den Rieser Nachrichten ist es jetzt gelungen, Tatbeteiligte ausfindig zu machen und sich heimlich zu treffen. Freilich nur unter der Bedingung der völligen Verschwiegenheit und unter Wahrung der Anonymität. Und so kann lediglich bestätigt werden, dass ein ausgewählter Kreis von zehn Menschen in die Aktion involviert war und mithilfe von Material- und Arbeitskraft-Sponsoren die Idee, die bei mehreren Bieren entstanden sein soll, realisiert wurde. Nur zwei Mitglieder der verschworenen Gemeinschaft waren bereit, sich zu outen (siehe Fotos), freilich ohne erkannt werden zu wollen.
Damit wollen wir es bewenden lassen, die Aktion gefällt, auch – wie gesagt – Bürgermeister Michel, der inzwischen sogar schon Gemeindearbeiter an den Berg geschickt hat, um einen umgestürzten Buchstaben des neuen Wahrzeichens der „Filmstadt Belzheim“ wieder aufzurichten. Und wer weiß, vielleicht geht ein Ruck durch die Filmwelt und das Ries bekommt endlich seinen verdienten Platz. Wie wäre es mit einem „Tatort“?