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Dorfführung: „A Hof hot an Nama“

Dorfführung

„A Hof hot an Nama“

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    Bei einer besonderen Dorfführung durch Munningen berichtete Ortsgeschichtsforscher Franz Friedel über die Entwicklung des Dorfes. Der örtliche Gartenbauverein hatte zu dieser Führung eingeladen.
    Bei einer besonderen Dorfführung durch Munningen berichtete Ortsgeschichtsforscher Franz Friedel über die Entwicklung des Dorfes. Der örtliche Gartenbauverein hatte zu dieser Führung eingeladen. Foto: Foto: privat

    Munningen „A Hof hot an Nama“, unter diesem Motto veranstaltete der Gartenbauverein

    Ortsgeschichtsforscher Franz Friedel erklärte in Form eines chronologischen Ganges zu Beginn das einstige römische Munningen namens „Losodica“ sowie die weitere Entstehung des Dorfes und dessen Entwicklungsabschnitte in den vergangenen 1700 Jahren. Grundlagen hierzu bilden die Auswertung der archäologischen Funde, die schriftlichen Quellen des Hoch- und Spätmittelalters sowie zeithistorischen Vergleichsmöglichkeiten.

    Bad- und Hirtenhaus

    Der Ausbau des „oberen Dorfes“ mit mittleren und großen Selden (Kleinbauernstellen) erfolgte im Rahmen des allgemeinen Landausbaues der hohenstaufischen Herrscher durch die Oettinger Grafen. Damit verbunden war die Bildung der Gemeinde als neuer Rechtsverband von gleichberechtigten Gemeindegenossen im 13. Jahrhundert. Hier wurden die ersten Gemeindehäuser errichtet, so das Badhaus und das Hirtenhaus für Vieh-, Schaf- und Rosshirten in der Badgasse sowie die Faulenmühle als Gemeindemühle.

    Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb Munningen in seiner Ausdehnung konstant. Veränderungen innerhalb der Dorfgrenze vollzogen sich in diesen 500 Jahren nur noch geringfügig infolge von Hofstättenteilungen oder durch die Errichtung von sogenannten Gnadenhäusern (Kleinhäuser auf Gemeindegrund zur Eigenversorgung einer Person oder Familie) ohne weitere Gemeinderechte.

    Von 1810 bis 1856 folgte die Besiedlung der „Vorstädte“ auf dem gemeindlichen „Wolfsgrubengelände am alten „Deininger Weg“ – Schützenstraße mit fünf Gnadenhäusern durch sogenannte „Kleinhäusler“ (Taglöhner, Stöhr-Handwerker und sozial niedergeschichtete Personen). Die Baulanderschließungen der Gemeinde von 1950 bis 2009 zählen zu den jüngsten von insgesamt neun feststellbaren Siedlungsabschnitten Munningens seit der Dorfentstehung im 4. Jahrhundert.

    Im Volksmund noch heute bekannt

    Einen großen Teil seiner Führung widmete Franz Friedel der Entstehung und Bedeutung der 120 Haus-und Hofnamen des Alt-Dorfes. Sie werden im Volksmund heute noch verwendet. In einigen Fällen sind sie über Hunderte von Jahren alt, zum Beispiel „Deggenbauer“ ehemaliger Klosterhof des Benediktinerklosters Mönchsdeggingen seit dem 11. Jahrhundert – 1355 genannt bis 1911, anschließend „He-Bäck“ (Abkürzung für Heuberger-Bäck); „Wenz-Weber“ (Weber an der Wörnitz) seit 1669; „Seidenfuß“ seit 1715, (ehemaliger Familienname); „Röadlbauer, seit 1750. Dieser Hofname wurde von Dornstadt durch den Besitzer mitgebracht und leitet sich vom Inhaber eines Rottenhofes in einem Siedlungs- und Rodungsverfahren ab. Dieser Hofname ist im Ries auch als „Roada-Bauer bekannt.

    Auffallend viele Wirtshäuser

    Während des Rundganges berichtete Friedel auch über frühere Handwerkshäuser des Dorfes, wie zahlreiche Schmiede, Weber, Schneider, Fuhrleute, Krämer, Käser und Schuster. Auffallend viele Wirtshäuser, meist in Verbindung mit dem Bäckerhandwerk, waren im früheren Dorfanger- und Kirchenbereich des Mitteldorfes ansässig.

    Die Ursache hatte zum einen seinen Grund im alten Dorfrecht Munningens, welches das „Zapfen und Schänken“ von Wein und Bier jedem Ortsansässigen gestattet sowie der günstigen gastronomischen Platznähe zum Tanz- und Festplatz im Angerbereich. Diese Lage umschloss den Straßenkreuzungspunkt nahe des Wörnitzüberganges mit dem durchreisenden Transitverkehr samt dem damit verbundenen landesherrlichen Zoll- und Geleitwesen. Die frühere Hauptzollstätte Munningen wurde im 16. Jahrhundert in eine Nebenzollstätte von Oettingen umgewandelt.

    Die konfessionelle Trennung Munningens hat ihren Grund in einer Landesteilung der Oettinger Grafenbrüder Ludwig XI. und Friedrich III. bereits 1410. Diese teilten ihre Einnahmen und Rechte über Hofstätten, Untertanen, Dorfgericht, Steuern, Zoll und Geleit und Frondienste je zur Hälfte unter sich auf. In der Folge entstanden ab 1436 daraus getrennte Oettingische und Wallersteinische

    Viele weitere interessierte Fragen der Teilnehmer waren Inhalt der Führung. So die Namensherkunft der alten und neuen Gassen und Wegebezeichnungen, die ehemalige „Furt“ und „Wetten“ und „Gailschwemme“ an der Wörnitzseite des Dorfes, die Entstehungen der katholischen und evangelischen Kirchen sowie die früheren Grundherrschaftszugehörigkeiten der Hofstätten zu den fürstlichen Häusern Oettingen und Wallerstein, dem Deutschen Orden Oettingen, den Klöstern Deggingen, Kirchheim, Auhausen, Klosterzimmern und mehreren spätmittelalterlichen Rittergeschlechtern.

    Anekdoten erzählt

    Friedel berichtete auch über einige ehemalige Dorfpersönlichkeiten, an deren Hofstätten und ließ dabei auch einiges an gesammelten Anekdoten einfließen. Eine gemütliche Wirtshausrunde beendete diese informative, interessante und fast vierstündige Exkursion. (pm)

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