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Donauwörth: Arzt steckt Patienten mit Virus an: 700 Menschen müssen sich testen lassen

Donauwörth

Arzt steckt Patienten mit Virus an: 700 Menschen müssen sich testen lassen

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    Im Zuge der internen Untersuchungen an der Kreisklinik wurden mittlerweile auch alle Angestellten getestet, die im OP-Bereich tätig waren.
    Im Zuge der internen Untersuchungen an der Kreisklinik wurden mittlerweile auch alle Angestellten getestet, die im OP-Bereich tätig waren. Foto: Ulrich Wagner

    An der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth hat offenbar ein Arzt eine noch nicht bekannte Zahl an Patienten mit dem Virus Hepatitis C angesteckt. Das erklärten Vertreter des Landratsamts und Jürgen Busse, Vorstandvorsitzender des gemeinsamen Kommunalunternehmens Donau-Ries (gKU), am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

    Wie viele Patienten betroffen sind, ist nach Aussage von Landrat Stefan Rößle und Dr. Rainer Mainka, Leiter des Gesundheitsamts, derzeit unklar. Sicher sei bislang nur, dass vier Personen, die in der Klinik operiert wurden, an Hepatitis C leiden. Ein fünfter Patient habe sich bereits gemeldet und mache sich Sorgen, ebenfalls infiziert worden zu sein, so Mainka.

    Ins Rollen kam der Fall am Mittwoch vergangener Woche im Landratsamt. Da ging die Meldung einer Hausarztpraxis aus dem südlichen Landkreis Donau-Ries ein, die gleich drei Patienten mit positivem Hepatitis-C-Befund hatte. Daraufhin wurden an der Klinik die Untersuchungen eingeleitet. Schnell konkretisierte sich der Verdacht auf einen einzelnen Mediziner. Er sei der einzige Arzt, der als Ansteckungsherd in Frage käme, teilte Mainka mit.

    Landrat Rößle sprach von einem "bedauerlichen Vorfall" und versprach "umfangreiche Maßnahmen". Der Landrat wörtlich: "Wir wollten die Öffentlichkeit nun schnell informieren, dass sich Betroffene auch rasch untersuchen lassen können."

    Donauwörth: 693 Patienten kommen in Frage

    Busse sagte, man könne den möglichen Ansteckungszeitraum konkret einschränken. Alle Patienten, die zwischen dem 22. November 2016 und dem 24. April 2018 operiert wurden und bei denen der Mediziner für die Narkose zuständig war, kämen in Frage.

    "Das ist über die Narkoseprotokolle definierbar", so der gKU-Vorsitzende. Das sei deswegen möglich, weil einen Tag vor Beginn des genannten Zeitraums betriebsinterne Untersuchungen stattfanden und der Befund des Mediziners negativ war. Im April 2018 ist er dann aus dem Dienst an der Klinik ausgeschieden. Im beschriebenen Zeitraum kommen 693 Patienten in Frage, die von dem Anästhesiearzt behandelt wurden. Diese werden laut Mainka nun angeschrieben, dass sie sich bei ihrem Hausarzt auf Hepatitis testen lassen. Das sei über eine normale Blutuntersuchung möglich, ein Ergebnis liege üblicherweise innerhalb von zwei bis drei Tagen vor.

    Offenbar haben sich mehrere Patienten bei Operationen in der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth mit dem Hepatitis-C-Virus angesteckt.
    Offenbar haben sich mehrere Patienten bei Operationen in der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth mit dem Hepatitis-C-Virus angesteckt. Foto: Wolfgang Widemann (Symbol)

    Im Zuge der internen Untersuchungen an der Kreisklinik wurden mittlerweile auch alle Angestellten getestet, die im OP-Bereich tätig waren. Diese Befunde seien größtenteils ausgewertet und sind dem Amtsarzt zufolge alle negativ. "Die Krankenhausleitung wird alles tun, dass in Zukunft keine Patienten mehr angesteckt werden", sagte Mainka. Man könne das Risiko aber nur minimieren, nicht gänzlich eliminieren.

    Heilungschancen bei Hepatitis C "sehr gut"

    Wie es zu den Ansteckungen kommen konnte, ist laut Mainka unklar. "Eine Übertragung ist zu fast 100 Prozent nur über den Blutweg möglich, in einzelnen Fällen über Geschlechtsverkehr", informierte der Leiter des Gesundheitsamts. Der Arzt müsse also bei der Narkose fahrlässig gearbeitet haben, so die Vermutung. Wo der Mediziner sich selbst angesteckt habe, sei nicht klar. Der Betroffene selbst vermute, sich bei einem anderen Patienten infiziert zu haben, berichtete Mainka.

    Die Heilungschancen bei Hepatitis C seien "sehr gut": "Seit fünf Jahren gibt es eine wirksame Therapie, die zu 95 Prozent eine vollständige Heilung verspricht", sagte er. Die sei aber sehr kostenintensiv. Pro Patient seien 30.000 bis 40.000 Euro fällig.

    Mainka sagte, das Landesuntersuchungsamt Oberschleißheim wurde ebenso informiert wie die Regierungen von Schwaben und Oberbayern. Auch die Klinik, an der der Mediziner mittlerweile tätig ist – nach Informationen unserer Zeitung in Ost-Württemberg –, wisse Bescheid.

    Die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei sind eingeschaltet und haben ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet.

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