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Donau-Ries: Coronavirus im Kreis Donau-Ries: Landrat begründet den Personalmangel im Gesundheitsamt

Donau-Ries

Coronavirus im Kreis Donau-Ries: Landrat begründet den Personalmangel im Gesundheitsamt

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    Das Staatliche Gesundheitsamt ist Teil des Landratsamts Donau-Ries. Die vorgesehenen 3,5 Stellen sind nur zur Hälfte besetzt. Daher müssen die beiden Ärztinnen lange Bereitschaftszeiten leisten.
    Das Staatliche Gesundheitsamt ist Teil des Landratsamts Donau-Ries. Die vorgesehenen 3,5 Stellen sind nur zur Hälfte besetzt. Daher müssen die beiden Ärztinnen lange Bereitschaftszeiten leisten. Foto: Manuel Wenzel

    Herr Rößle, wie haben Sie den Ausbruch des Coronavirus im Kreis Donau-Ries erlebt?

    Stefan Rößle: Das Virus hat uns mit voller Wucht erwischt. Die Situation ist eine enorme Belastung für die Mitarbeiter des Staatlichen Gesundheitsamts und andere Bereiche des Landratsamts. Wir geben unser Bestes, Kontaktpersonen von Betroffenen, Bildungseinrichtungen, Firmen und andere Instutionen so schnell wie möglich zu kontaktieren.

    Ihre beiden Ärztinnen arbeiten abwechselnd 24-Stunden-Bereitschaftsschichten. Was passiert, wenn eine von ihnen ausfällt?

    Rößle: Unsere Ärztinnen und auch die Beschäftigten, die die Coronavirus-Hotline aufrechterhalten, erbringen Höchstleistungen. Ich bin zuversichtlich, dass sie durchhalten, sonst wird es schwierig. Aber irgendwie geht es immer weiter.

    Im Gesundheitsamt sind von 3,5 Stellen nur 1,75 besetzt. Wie kann das sein?

    Rößle: Das ist ein bayernweites, wahrscheinlich sogar ein bundesweites Problem. Es ist schwierig, Ärzte für den öffentlichen Gesundheitsdienst zu bekommen.

    Haben Sie versucht, das Personalproblem zu beheben?

    Rößle: Ich habe heute mit Regierungsvizepräsidenten Josef Gediga telefoniert und gefragt, ob er uns Verstärkung schicken kann. Das hat er abgelehnt. In Schwaben gibt es sogar ein Landratsamt, das überhaupt keinen Amtsarzt hatte, jetzt bekam es eine halbe Stelle. Das Problem ist seit Jahren bekannt, im Veterinärbereich ist es ähnlich.

    Stefan Rößle
    Stefan Rößle

    Wer ist dafür verantwortlich?

    Rößle: Ich habe in meiner Funktion als Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung Bayerns regelmäßig Verbesserungen von den Staatsministerien gefordert. Es ist zu wenig passiert. Jedes Landratsamt bekommt jährlich eine Stelle mehr – aber verteilt über alle Bereiche, nicht nur im Gesundheitsamt.

    Wie bekämpft das Gesundheitsamt das Coronavirus?

    Rößle: Das kann ich an einem konkreten Fall erklären. Heute informierte uns ein Gesundheitsamt eines anderen Kreises, dass eine Familie aus dem Landkreis Donau-Ries in engerem Kontakt mit einem bestätigten Coronavirus-Infizierten stand. Wir haben die Familie in Quarantäne geschickt und schließen die Kindergartengruppen und Klassen, die die Kinder besuchen. Außerdem informieren wir weitere Personen, Firmen und Institutionen, mit denen sie in Kontakt standen. In den vergangenen Tagen haben wir mehrere hundert solche Kontakte ausfindig gemacht.

    So handelt das Gesundheitsamt im Kreis Donau-Ries gegen das Coronavirus

    Das Gesundheitsamt trifft laut Landratsamt bei bestätigten Fällen Maßnahmen, um eine Weiterverbreitung einzudämmen.

    Die Behörde ermittelt Kontaktpersonen, deren Risikosituation und weist die zum Infektionsschutz erforderlichen Maßnahmen an.

    Die angeordneten Maßnahmen müssen überwacht und bei Nichteinhaltung verfolgt werden.

    Bei Infektionserkrankungen gilt es laut der Behörde immer die Infektionskette der Patienten und alle möglichen Kontakte zu erfassen.

    Diese müssen dann im Hinblick auf eine mögliche Weiterverbreitung, also in Abhängigkeit des Erkrankungsstadiums und des Allgemeinzustands des Patienten, oft auch mehrfach individuell beurteilt werden.

    Nicht selten sind es bis zu 100 Kontaktpersonen, die ermittelt und individuell befragt werden müssen.

    Das Gesundheitsamt berichtet an übergeordnete Behörden, um die landes- und bundesweite Situation zu erfassen.

    Aufklärungs- und Beratungsgespräche insbesondere mit Betroffenen gehören zu den Kernaufgaben des Gesundheitsamtes. (pm)

    Können Sie diese Strategie aufrechterhalten, wenn die Fallzahlen ansteigen?

    Rößle: Wir schaffen es im Moment noch unter größter Anstrengung. Die Situation beansprucht uns sehr. Wir gehen von einem schlagartigen Anstieg der zu überprüfenden Fälle aus. Wie wir darauf reagieren werden, kann ich noch nicht sagen. Derzeit prüft das Gesundheitsministerium, gegebenenfalls auch niedergelassene Ärzte auf Honorarbasis in den bayerischen Gesundheitsämtern anzustellen.

    Ärzte und Behördenleiter haben sich gegenüber unserer Redaktion darüber beschwert, zu langsam vom Landratsamt informiert worden zu sein. Wie findet der Informationsfluss in dieser Situation statt?

    Rößle: Wir informieren jede betroffene Institution, so schnell es geht. Alle Anfragen, die wir bekommen haben, haben wir auch beantwortet. Ich muss alle Beteiligten um Verständnis für diese außergewöhnliche Situation bitten. Das gilt auch für möglicherweise Betroffene, die Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, und Ärzte, auf deren Hilfe wir bei der Behandlung von Patienten angewiesen sind. Es hilft uns nicht weiter, uns über Zuständigkeiten zu streiten. Unsere Behörde kann diese Krise nicht alleine stemmen.

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