Die Corona-Zeit hat dem Urlaub im Wohnmobil einen großen Boom verschafft – denn reisen im Kreis der eigenen Familie senkt die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus. Unter anderem diese Touristengruppe hat nun die Nördlinger Busfirma Stefan Riess im Blick und plant ein besonderes Angebot – das sich aber nicht ausschließlich an die angesprochene Gruppe richtet. Was genau ist geplant?
Die Firma möchte zwei sogenannte Hop-On-, Hop-Off-Busse einrichten; man kann also mit einem Tagesticket ein- und aussteigen, wo auch immer der Bus hält. Einer der Busse soll im Ries, der andere im südlichen Landkreis verkehren. Startpunkt ist Harburg, wie Projektleiter Holger Fickel erläutert, da die Stadt strategisch am günstigsten liege. Von dort aus sollen die Busse jeweils die Städte und Gemeinden ansteuern. Welche das alles sind, steht noch nicht genau fest, mehr will Fickel noch nicht verraten. Allerdings sei das Interesse bei den Städten und Gemeinden, denen er das Konzept vorgeschlagen habe, groß. Fickel schildert, wie das in der Praxis aussehen könnte: „Jemand steigt in Harburg ein, fährt nach Nördlingen, bleibt dort für 2,5 Stunden, bis der Bus wieder kommt, und fährt dann nach Wemding, geht dort etwas essen und fährt nach 2,5 Stunden wieder.“ Viermal am Tag solle der Bus eine Station anfahren.
Das Konzept des Hop-On-Busses: Die Fahrgäste haben 2,5 Stunden Zeit, um sich einen Ort anzusehen und steigen dann wieder ein
Die Besucher hätten 2,5 Stunden Zeit, sich den Ort anzusehen und dann wieder einzusteigen. Mit einem Tagesticket könnten die Menschen so viel fahren, wie sie möchten. Ein Preis steht noch nicht fest, aber „kostengünstig“ soll das Angebot sein, das es an Samstagen und Sonntagen geben soll. Für Touristen ist geplant, dass während der Anfahrt zu den Stationen diese in verschiedenen Sprachen – vielleicht auf Deutsch, Englisch und Italienisch – vorgestellt werden, sodass die Menschen wüssten, was sie vor Ort erwartet.
Als Konkurrenz im Nördlinger Raum zum geplanten Rufbus Nö mobil sieht Fickel das Angebot nicht: „Ich kann mir keinen Touristen aus Italien vorstellen, der den Rufbus anruft. Wir stehen in keinerlei Konkurrenz zu ÖPNV, wir werden auch Städte und Gemeinden anfahren, die nicht daran angeschlossen sind.“ Im kommenden Jahr soll das Angebot starten und von April bis September verfügbar sein.
Das Angebot für richtet sich auch an Campingurlauber und Touristen ohne Auto
Klemens Heininger, Geschäftsführer des Ferienlands Donau-Ries, sieht die geplanten Bustouren als „schöne Ergänzung“. Es gebe viele Campingurlauber, die auch mal ihr Auto stehen lassen und sich Städte ansehen wollten. „Ich kenne das aus größeren Städten, wo Touristen so ein Angebot gerne annehmen. Der Charme ist, dass man es sehr flexibel nutzen kann. Und das kann auch bei uns ein tolles Angebot sein“, schildert Heininger. Genaue Zahlen, wie viele Campingurlauber es in diesem Jahr gab, lägen noch nicht vor, doch sein Eindruck sei, dass die Nutzung stark zugenommen habe. Der Landkreis sei in dieser Hinsicht sehr attraktiv. Zudem sieht er das Projekt nicht nur als eines für Touristen: „Im ländlichen Raum sind wir nicht mit guten Verkehrsanbindungen beschenkt, wenn das einmal etabliert ist, kann das wunderbar funktionieren“, sagt Heininger. Gerade für einen Wochenendausflug könne das für die Bürger durchaus attraktiv sein. Er sieht in dem Projekt Potential.
Ulrike Steger, Leiterin der Tourist-Information in Donauwörth, bezeichnet das Projekt als „innovative Idee“ und sagt, „es ist eine große Chance, unsere Region hervorragend zu vernetzten.“ Für Bürger und Gäste böten die Busse einen großen Mehrwert. Die Stadt Donauwörth werde das Projekt selbstverständlich unterstützen.
Und auch der Nördlinger Oberbürgermeister David Wittner steht den Planungen positiv gegenüber. Es gebe ja schon seit Jahren den Wunsch, die Übernachtungszahlen zu steigern. „Dafür muss man die Region erleben können“, sagt Wittner. So ein Bus könne dies erreichen. Besucher, aber auch Einheimische könnten ohne eigenen Pkw Sehenswürdigkeiten besichtigen.
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