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Debatte: Debatte: Enge Bindung gegen Aggressivität

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Debatte: Enge Bindung gegen Aggressivität

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    Ashanti (rechts) und Eowin heißen die beiden Retriever von Hundetrainer Manfred Gibisch. In seiner Nördlinger Hundeschule muss nicht nur der Hund lernen, sondern vor allem das Herrchen. Die Bindung zwischen Mensch und Tier ist ein wichtiger Kernpunkt im Lernprozess.
    Ashanti (rechts) und Eowin heißen die beiden Retriever von Hundetrainer Manfred Gibisch. In seiner Nördlinger Hundeschule muss nicht nur der Hund lernen, sondern vor allem das Herrchen. Die Bindung zwischen Mensch und Tier ist ein wichtiger Kernpunkt im Lernprozess. Foto: Szilvia Iszó

    Aggressive Hunde haben in den vergangenen Monaten die Schlagzeilen vieler Zeitungen geprägt und auch im Ries für Diskussionen gesorgt. Doch wer ist denn nun schuld, wenn der Vierbeiner zubeißt? „Der Halter“, sagen die einen. „Der Köter“, bellen die anderen. Das Schwarzweiß-Denken hat Hundetrainer Manfred Gibisch aus Nördlingen satt. Kommt es zu einer Hundeattacke, so sagt der Mann, der seit mehr als 20 Jahren mit Hunden arbeitet, kommen mehrere Faktoren zusammen. Dass ein Hund nicht aggressiv geboren werde, sondern erst der Halter dafür sorge, ist seiner Meinung nach ein Trugschluss. „Jeder Hund hat eine gewisse Aggression in sich, sonst hätte er die Evolution nicht überlebt“, sagt

    Der Nördlinger rechnet vor, dass bei einem Hund 30 Prozent des Wesens bei der Geburt feststehen würden. Der Züchter sei in den darauffolgenden acht Wochen für die Ausprägung weiterer 20 Prozent verantwortlich und der Halter schließlich für die anderen 50 Prozent. Anders als angenommen, sind wichtige Lernschritte aber nicht Kommandos wie Sitz oder Platz. Gibisch sagt auch: „Für die Entwicklung des Hundes ist vor allem das soziale Lernen wichtig.“ Der Hund benötige also einen festen Platz in der Familie, und den müsse der Halter dem Tier zuordnen, draußen müsse sich der Hund außerdem am Herrchen orientieren. Dabei sei vor allem Abschauen und Vorleben wichtig: „Lernen und Erziehung sind zwei paar Stiefel.“

    Manfred Gibisch hat selbst zwei Hunde, zwei sogenannte Flat-Coated Retriever. Doch nur weil er Hundetrainer ist, sind seine Tiere noch lange nicht perfekt in ihrem Auftreten, sagt er. Er erklärt, wie sich aggressives Verhalten zeigt und sagt im gleichen Atemzug, dass reine Verbote nur wenig bringen würden. Aggressionen treten häufig unter Hunden auf, und oft sei der Halter Auslöser, wenn er beispielsweise Unsicherheit ausstrahle oder in brenzligen Situationen zusätzlich Kommandos geben würde. In einem Fluchtmoment könne der Hund nicht erkennen, was sein Herrchen von ihm möchte und fühlt sich durch die Stimme bestätigt.

    Ein weiterer Faktor könnte auch die „falsche Rasse“ für den jeweiligen Halter sein, denn jeder Vierbeiner habe seine Aufgabe, sagt Gibisch. Seine Hunde Ashanti und Eowin zählen zu den Entenjagdhunden, also lässt er sie regelmäßig schwimmen. Auch der Deutsche Tierschutzbund rät, vor der Anschaffung eines Hundes auf die Umstände zu achten, wie man das Tier halten kann: Haus mit Garten oder kleine Wohnung? Jagdhundrassen wollen besonders beschäftigt werden, Windhundrassen haben ein ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis. Der Hundetrainer erklärt, dass man bei Fehlverhalten von einem nicht ausgeschöpften Bewegungsverhalten ausgehen könne.

    Im Alltag könne ein Halter viele Fehler machen, die zusätzlich zu einem aggressiven Verhalten von Hunden führen kann, sagt Gibisch. Treffe man nun beispielsweise beim Joggen auf einen Hund, sollte der Läufer nach Ansicht von Hundetrainer Gibisch besser stehen bleiben, „sich uninteressant machen“, denn der Hund sehe die Bewegungsreize und wolle im schlechtesten Fall instinktiv hinterherjagen.

    Der Halter wiederum solle seinen Hund davon abbringen, den Läufer zu beobachten und ihm beibringen, zum Herrchen zu kommen und mit ihm Blickkontakt halten. „Ein Hund ist nicht gern der Gejagte“, sagt Gibisch.

    Schon früh sollten Halter also ihrem jungen Hund durch Lob oder Bestätigung die Grenzen aufzeigen. Weil der Hund ein Rudeltier ist, gelingt das Lernen laut Hundetrainer Gibisch am besten im gemeinsamen Spiel.

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