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Buchvorstellung: Das Vermächtnis der Zeitzeugen gerettet

Buchvorstellung

Das Vermächtnis der Zeitzeugen gerettet

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    Der Buchtitel zeigt ein Bild der 1945 bombardierten St.-Georgs-Kirche.
    Der Buchtitel zeigt ein Bild der 1945 bombardierten St.-Georgs-Kirche.

    Zweieinhalb Generationen ist das Ende des Zweiten Weltkrieges her – Zeitzeugen, die authentischste Form der Erinnerung, sind rar geworden. Dr. Wilfried Sponsel gelang es mit seinem neuen Buch „Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Jahre des Neubeginns in Nördlingen“ gemäß seinem Naturell als Stadtarchivar, wertvolle Originalstimmen von Menschen, die den Umbruch persönlich miterlebten, wie Augen-Facetten zu einem ganzheitlichen Bild zu vereinen.

    So setzt sich bereits die Einführung ins Thema aus literarischen Erinnerungen zusammen, wie die vom Kriegsheimkehrer Unteroffizier Beckmann, der von Nazideutschland aus in den Krieg zog und in ein Land heimkehrte, das vom Krieg nichts mehr wissen wollte. Der Nördlinger Dekan Dr. Karl Lotter wiederum beschrieb das Entsetzen über den Bombentreffer in der Georgskirche am Karfreitag 1945, die unmittelbaren Eindrücke verschiedener Bürger von den Bombardierungen zum Kriegsende sind ebenfalls wiedergegeben. Auch die dramatischen Tage, in denen ein blutiger und sinnloser Abwehrkampf gegen die anrückenden Amerikaner mit Mühe verhindert wurde und die Zeit der Militärverwaltung basieren nicht zuletzt auf Berichten von Zeitzeugen.

    In diesem Stil schafft es Sponsel auch, die große Komplexität der Aufgaben nach dem Krieg zu skizzieren: Aufräumarbeiten, Entnazifizierung, Neuordnung der Verwaltung und demokratische Neuwahlen. Auch das große Nachkriegs-Kapitel Flucht und Vertreibung wird systematisch aufgearbeitet durch die Erinnerungen von vier damals neuen Nördlinger Familien sowie zahlreichen weiteren Schicksalen. Ihre Wohnungsnot ist ebenso Thema wie deren Impulse zur Industrialisierung Nördlingens durch die Ansiedlung der vielen Neubetriebe, die Nördlingen eine neue wirtschaftliche Bedeutung zukommen ließen. Sponsel dokumentiert in Wort und Bild, wie sich relativ zügig das Leben herausbildete, das wir heute noch gewohnt sind. Als Sternstunde hebt er das Jahr 1949 hervor: Die Bundesrepublik wurde gegründet und der erste Bundestag traf sich in Bonn. Nördlingen erhielt seine Kreisunmittelbarkeit zurück und konnte damit seine Geschicke wieder in die eigene Hand nehmen. Neben den politischen Weichenstellungen zeigt das reich illustrierte Buch auch Bilder eines Fußballspiels Nördlingen gegen Memmingen aus dem Jahr 1949 auf dem Sportplatz an der Augsburger Straße, wo sich die Zuschauer in vier Reihen hinter der Absperrung drängen, oder im selben Jahr eine Fahrt im voll besetzten „Blütenzug“ nach Lindau. Und nicht zuletzt eine Aufnahme vom ersten Stabenfest nach dem Krieg. (hum)

    Buch ist erschienen im Verlag Ph.C.W. Schmid, hat 227 Seiten und ist für 19,90 Euro in den Nördlinger Buchhandlungen sowie in der Tourist-Info erhältlich.

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