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Brauchtum: Das steckt hinter dem Brauch der Kalkspuren

Brauchtum

Das steckt hinter dem Brauch der Kalkspuren

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    Eine Kalkspur aus der Vogelperspektive – auch Maistrich genannt.
    Eine Kalkspur aus der Vogelperspektive – auch Maistrich genannt. Foto: Wagner

    Spuren einer Hochzeit sind nicht immer weitläufig zu sehen. Der Storch im Garten oder das zerbrochene Porzellan bekommt vielleicht der Nachbar mit, mehr Aufmerksamkeit gibt es aber nicht. Ein wenig mehr Aufsehen bescheren dagegen Kalkspuren. Die, die sich derzeit unter anderem durch Oettingen schlängelt, ist im Nordries durchaus Gesprächsthema. Mal dick, mal dünn, mal ausgewaschen, dann wieder kräftig weiß. Was wohl an deren Ende zum Vorschein kommt? Nichts wie hinterher, auf der Spur eines noch nicht all zu alten Hochzeitsbrauchtums, den man in den vergangenen Wochen auf vielen Straßen im Ries zu Gesicht bekommen hat. In Ederheim und Herkheim verläuft eine solche Linie. Auch in Nördlingen wurde bereits eine gesichtet.

    Standesbeamter Josef Deubler aus Oettingen hat schon viel über den Brauch gehört und lacht, denn es gibt da einige Varianten. Die eine ist wohlwollend gemeint und tatsächlich als nette Geste, und nun ja, als Zeichen dafür, dass man sich über die Heirat der Betroffenen freut. Dann gibt es aber noch diese andere Variante, der letzte Seitenhieb auf die Vielzahl der Verflossenen, bevor der eine Bund fürs Leben geschlossen wird. Dann wird die Kalkspur zu all den Liebschaften gezogen, die vormals ihren Weg ins Leben von Braut oder Bräutigam gefunden haben, sagt Deubler. Vielleicht ist es mit der Zeit zu mühsam geworden, all die Adressen abzuklappern. Das ist nicht ausreichend belegt. Heute wird der Brauch oft etwas anders gepflegt. Deubler sagt, dass vielerorts nur ein Herz vor das gemeinsame Haus oder die Wohnung des Brautpaars gezeichnet werde. Oder aber Freunde sprühen die Kalkfarbe zwischen dem Elternhaus von Braut oder Bräutigam und der künftigen gemeinsamen Bleibe auf die Straße.

    Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler will sich auf kein konkretes Jahr festlegen, in dem dieser Brauch in der Region plötzlich aufgetaucht ist. Aber er schätzt, dass die ersten Kalkspuren ungefähr vor 30 Jahren durch den Landkreis gezogen wurden. Auch Standesbeamter Deubler erinnert sich zurück und nennt in etwa den selben Zeitraum.

    Die Spur in Oettingen endet schließlich in Ehingen am Ries. Insgesamt ist sie wohl rund 15 Kilometer lang und verbindet die Gemeinde mit Laub. Vorbei an Ehingens Ortsschild führt die weiße Linie entlang der Hauptstraße und windet sich dann rechts den Berg hoch. Muss anstrengend gewesen sein, die Spur die gesamte Strecke immer wieder in Links- und Rechtsbewegungen mit der Kalkfarbe auf die Straße zu bringen. Ein Oettinger, der selbst bereits eine solche Spur gezogen hat, schildert im Gespräch mit unserer Zeitung, dass der Kanister mit dem Farbgemisch im Kofferraum oder oft auf einem Anhänger befestigt gewesen war. Mitten in der Nacht sei man die Strecke dann gefahren. So muss es auch bei Sabine und Alexander, dem Brautpaar aus Laub, gewesen sein. Schulkameraden des Bräutigams hätten unter anderem die Spur nach

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