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Bayern-Bahn: Dem Güterverkehr droht das Aus

Bayern-Bahn

Dem Güterverkehr droht das Aus

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    Die Bahnlinie zwischen Nördlingen und Dinkelsbühl auf Höhe des Wilburgstettener Holzunternehmens Rettenmeier. Der Weiterbetrieb hängt von millionenschweren Sanierungen ab.
    Die Bahnlinie zwischen Nördlingen und Dinkelsbühl auf Höhe des Wilburgstettener Holzunternehmens Rettenmeier. Der Weiterbetrieb hängt von millionenschweren Sanierungen ab. Foto: Peter Tippl

    Wie geht es weiter mit der Bahnlinie von Dombühl über Dinkelsbühl nach Nördlingen? Hat der Güterverkehr auf dieser Strecke auch weiterhin eine Zukunft? Werden eines Tages auch wieder Züge für den Personenverkehr fahren? Diese Fragen stellen sich derzeit Wirtschaft und Kommunalpolitik im westlichen Mittelfranken und teilweise auch im Ries.

    Bereits seit mehreren Jahren laufen die Bemühungen zur Reaktivierung der 1985 von der Deutschen Bahn stillgelegten Verbindung, ohne dass es bisher nennenswerte Fortschritte gegeben hat. Immer wieder keimte zwischendurch Hoffnung für eine Wiederbelebung auf. Dann aber zogen erneut dunkle Wolken auf, die wenig Anlass zum Optimismus gaben. Derzeit herrscht wieder so eine Phase. Es geht dabei um den Güterverkehr, der von der in Nördlingen ansässigen Bayern-Bahn betrieben wird. Aus technischen Gründen ist derzeit der Gütertransport zwischen Dinkelsbühl und Feuchtwangen eingestellt. Dem privaten Eisenbahnunternehmen fehlen derzeit rund zwei Millionen Euro, um die Strecke so auf Vordermann zu bringen, dass wieder gefahren werden kann. Größtes Interesse daran haben vor allem die Holzwerke Rettenmeier in Wilburgstetten, die auf die Schiene angewiesen sind.

    Nach Angaben des Wilburgstettener Bürgermeisters Michael Sommer wäre eine dauerhafte Einstellung des Güterverkehrs auf der Strecke für das Unternehmen eine Katastrophe. Immerhin handle es sich um eine Firma mit 400 Arbeitsplätzen. Ohne eine weitere Bahnanbindung würden „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ weitere Investitionen am Standort ausbleiben. Langfristig seien möglicherweise auch Arbeitsplätze bedroht, sagte Sommer im Gespräch mit den Rieser Nachrichten.

    Das gleiche Schicksal wie dem „Nordabschnitt“ Dombühl – Wilburgstetten droht auch dem Südast bis nach Nördlingen. Diesen Abschnitt hat die Bayern-Bahn noch bis Ende 2018 für den Güterverkehr gepachtet. Auch hier sind Sanierungen der Strecke mit einem hohen finanziellen Aufwand dringend erforderlich, die allerdings von der Bayern-Bahn nicht alleine geschultert werden könnten. Der Freistaat Bayern müsse entsprechende Mittel zuschießen, lautet die Forderung. Trotz einiger „Brandbriefe“ von Wirtschaftsvertretern und politisch Verantwortlichen aus der Region an die Staatsregierung gibt es bisher aus München keinerlei Förderzusagen.

    Wie berichtet, liebäugelt Bayern-Bahn-Geschäftsführer Andreas Braun seit geraumer Zeit damit, die Gesamtstrecke von Dombühl nach Nördlingen für den Personennahverkehr zu reaktivieren, eventuell zusammen mit weiteren Investoren, die eine Betriebsgesellschaft gründen könnten. Der Freistaat hätte grundsätzlich auch nichts gegen solche Überlegungen, fordert aber rund 20 Millionen Euro für die Sanierung der Strecke inklusive der notwendige Infrastruktur wie zeitgemäße Bahnübergänge, Haltestellen oder Signalanlagen von einem potenziellen Betreiber.

    Auf dem Abschnitt von Dombühl nach Wilburgstetten, für den nach entsprechenden Erhebungen die erforderlichen 1000 Fahrgäste täglich überschritten würden, wäre der Staat in Form der Bayerischen Eisenbahngesellschaft dann auch bereit, die Züge zu bestellen und die sogenannte Netzentgelte an den Betreiber zu bezahlen.

    Das Problem ist allerdings der weitere Verlauf. Bis nach Nördlingen fahren laut den derzeitigen Prognosen nämlich keine 1000 Personen am Tag. Von daher ergebe sich auf der Gesamtstrecke nur eine Zahl von 920, also 80 zu wenig, so Rathauschef Sommer. Er plädiert deshalb zunächst für eine Teil-Reaktivierung des Personenverkehrs von Dombühl bis in seine Gemeinde. Diese Entscheidung könnte seiner Meinung nach auch ins Ries eine „Sogwirkung“ ausstrahlen mit der Folge, dass dort die bisherige Zurückhaltung zur Wiederbelebung der Strecke aufgegeben und in absehbarer Zeit die notwendige Zahl an Fahrgästen erreicht werden könnte.

    Sommer weist auf einen weiteren großen Vorteil eines Personenverkehrs von Westmittelfranken bis ins Ries hin: Bahnreisende hätten ab Nördlingen über Aalen und Donauwörth gute Anschlüsse zum Fernverkehr nach München und Stuttgart.

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