Pfarrer Wolfgang Layh geht die steinerne Wendeltreppe nach oben. Nach einer Tür steigt er die Sprossen einer Leiter hoch bis unters Dach. Er stoppt auf einer Balkenkonstruktion hoch oben in der Klosterkirche in Auhausen und zeigt in das Gebälk vor ihm. Eine Lampe wirft Licht auf das Jahrhunderte alte Konstrukt, von außen scheint durch so manche Fuge Sonnenlicht auf das Holz. Die Querbalken biegen sich nach unten durch, das Dach wandert sozusagen nach außen. Eine alte Kirche darf so aussehen, könnte man meinen. Doch ein Gutachten hat ergeben, dass nicht nur die enormen Schäden am Dach behoben werden müssen. Das Tragwerksgutachten ist 48 Seiten lang. Die Kostenaufstellung, mit einer Schätzung von 3,7 Millionen, ist da noch nicht einmal enthalten.
In dem ehemaligen Benediktinerkloster St. Maria in Auhausen sollen in den nächsten Jahren sogar umfassende Arbeiten gemacht werden. Pfarrer Layh steigt vom Dach wieder herunter und geht vorbei an der Orgel, an deren Seite sich ein langer Riss durch den Putz zieht, während er all die Maßnahmen aufzählt. Auch so eine Folge davon, dass „die ganze Kirche in Bewegung ist“, sagt er zum Riss im Putz. Das Tragwerksgutachten fasse zusammen, welche Bereiche saniert werden. Das Dach muss demnach nicht nur stabilisiert, sondern auch abgedeckt werden. Konstruktionshölzer, also so einige Balken in der Kirche, müssen ausgetauscht werden, weil sie entweder von Schädlingen befallen oder faulig sind oder beides.
Dachstuhl senkt sich ab: Klosterkirche Auhausen wird umfangreich saniert
Zu den Alterserscheinungen der Klosterkirche kommen Mängel hinzu, die laut Gutachten durch bauliche Veränderungen oder „mangelnden Bauunterhalt“ zustande gekommen sind. So fehlen an manchen Stellen Holzstreben oder gekappte Konstruktionshölzer wurden nicht ersetzt. Die Gutachter sprechen immer wieder von Systemveränderungen, durch die sich letztlich der Dachstuhl senkt. Um es kurz zu machen: Die gesamte Statik passt nicht mehr. Zudem steht die Kirche auf sandigem Boden.
Und als wäre das noch nicht Aufwand genug, bohrt sich an vielen Stellen der Holzwurm durch Bänke oder Balken. Sogar unterhalb der Kanzel, unter einer vergoldeten Stelle, nagt er sich durch das Holz.
Wann wird die Klosterkirche in Auhausen saniert?
Wann die große Baustelle beginnen soll, kann Wolfgang Layh bislang noch nicht sagen. Erst einmal müsse die Finanzierung stehen. Die könne die evangelische Kirchengemeinde nicht ohne Unterstützung stemmen. Allein das Gutachten kostet 130.000 Euro. Um weitere Posten zu nennen: Die Tragwerksarbeiten von Langhaus und Westwerk liegen bei rund 630.000 Euro, dazu kommen unter anderem Holzschutzarbeiten, Glaserarbeiten, Dachdecker- und Spenglerarbeiten, die sich zusammen mit Gerüsten und diversen anderen Kosten auf rund 2,6 Millionen Euro addieren. Für die Technik sind rund 350.000 Euro veranschlagt. Die Planer gehen derzeit von einer durchschnittlichen Preissteigerung von 4,5 Prozent pro Jahr aus, heißt es in der Kostenaufstellung weiter.
Was bedeutet das für die Kirchenbesucher? Pfarrer Layh geht nicht davon aus, dass die Kirche für Gottesdienste gesperrt werde. „Vielleicht mal ein paar Tage, wenn der Holzwurm entfernt wird“, sagt er. Er könne sich vorstellen, dass, ähnlich wie bei der letzten Kirchenrenovierung, der Gottesdienst im Hochchor stattfinden werde, also im vorderen Bereich der Kirche, in dem 100 Personen Platz finden würden. Für den Winter sei diese Lösung allerdings nichts. Die Sitzplätze dort sind nicht beheizbar.
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