Im Schatten der imposanten und bedeutenden Auhausener Klosterkirche liegt das Abthaus, ein stattliches, rund 500 Jahre altes Gebäude. Betritt man das sanierungsbedürftige Haus, so stößt man auf abgehängte, halb entfernte Holzdecken, über denen Stuckornamente liegen. Wiederum eine Schicht darüber befindet sich eine noch ältere Lehm- und Strohdecke. An einer freigelegten Stelle an der Wand erblickt man das Wappen des letzten Abts aus der Zeit um 1530, an anderen Stellen im Haus sind Wände vorgeblendet.
Die Geschichte des Hauses zeigt sich augenfällig als Schichtung verschiedener Bauelemente unterschiedlichster Zeiten, und unter dem Putz verbirgt sich das ursprüngliche Fachwerk. Die Gemeinde möchte das Gebäude, nachdem sie es 2019 erworben hat (wir berichteten), als Bürgerhaus nutzbar machen. Dazu muss es entkernt und saniert werden. „Die Originalsubstanz ist noch sehr gut erhalten“, sagt Bürgermeister Martin Weiß.
Abthaus in Auhausen und Kloster haben eine spektakuläre Geschichte
Für die Sanierung des Hauses hat die Kommune vergangene Woche eine Förderzusage über 1,45 Millionen Euro aus dem Städtebauförderprogramm „Soziale Integration im Quartier“ erhalten. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr fördert mit dem Programm die Sanierung und den Ausbau von Gebäuden, die von der Bürgerschaft gemeinschaftlich genutzt werden und die dazu beitragen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
„Ich freue mich riesig, dass wir als kleine Gemeinde in den Genuss der Förderung kommen. Nur durch solche Fördermittel ist es möglich, dass solche historisch bedeutenden Gebäude der Nachwelt erhalten bleiben“, so Weiß. Das Abthaus sei das zweitälteste Gebäude im Dorf nach der Kirche. „Daraus entsteht eine gewisse Verpflichtung, etwas zu machen“, sagt der Bürgermeister.
Wie genau das Bürgerhaus zukünftig genutzt werden soll, ist noch nicht endgültig geklärt. Bei Bürgerworkshops, die 2019 stattfanden und an denen sich rund 45 Bürger aktiv beteiligten, wurden verschiedenste Ideen gesammelt: Begegnungsstätte, Haus der Vereine, Informationspunkt für die Klosteranlage oder Gemeindekanzlei. Auch ein Brotbackofen für den Gewölbekeller wurde bereits vorgeschlagen.
Ursprünglich diente das Haus als Wohnhaus für den Abt des Klosters. Auf einer Tafel am Treppenpodest des Hauseingangs befindet sich das Wappen des letzten Abts Georg Truchseß von Wetzhausen und die Jahreszahl 1521. Gerhard Beck, Betreuer der fürstlichen Archive auf der Harburg, vermutet, dass das Haus in dieser Zeit in seiner heutigen Kubatur gebaut oder jedenfalls maßgeblich umgestaltet wurde. Auf dem Altarbild des Malers Hans Schäufelin aus dem Jahr 1513 in der benachbarten Klosterkirche ist das Abthaus auch abgebildet, jedoch in einer früheren Bauform. Das genaue Alter des Hauses lässt sich also nach derzeitigem Kenntnisstand nicht genau bestimmen.
Auch einige Dörfer im Umkreis gehörten zum Kloster Auhausen
Als das Kloster und seine Besitzungen 1534 an den Markgrafen von Ansbach fielen und es 1537 aufgelöst wurde, bewohnten fortan die ansbachischen Klosteramtsverwalter das Haus, die höhergestellt waren, eine Kanzlei, einen Schreiber und Bedienstete hatten. „Man kann sich das Amt des Klosteramtsverwalters heute als Zwischenform zwischen Landrat und Bürgermeister vorstellen“, sagt Gerhard Beck. „Die Amtsverwalter waren für die Verwaltung der umliegenden Orte, die zum Kloster gehörten, zuständig. Sie mussten Abgaben wie den Zehnten eintreiben und Genehmigungen, beispielsweise zum Bauen, Heiraten und Ausüben eines Handwerks, erteilen. Sie beurkundeten auch Grundstücksgeschäfte oder Hofübergaben, was heute ein Notar macht.“
Einige Dörfer im Umkreis gehörten ganz zum Kloster, in zahlreichen weiteren Ortschaften hatte das Kloster verstreute Besitzungen. 1608 läutete die älteste Glocke von Auhausen, als die Protestantische Union gegründet wurde, das Gegenstück zur Katholischen Liga. Sie überstand den wenige Jahre darauf folgenden Dreißigjährigen Krieg.
1792 ging das Klostergut an das Fürstliche Haus Oettingen-Spielberg, die Markgrafen von Ansbach tauschten es in einer Art Flurbereinigung gegen Besitzungen in ihrer näheren Umgebung. Insgesamt hätten 21 Klosteramtsverwalter in dem Haus gewohnt, sie seien meist zwischen zehn und 20 Jahren dort tätig gewesen, sagt Gerhard Beck. Mehrere Verwalter haben mit ihren Familien ihre Grabmale in der Klosterkirche – ein Privileg, das sonst nur Geistliche und Adlige hatten. 1824 wurde das Rentamt (eine modernere Bezeichnung für das Verwalteramt) aufgelöst, ein Jahr später wurde das Abthaus an einen Privatmann verkauft. Von 1834 an befand sich das Haus durchgehend im Eigentum einer Landwirtsfamilie. Nachdem die letzte Bewohnerin 2015 starb, stand das Gebäude leer, bevor es die Gemeinde 2019 kaufte.
Wie es nun mit der Nutzung des Gebäudes konkret weitergeht, darüber berät die Gemeinde nächste Woche mit der Regierung von Schwaben. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte des Hauses fortgeschrieben wird. (mit vmö)
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