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Appetshofen: Überraschende Entdeckung unter dem Acker bei Appetshofen

Appetshofen

Überraschende Entdeckung unter dem Acker bei Appetshofen

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    Auf Spurensuche: Der Fürther Geophysiker Markus Tarasconi fährt mit einem Messwagen den Acker bei Appetshofen ab.
    Auf Spurensuche: Der Fürther Geophysiker Markus Tarasconi fährt mit einem Messwagen den Acker bei Appetshofen ab. Foto: David Holzapfel

    Es muss ein prachtvolles Anwesen gewesen sein. Verzierte Säulen, Mosaikfliesen, Fußbodenheizung; insgesamt ein knappes Dutzend Gebäude. Heute, rund 1900 Jahre später, ist dieser Prunk kaum mehr zu erahnen. Gerhard Beck stapft über den staubigen Acker, die Sonne brennt vom Himmel und lässt den Regen der vergangenen Tage verdunsten. Beck ist Vorsitzender des Vereins Rieser Kulturtage. Er bleibt kurz stehen, deutet den geschwungenen Hügelkamm hinauf und sagt: „Hier muss das Haupthaus gewesen sein.“ Die Schatzsuche hat begonnen.

    Der Hahnenberg bei Appetshofen. Dort, wo sich heute Getreide- und Maisfelder dicht aneinanderreihen, fielen um das Jahr 90 nach Christus die Römer ein. Sie errichteten zahlreiche Militärstützpunkte in der Gegend und in den folgenden Jahrzehnten wurde das Land durch Bauernhöfe, sogenannte villae rusticae, erschlossen. Auch am

    Von dem römischen Gutshof in Appetshofen sind nur noch Reste übrig

    Es ist kein leichtes Unterfangen; von dem Gebäudekomplex sind heute nur noch Teile der Grundmauern und Fundamente übrig geblieben. Sie liegen rund 40 Zentimeter unter der Ackeroberfläche.

    Tarasconi hat seinen weißen Ford Pick-up mittig auf dem Feldweg geparkt und die Ladefläche geöffnet. Darauf stapeln sich Dutzende Kisten. Der Geophysiker hat Antennen, Feldcomputer und andere Gerätschaften dabei. Wer sehen will, was sich bei Appetshofen im Erdreich befindet, der braucht feine Sensoren. Der Geophysiker hat gleich fünf davon dabei. Die sogenannten Magnetometer hängen an einem weißen Messwagen, den Tarasconi jetzt über den Acker schiebt. Bevor es losgeht, sagt er: „Wenn ich etwas finden will, muss ich mit Schweiß bezahlen.“ Nicht selten läuft er mit seinem Wagen 30 Kilometer am Stück.

    Schon 1913 gab es erste archäologische Funde am Hahnenberg

    Die Geomagnetik ist ein physikalisches Verfahren, das Veränderungen und Anomalien im Boden misst. Anomalien, wie sie etwa die Reste eines fast zweitausend Jahre alten römischen Gutshofes auslösen. Wenn die Sonden eine Änderung im erdmagnetischen Feld messen, weiß Tarasconi, dass er unter der Erde auf etwas gestoßen ist.

    Schon seit über hundert Jahren ist bekannt, dass sich am Hahnenberg die Reste einer villa rustica befinden. Im Jahr 1913, erzählt Beck, hatte ein Bauer Steine aus seinem Acker geräumt und war dabei auf Mauerreste gestoßen. Es folgten erste Ausgrabungen und Funde: Säulenstümpfe, Münzen und römische Tonscherben. Bei den aktuellen Untersuchungen geht es vorwiegend darum, die genaue Lage und Ausdehnung der Gebäude zu bestimmen.

    Der römische Gutshof ist viel größer, als gedacht

    Einige Tage später meldet sich Gerhard Beck bei unserer Redaktion. Es gebe erstaunliche Neuigkeiten, sagt er. Der Gutshof sei viel größer als bisher angenommen. „Er ist wahrscheinlich der größte im Ries, wenn nicht sogar im ganzen Landkreis.“

    In einem nächsten Schritt soll nun auch die westliche Seite des Geländes geophysikalisch erkundet werden. Ausgraben, sagt Beck, wolle er jedoch nichts von dem Entdeckten. „Wir würden nur etwas zerstören. Die Geschichte liegt gut unter der Erde.“

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