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Alerheim/Reimlingen: Grenzen wegen Corona geschlossen: Rieser Bauern fehlen Saisonarbeiter

Alerheim/Reimlingen

Grenzen wegen Corona geschlossen: Rieser Bauern fehlen Saisonarbeiter

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    Einer der ersten Spargel in einer der vergangenen Saisonen erblickt das Tageslicht auf Sabine Straß’ Hof. Wenn es heuer soweit sein wird, fehlen vielleicht dringend benötigte Saisonkräfte, weil die Grenzen geschlossen sind.
    Einer der ersten Spargel in einer der vergangenen Saisonen erblickt das Tageslicht auf Sabine Straß’ Hof. Wenn es heuer soweit sein wird, fehlen vielleicht dringend benötigte Saisonkräfte, weil die Grenzen geschlossen sind. Foto: Sabine Straß

    Diese Corona-Krise könnte auch etwas Gutes haben, hofft Sabine Straß: Vielleicht erfahren Lebensmittel aus der Region und die Bauern, die sie anbauen, durch sie wieder mehr Wertschätzung. Die Landwirtin führt mit ihrem Mann Karlheinz Straß den Spargel- und Kürbishof Alerheim – ein kleiner Familienbetrieb, wie sie sagt. „Die Lage ist schwierig.“ Spätestens Ende April, wenn es wärmer wird, beginnt der Spargel zu wachsen. Normalerweise kommen dann acht Saisonarbeiter, in der Regel aus Rumänien, um ihn zu ernten. Dieses Jahr dürfen sie – Stand jetzt – nicht einreisen, sagt Straß. Die Grenzen sind wegen des Coronavirus dicht. Deshalb muss der Betrieb Arbeitskräfte in der Region finden. „Ich hoffe, dass manche Leute in dieser Krise etwas Zeit haben, für uns Bauern zu arbeiten“, sagt sie. Schließlich befänden sich jetzt viele in Kurzarbeit, auch Studenten könnten nicht zur Uni. „Ich beobachte viel Zusammenhalt in allen Bereichen der Gesellschaft und hoffe, dass die Menschen in der Region auch zu ihren Bauern halten.“

    Das Spargelstechen sei anstrengend, doch man gewöhne sich nach ein paar Tagen daran. „Es macht aber auch Spaß. Man ist draußen in der Natur und kommt total runter“, betont sie. Sie geht davon aus, dass der Betrieb heuer nicht acht Vollzeitkräfte, sondern einige Mitarbeiter mehr in Teilzeit einstellen wird.

    Die Spargelbäuerin ist trotz der Corona-Krise zuversichtlich

    Trotz der schwierigen Situation klingt sie zuversichtlich. „Ich habe bisher noch jedes Problem bewältigt.“ Dabei ist die Ernte nicht ihr einziges: „Die Gastronomie bricht komplett weg. Die ist eine große Abnehmerin für Spargel.“ Ob die Nachfrage auf den Wochenmärkten anhalte, werde sich erst zeigen. Der Verkauf im Hofladen sei zum Glück konstant

    In einer ähnlichen Lage befindet sich Christine Roland. Ihr Familienbetrieb in Reimlingen baut sogenannte Sonderkulturen an: Zuckerrüben, Rote Bete, Sellerie und Rhabarber – und zwar bio. Deshalb ist auf den Feldern viel Handarbeit nötig, erklärt sie, denn Pestizide einsetzen dürften sie nicht. Auf ihren Feldern müssten die Beikräuter gehackt werden, damit sie sich nicht ausbreiteten und die sogenannten Hackfrüchte – also die eigentlichen Lebensmittel – verdrängen.

    Hackzeit sei von Mai bis etwa Mitte Juli, sagt Roland. Dann habe sich die Pflanze entwickelt, die großen Blätter ließen kaum noch Licht durch, das Beikraut wachse nicht mehr bis zur Ernte ab September.

    Saisonarbeiter leisten einen Knochenjob

    Eine Saisonkraft hacke für den Mindestlohn und leiste einen Knochenjob, sagt Roland. Die meisten Deutschen seien mehr Geld und leichtere Arbeit gewöhnt. „Weil es so heiß wird auf den Feldern, fängt man oft schon morgens um fünf Uhr an zu hacken, macht eine lange Pause und setzt es abends fort.“ Die Bäuerin kann sich vorstellen, dass einige Arbeitskräfte sich die Aufgaben aufteilen. Dann wären die Arbeitstage für den Einzelnen auch nicht ganz so lang. Bisher arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Mann, ihren Schwiegereltern und einem rumänischen Ehepaar auf den Feldern. Das Paar wäre dieses Jahr zum sechsten Mal nach Reimlingen gekommen, doch daraus wird nichts. Deshalb sucht der Betrieb jetzt auf einer Plattform des Maschinenrings Arbeitskräfte. Auch Roland hofft wie die Alerheimer Spargelbäuerin Straß, dass diese Krise zumindest bewirken könnte, dass mehr Menschen wieder einen stärkeren Bezug zur Landwirtschaft aufbauen.

    Konventionelle Landwirte spüren die Coronakrise bislang kaum

    Karlheinz Götz hat einen umfangreichen Überblick darüber, wie es den Bauern in der Region geht. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) sieht in der Coronakrise eine deutliche Teilung in der Landwirtschaft: Konventionelle Landwirte, zu denen er selbst und 95 Prozent der Betriebe im Kreis Donau zählten, spürten die wirtschaftlichen Veränderungen durch die

    Die Alerheimer Landwirtin Straß blickt bei all den Sorgen hoffnungsvoll in die Zukunft: Das Kürbisfest dieses Jahres findet erst Ende September statt. Es wird das 20. Mal, ein wichtiger Tag für den Betrieb. Sie sei froh, dass der Betrieb mit dem Getreide- und Maisanbau weitere Standbeine habe. Und Erfindungsreichtum sei in der Landwirtschaft weiter notwendig. Straß hat da schon eine Idee: einen Spargel-Drive-In. „Dort können die Leute einkaufen, ohne auszusteigen.“

    Lesen Sie den Kommentar zu diesem Artikel:

    Ohne Bauern wäre mehr als nur Klopapier ausverkauft

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