"Der Oderausbau muss sofort gestoppt werden, damit sich das Ökosystem erholen kann", sagte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger laut einer Mitteilung am Mittwoch. Der Fluss brauche eine Renaturierung, um ihn gegen solche Umweltkatastrophen wie im vergangenen August widerstandsfähiger zu machen.
Zudem müsse das Monitoring entlang der Oder verbessert werden und der Warn- und Alarmplan verlässlich funktionieren, um rechtzeitig auf Krisen reagieren zu können, hieß es. "Die Oderkatastrophe ist keine Ausnahme, sondern muss als Warnung verstanden werden" , sagte die Nabu-Referentin für Gewässerpolitik, Diana Nenz. Auch in Deutschland müssten die Genehmigungen für Salzeinleitungen in Flüsse überprüft und eine Strategie zur Verringerung der Salzfrachten erarbeitet werden.
Nach jüngsten Meldungen über tote Fische in einem Seitenkanal der Oder auf polnischer Seite wird die Sorge vor einer erneuten Umweltkatastrophe zunehmend größer. Deutschland forderte Polen wiederholt auf, die Salzeinleitungen in die Oder zu verringern.
Die Bedingungen für die Verbreitung der giftigen Algenart Prymnesium parvum seien so wie im vergangenen Jahr beim Fischsterben, hatte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) kürzlich gesagt. Es gebe Hitze, Niedrigwasser und eine hohe Leitfähigkeit im Fluss. Diese ist ein Indikator für den Salzgehalt.
An der Gewässer-Messstation in Frankfurt an der Oder wurde am 20. Juni ein erhöhter Wert für die elektrische Leitfähigkeit von 1980 Mikrosiemens pro Zentimeter festgestellt. Zur Zeit der Umweltkatastrophe in der Oder im vergangenen August war der Wert laut Experten von 800 auf mehr als 2000 Mikrosiemens (µS/cm) gestiegen.
Im August vergangenen Jahres war es in der Oder zu einem großen Fischsterben gekommen. Fachleute gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart mit den Namen Prymnesium parvum wesentliche Ursachen für das Fischsterben waren.
(dpa)