Abschied von Alois Glück: Mehrere hundert Trauergäste und Wegbegleiter aus Politik, Kirche und Gesellschaft haben dem gestorbenen CSU-Spitzenpolitiker am Samstag mit einem Requiem und Trauerstaatsakt im Münchner Liebfrauendom die letzte Ehre erwiesen. Darunter waren die gesamte politische Spitze des Landes, allen voran Ministerpräsident Markus Söder und Landtagspräsidentin Ilse Aigner (beide CSU), zudem auch ehemalige Weggefährten wie der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber oder die ehemaligen CSU-Vorsitzenden Theo Waigel und Erwin Huber.
Aigner würdigte ihren Vorvorgänger als "Vordenker und Friedensstifter". Söder sagte: "Ganz Bayern trauert um Alois Glück, nimmt Abschied und verneigt sich vor seiner großartigen Lebensleistung." Glück sei einer der bedeutendsten Bayern der Nachkriegsgeschichte gewesen. "Er war einer der ganz Großen."
Glück saß 38 Jahre lange im Bayerischen Landtag, er war CSU-Fraktionschef und am Ende Landtagspräsident - und galt auch nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament als wichtiger CSU-Vordenker. Viele Jahre lang war er zudem Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Vorsitzender der Bergwacht Bayern.
Vor knapp zwei Wochen starb er im Alter von 84 Jahren überraschend in einer Münchner Klinik. Sein Tod löste in Bayern - und darüber hinaus - große Anteilnahme aus. Der CSU-Politiker wurde über Parteigrenzen hinaus geachtet und geschätzt.
"Alois Glück hat sein Leben Bayern gewidmet und seinen Menschen und war dabei vielen - auch mir - eine Inspiration", sagte Aigner. Er habe der Demokratie die Richtung gewiesen - durch das, was er getan habe, und durch die Art, wie er es getan habe. "Wir verneigen uns vor einem hochgeschätzten Landtagspräsidenten und Parlamentarier, vor einem großen Politiker, der Bayern gut getan hat", sagte Aigner.
Söder sagte, Glück sei der prägendste Fraktionsvorsitzende gewesen, den die Partei je gehabt habe. Er sei ein eigenes Kraft- und Machtzentrum in der CSU gewesen. Dabei räumte Söder ein, dass er anfangs nicht das beste Verhältnis zu Glück gehabt habe, der einst sein erster Fraktionschef war. Er sei diesem wohl damals etwas zu forsch gewesen. "Es gab oft Diskussionen und manche Ermahnungen." Rückblickend sagte Söder: "Ich hätte schon früher auf ihn hören sollen - ich hätte mir manches an Ärger erspart."
Kardinal Reinhard Marx würdigte Glücks langjähriges Engagement für Kirche und Gesellschaft. Glück habe zuhören und Gräben zuschütten können, er habe trotz manchen Ärgers nie aufgehört, sich zu engagieren. "Hoffentlich kommen andere Frauen und Männer nach, die in diese Fußstapfen treten", sagte der Münchner Erzbischof.
CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek würdigte Glück als prägende Führungspersönlichkeit und bedeutenden politischen Vordenker, als Mann des Dialogs und als Brückenbauer. "15 Jahre - so lang wie niemand sonst - hat Alois Glück unserer Fraktion als deren Vorsitzender Profil gegeben und die Entwicklung des Freistaats maßgeblich mitgestaltet."
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp nannte Glück einen souveränen Vertreter der katholischen Zivilgesellschaft in Deutschland, aufrecht im Denken und Handeln, zugewandt und herzlich. Er habe sich für den Schutz des ungeborenen Lebens engagiert, für eine nachhaltige Familienpolitik und für ein würdiges Sterben mit Hospiz- und Palliativversorgung. "Seine Stimme ist uns Mahnung und Ansporn, nicht nachzulassen im Engagement für ein zukunftsfähiges Christsein", sagte sie.
Glück war auf dem elterlichen Bauernhof im oberbayerischen Hörzing (Landkreis Traunstein) aufgewachsen. 1970 zog er erstmals für die CSU in den Landtag ein. Von 1994 bis 2007 war er Chef des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern. Nach zwei Jahren als Staatssekretär übernahm er 1988 den CSU-Fraktionsvorsitz. Insgesamt 38 Jahre lang hatte er ein Landtagsmandat inne, 15 davon als Fraktionschef. 2011 berief die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Glück in die Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung.
Der gelernte Landwirt und leidenschaftliche Bergwanderer engagierte sich zudem in zahlreichen Ehrenämtern, etwa als Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender der Bergwacht Bayern. Ab 1983 war Glück auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken aktiv, von 2009 bis 2015 war er dessen Präsident. Öffentlich in Erscheinung trat er später noch einmal, als ihn Söder als Moderator eines runden Tisches zum Thema Artenvielfalt gewann, um die Wogen nach einem erfolgreichen Volksbegehren dazu zu glätten und Kompromissmöglichkeiten auszuloten.
(dpa)