Der Exekutivrat der Unesco wird Mitte dieser Woche entscheiden, welche dokumentarischen Zeugnisse neu in die Liste ihres Weltdokumentenerbes aufgenommen werden.
Wann genau die Entscheidung fällt, ist einem Sprecher der deutschen Unesco-Kommission noch offen. Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg steigt deshalb die Spannung. Der Behaim-Globus ist einer der Höhepunkte in dessen Sammlung.
Für die Liste des Weltdokumentenerbe sind in diesem Jahr der Unesco zufolge 64 Dokumente nominiert, vier davon aus Deutschland. Vorgeschlagen wurden neben dem Globus die um 1300 begonnene Liederhandschrift-Sammlung Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg, Dokumente zur Geschichte der Hanse unter anderem aus Deutschland und Karolingische Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karl des Großen, die in Deutschland und anderen Ländern bewahrt werden. Das Weltdokumentenerbe umfasst 432 Dokumente aus allen Weltregionen, darunter 24 aus Deutschland.
Der Behaim-Globus wurde nach Angaben des Museums zwischen 1492 und 1494 nach dem Entwurf des Nürnberger Tuchhändlers Martin Behaim hergestellt - zu einer Zeit, als Kolumbus gerade Amerika entdeckte. Dieser Teil der Welt fehlt auf der Erdkugel, ebenso Australien.
Dieser vermittle mit Hunderten Piktogrammen, Ortsbezeichnungen, kleinen erzählerischen Texten, Herrscherbildern, Tieren und Fabelwesen ein enzyklopädisches Bild des geografischen und historischen Wissens des ausgehenden Mittelalters, heißt es bei der Unesco-Kommission zu seiner Bedeutung.
Dennoch sei der Globus mit Blick auf die Diskussion um den Postkolonialismus hochaktuell, sagte der Generaldirektor des Museums, Daniel Hess, am Montag. "Er zeigt die Verbindung von technisch-wissenschaftlichen Innovationen und globaler Ausbeutung."
Er stelle die Welt als globalen Handelsmarkt dar. Er dokumentiere vor allem die portugiesischen Entdeckerfahrten als europäische Leistung und die Kolonialisierung der afrikanischen Küste - und zeige eine Welt, wie man sie sich im europäischen Überlegenheitsgefühl vorgestellt habe.
(dpa)