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Porträt: Airbnb-Gründer Brian Chesky ist ein knallharter Träumer

Porträt

Airbnb-Gründer Brian Chesky ist ein knallharter Träumer

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     Brian Chesky, CEO von Airbnb, wird auf der elektronischen Werbetafel von Nasdaq am Times Square gezeigt.
    Brian Chesky, CEO von Airbnb, wird auf der elektronischen Werbetafel von Nasdaq am Times Square gezeigt. Foto: Mark Lennihan, dpa

    Sprachlos sei er, erklärte Brian Chesky. Ein seltener Moment, denn der Mitgründer des Apartment-Vermittlers Airbnb gilt als so smart wie redegewandt.

    Doch das Kursfeuerwerk, welches das Börsendebüt des 2008 gegründeten Unternehmens am 10. Dezember auslöste, hatte es tatsächlich in sich. Der Börsenwert von Airbnb kratzte an der 100-Milliarden-Dollar-Marke – und das mitten in der corona-bedingten weltweiten Krise der Tourismus-Branche.

    Heute ist Airbnb eine Online-Plattform für Millionen von Reisenden

    Airbnb kann mit einer Gründungsgeschichte – oder ist es eher ein Gründungsmythos? – aufwarten, wie sie die Amerikaner lieben. Die Ingredienzien: chronische Geldsorgen, hohe Mieten, Kreativität und drei Luftmatratzen. Warum nicht die eigene teure Bude in San Francisco untervermieten, dachten sich Chesky und sein Mitbewohner Joe Gebbia im Herbst 2007.

    Einfach und unbürokratisch. Der „Couchsurfer“ war geboren. Heute ist Airbnb eine Online-Plattform für Millionen von Reisenden, die in weit über 200 Ländern in privaten Wohnungen übernachten können und teure Hotels links liegen lassen.

    Die Kehrseite dieses Geschäftsmodells ist allerdings auch in vielen Städten zu beobachten. Behörden und Kritiker sehen Airbnb als Treiber für eine sich immer weiter verschärfende Wohnungsnot, daraus resultierende unbezahlbare Mieten, ja für systematische Steuerhinterziehung (weil viele Hobby-Vermieter ihre Einkünfte nicht melden).

    Soziale Empathie müsste dem heute 39-jährigen Milliardär eigentlich in den Genen liegen

    Auch in Deutschland sind gerade Touristenmagnete wie Berlin oder München betroffen. Kurzum: Gegner des Modells werfen Chesky und seinen Mitstreitern vor, ein zutiefst unsoziales Geschäftsmodell zu verfolgen. Anhänger und Kunden schwärmen hingegen von einer Demokratisierung des Reisens.

    Soziale Empathie müsste dem heute 39-jährigen Milliardär eigentlich in den Genen liegen. Vater und Mutter verdienten ihr Geld als Sozialarbeiter. Sohn Brian, der heute mit der Künstlerin Elissa Patel liiert ist, interessierte sich früh für Design und entwickelte ein Gespür für das Bedürfnis seiner Generation, Konventionen hinter sich zu lassen. Auch, wenn man unterwegs ist.

    Doch auch fürs Geschäft scheint er ein Gespür zu haben. Chesky vermittelt Anlegern, dass Airbnb besser durch die Krise komme, weil dem Unternehmen kein einziges teures Hotel oder Immobilie gehöre – und nun, da jeder von überall arbeiten könne, die Anmietung von schickem Wohnraum noch populärer werde. Zudem preisen Analysten die knallharte „Entschlossenheit“, mit der Chesky auf Krisen wie die Corona-Pandemie reagiert, etwa die Trennung von tausenden von Mitarbeitern. Immerhin federte er – in den USA nicht selbstverständlich – diese Eingriffe sozial recht großzügig ab.

    Image ist wichtig für Airbnb, das sich in Werbeclips als Plattform im Dienste der Völkerverständigung stilisiert. Genauso wichtig sind Visionen. Chesky träumte vor zehn Jahren in einem Interview ein Leben und Wohnen ohne Haustürschlüssel herbei. Jetzt müssen nur nach Corona die Türen wieder aufgehen.

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