Ein Zeichen aus dem Jenseits, das das irdische Leben wieder in das rechte Lot bringt, gibt es nur im Märchen. Wer nicht an Märchen glaubt, kann sich dafür die diesjährige Theateraufführung des Burgheimer Pfarrgemeinderates anschauen. „Zapp Zarapp“ heißt die bayerische Komödie in drei Akten von Markus Scheble und Sebastian Kolb. Dazu bieten die Spielleiterinnen ein stattliches zehnköpfiges Ensemble auf, in dem erstmals Andrea Ruthemeier, Nicole Loge und Thomas Formann stehen.
Bayerische Komödie ‚Zapp Zarapp‘ begeistert in Burgheim
Das Stück ist eine einzige Beziehungskiste, die aus den Fugen gerät, und mit irdischen Mächten kaum mehr zu kitten ist. Das beginnt mit dem Wirt Sepp und seiner Angetrauten Lies. Während Fred Braumandl den Müßiggänger mit Gichtzehen fast bemitleidenswert spielt, agiert Bianca Schneider als fleißige und umtriebige Wirtin. Ähnlich „harmonisch“ verläuft die Ehe zwischen dem Bäcker Rudi und seiner Gattin Uschi. Ralf Beßle spielt den hartnäckigen Wirtshaushocker, den Carmen Ebert mit viel „Nachdruck“ in seine Bäckerei drängt.
Ein weiterer Stammtischler im Gasthof „Zur goldenen Sau“ ist Sportvereinsvorstand Otto. Uli Ottillinger verkörpert den sportlich ehrgeizigen Typ, der nur den Aufstieg seines Vereins in die Kreisklasse will. Deshalb darf auch Bäckersohn Kurti nicht in der ersten Mannschaft spielen, weil er zu dick ist.
Die Herrenrunde komplettiert Erwin. Dabei spielt Manfred Braun einen Doppelcharakter sehr authentisch. Im Kreise seiner Stammtischbrüder stottert das hinterwäldlerische Muttersöhnchen und gibt sich in Mimik und Gestik äußerst bieder. Als er im Internet auf Brautschau geht, rüstet er zum ersten Date mächtig auf. In Hawaiihemd, Leder und gestiefelt zeigt sich Manfred Braun, als „Latin Lover“, lässiger Stenz und Frauenversteher, was ihm Lachsalven und Szenenapplaus entgegenbringt.
Burgheimer Theaterzauber: "Zapp Zarapp" verbindet Humor und Lokalkolorit
Als Pendant zu den Herren der Schöpfung veranstalten die Damen einen Stricklieselstammtisch mit Eierlikörbowle. Abweichend vom Drehbuch haben die Regisseurinnen Burgheimer Lokalkolorit in die Stammtischdiskussion eingefügt. Während die Damen die neue Fassadenfarbe der Metzgerei Lix ansprechend und fein abgestimmt finden, meinen die Männer, dass „der Benno (Lix) nur übrig gebliebenes Blut verstrichen hat. Bei der neuen Kassiererin im Nettomarkt finden die Damen die aufreizenden Textilien der Dame deplatziert. Dagegen haben die Herren die tätowierte Rose im Dekolletee bis in die „Tiefe“ analysiert und für ausgezeichnet empfunden.
Knackpunkt im Stück ist der marode Zustand der „Goldenen Sau“, der ohne Hilfe des Bräu Felgenhauer nicht zu stemmen ist. Als solcher tritt Thomas Formann herrschaftlich und bestimmend auf, hat er doch wie in früheren Zeiten ein Auge auf die Wirtin geworfen. Die aber möchte gerne mit ihrem Mann tauschen, was dem „Ahndl“ (Urgroßmutter) nicht verborgen bleibt. Sabine Faller hängt als Konterfei an der Wand und tritt nach Blitz und Donner durch den Rahmen richtig auf. Sie war zwar als Hexe früher verschrien, doch mutet sie an wie eine gute Fee, von Carl Spitzweg gemalt.
Aus Sepp wird Lies und umgekehrt, auch mit Gichtzehen. Die zündenden Dialoge, gewürzt mit Burgheimer Gegebenheiten bringen das Publikum in höchste Wallung. Schnell erkennen sie, dass die ursprüngliche Fassung doch die beste ist. Das „Ahndl“ polt wieder um! Als dann die Fußballmannschaft durch einer Tor von „Kurti“ aufsteigt, scheint die „Goldene Sau“ gerettet. Als der Bräu seine zugesagte Hilfe nicht einlöst, wird die Urgroßmutter wieder mit „Zapp Zarapp“ tätig. Das Felgenhauerbier wandelt sich zu sauerer Milch, sogar in den Burgheimer Gaststätten Kellerwirt, Brucki und beim Hans! Erst ein unmissverständliches Gespräch mit dem Urenkel bringt das Happy End.
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