Die Kommunen Berg im Gau, Ehekirchen, Karlshuld, Karlskron, Königsmoos, Langenmosen, Neuburg, Oberhausen, Pöttmes, Rohrenfels, Schrobenhausen und Weichering haben sich im April zu einer Integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) zusammengeschlossen. Damit begann ein anderthalbjähriger Prozess, an dessen Ende ein Entwicklungskonzept stehen soll, samt einer gemeinsamen Strategie und konkreten Maßnahmen, die auch gemeinsam finanziert und umgesetzt werden. In einem ersten Schritt trafen sich im Juni Vertreter der teilnehmenden Kommunen, um gemeinsam eine Bestandsaufnahme zu erarbeiten und Problembereiche zu identifizieren. Das Ergebnis stellte ILE-Planerin Dr. Elisabeth Appel-Kummer am Donnerstag im Rahmen einer interkommunalen Gemeinderatssitzung am Neuburger Campus der THI vor.
Die Herausforderungen im ländlichen Raum sind zahlreich - auch im Donaumoos
Obwohl viele der Herausforderungen und Probleme des ländlichen Raums nicht neu sind, dürfte bei dem einen oder anderen dennoch eine gewisse Ernüchterung eingekehrt sein. In einem Ampel-System fasste Appel-Kummer in sieben übergeordneten Bereichen zusammen, was im Donaumoos im Argen liegt. Dabei flimmerte viel Rot über die Leinwand, selten ein gutes Zeichen. Der höchst unwirtschaftliche ÖPNV, die Energiewende, der Arbeitskräftemangel, der schlechte Mobilfunk auf dem Land, die hohen Grundstückspreise, die Abhängigkeit von wenigen großen Unternehmen oder die fehlenden finanziellen Mittel für Soziales und Daseinsvorsorge – die Liste der Probleme ist lang.
Zwar hatte Appel-Kummer hoffnungsvolle Beispiele anderer bayerischer ILE-Zusammenschlüsse im Gepäck, beispielsweise zu flächenschonenden PV-Anlagen über Klärwerken. Doch wehte eine spürbare Skepsis durch das Foyer, ob sich die Herausforderungen so einfach gemeindeübergreifend lösen lassen. „Spannend wird es, wenn es ums Finanzielle geht. Wenn mal eine Gemeinde für etwas zahlen muss, von dem sie nicht so profitiert“, unkte einer der Teilnehmer nach der Veranstaltung auf den Fluren der THI. Ein anderer hätte sich gewünscht, schon mehr von potenziellen Maßnahmen zu hören. „Dann käme vielleicht ein bisschen mehr Aufbruchstimmung auf“, so der Gemeinderat.
Gemeinde- und Stadträte sind noch skeptisch, ob sich die Probleme so lösen lassen
Im Publikum war während der Veranstaltung von Aufbruch noch nicht viel zu spüren. Zwar waren sich die Gemeinderäte einig, wie eine Live-Umfrage während des Vortrags ergab, dass es wichtig sei, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen und über kommunale Grenzen zusammenzuarbeiten. Wie das aber genau aussehen kann, darüber herrschte eine gewisse Ratlosigkeit. „Wir sprechen ja seit Jahren über diese Themen, aber passiert ist nichts. Wir müssten mal ein, zwei Dinge anpacken, sonst verliert es sich im Wald“, sagte ein Gemeinderat aus Pöttmes.
Sorgen macht vielen auch das richtige Setzen der Prioritäten. In der Live-Umfrage landeten die Themen Energie, Soziales und Wohnen ganz vorn, während Wirtschaft und Ökologie hinten landeten, sehr zum Missfallen einer jungen Gemeinderätin. „Ich bin eine junge Frau, zweifache Mutter und Bio-Bäuerin. Ich finde es erschreckend, dass Ökologie und Bio-Diversität nur so weit unten stehen. Das laste ich mal den vielen Männern hier an“, sagte sie. Schließlich sei man in der Landwirtschaft und ganz generell von einer gesunden Natur abhängig.
Für Christine Appel-Kummer kamen die Reaktionen aus dem Publikum nicht überraschend, schließlich hat sie Erfahrung in diesen Prozessen. „Es ist normal, dass man sich erst mal erschlagen fühlt, wenn man diese ganzen Punkte sieht“, sagte sie. Das große Potenzial der Zusammenarbeit werde deutlich greifbarer, wenn über konkrete Projekte gesprochen werde. Konkretes ist an diesem Punkt des Prozesses allerdings noch gar nicht vorgesehen. „Was passieren wird, das steht überhaupt noch nicht fest“, stellt Appel-Kummer im Gespräch klar. „Wir sind noch bei der Bestandsaufnahme und haben geschaut, wo es überall brennt und was die Kommunen überhaupt sinnvoll machen können.“
ILE Donaumoos beginnt im Herbst mit einer Bürgerbefragung zum ländlichen Raum
Bis es ans Eingemachte geht, wird noch einige Zeit vergehen. Zunächst werden die Bürgerinnen und Bürger der zwölf Gemeinden und Städte eingebunden. Ihnen wird ermöglicht, in einer Befragung die Probleme und Nöte in den Gemeinden aus ihrer Sicht darzustellen. In einem weiteren Schritt soll ein Bürgergremium gebildet werden, nach dem Vorbild der Bürgerräte, in dem zufällig ausgeloste Bewohner ihre jeweiligen Gemeinden vertreten. Um Weihnachten herum sollen dann auch die ersten konkreten Projekte diskutiert werden, spätestens dann wird sich zeigen, inwieweit sich die Interessen und Befindlichkeiten der Gemeinden unter einen Hut bringen lassen.
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